Wochenrückblick

Suez setzt auf Digitalisierung, in Toronto werkeln bald Müllroboter und die dualen Systeme nähern sich wieder an. Außerdem: H&M beteiligt sich an Textilrecycler. Auch sonst gab es in dieser Woche etliche interessante Themen. Wir blicken zurück: Das war die Woche.

Das war die Woche


Foto: ©iStock.com/spainter_vfxEs gibt viele interessante Entwicklungen in der heutigen Zeit, aber die Digitalisierung ist sicherlich eine der spannendsten. Niemand kann heute verlässlich beurteilen, wie die Digitalisierung die Wirtschaft und Gesellschaft verändern wird. Und niemand weiß genau, welche Folgen dieser Prozess für die Recyclingbranche haben wird.

Klar ist aber, dass die Digitalisierung alle Bereiche der Informationsverarbeitung und –vermittlung beeinflussen wird. Daten werden in Echtzeit gesammelt, verarbeitet und in automatische Prozesse umgewandelt. Übertragen auf die Recyclingwirtschaft heißt das, dass unter anderem die Abfallsammlung betroffen sein wird. Sie wird von intelligenten Systemen ausgewertet und automatisch optimiert. Einzelne Player der Recyclingbranche setzen solche Tools schon seit einiger Zeit ein. Auch der französische Entsorgungskonzern Suez geht diesen Schritt – allerdings in einem größeren Kontext: Künftig sollen spezielle Management-Zentren in ganz Frankreich eingeführt werden, in denen alle Informationen zur Abfallsammlung zusammenlaufen werden. Mehr zu diesem Thema


Foto: Quelle: ©iStock.com/diegograndiDoch der Prozess der Digitalen Transformation wird in einzelnen Bereichen noch weitergehen. Wohin die Reise geht, zeigt Googles Schwesterkonzern Sidewalk Labs. Das Unternehmen hat eine Ausschreibung für eine Stadtteilplanung in Toronto gewonnen. Teil der Stadtteilplanung ist ein unterirdisches System für den Abfalltransport, der von Robotern durchgeführt wird. Sie sollen dafür sorgen, dass die Abfälle an eine zentrale Sammelstelle gelangen und von dort in eine Behandlungsanlage transportiert werden.

Es ist gut vorstellbar, dass diese Pläne tatsächlich umgesetzt werden. Schon heute gibt es Sammelsysteme wie die des schwedischen Unternehmens Envac, die Abfälle über ein Unterflursystem an eine zentrale Sammelstelle schleusen. Doch werden solche Systeme die bisherige Abfallsammlung mit Mensch und Fahrzeug komplett ersetzen können?

Vermutlich nicht. Denn Sammelsysteme wie das von Sidewalk Labs werden auf urbane Gebiete mit hoher Abfallkonzentration beschränkt sein. Für ländliche Regionen dürfte sich ihr Einsatz kaum lohnen. Außerdem lassen sich damit vermutlich nur Haushaltsabfälle mit kleinem Volumen erfassen. Die Sammlung von Gewerbeabfällen wie Altpapier, Schrott oder Bauschutt wird man kaum über ein unterirdisches System durchführen können. Wenn also die Digitalisierung die physische Sammlung von gewerblichen Abfällen verändern wird, dann nur, wenn es eines Tages selbstfahrende Müllfahrzeuge geben wird. Mehr zu diesem Thema


Quelle: ©iStock.com/alacatrDie Hoffnungen, die auf dem Kunststoffrecycling ruhen, sind bekanntlich groß. Das liegt in erster Linie daran, dass mit dem Verpackungsgesetz endlich die Recyclingquote erhöht wurde. Aber das Wachstumspotenzial zeigt sich auch an anderer Stelle. So geben in einer Umfrage nur 27 Prozent der europäischen Kunststoffverarbeiter an, dass ihre Kunden die Vorteile und den Nutzen von Kunststoffrecyclaten kennen. Hier besteht also noch großer Aufklärungsbedarf, der sich durchaus in einer steigenden Nachfrage nach Recyclaten niederschlagen könnte.

Voraussetzung ist natürlich, dass die Kunststoffverarbeiter die Recyclingkunststoffe in der benötigen Qualität geliefert bekommen. Fast 60 Prozent der Verarbeiter geben an, dass sie Probleme hätten, die nötige Qualität zu erhalten. Somit zeigt auch dieses Ergebnis, dass die Qualität das alles entscheidende Auswahlkriterium im Kunststoffrecycling geworden ist. Mehr zu diesem Thema


Quelle: ©iStock.com/mb-fotosDie Zahl hochwertiger Recyclingprodukte, die aus Alttextilien entstehen, ist derzeit noch überschaubar. Es gibt einige Branchenvertreter, die meinen, dass man Alttextilien sehr viel hochwertiger verwerten könnte. Dieser Meinung scheint auch der Modekonzern H&M zu sein. Er hat eine Minderheitsbeteiligung an dem schwedischen Textilrecycler Renewcell erworben, der ein Verfahren für ein biochemisches Recycling entwickelt hat. Damit lässt sich aus Stoffresten ein Zellstoff für neue Kleidung herstellen. H&M ist ein weiteres Beispiel für ein Industrie- und Handelsunternehmen, das sich die benötigten Recyclingstoffe über eine direkte Zusammenarbeit sichern möchte. Die EU-Kommission wird sich freuen. Das ist das, was sie sich unter Circular Economy vorstellt. Mehr zu diesem Thema


Foto: ©iStock.com/KohlerphotoIm Streit um die Clearingverträge haben die dualen Systeme seit vergangenem Montag wieder eine gemeinsame Grundlage. Die drei Systembetreiber ELS, Noventiz und RKD haben die bestehenden Clearingverträge um die LAGA M37 ergänzt. Damit sind sie einer zentralen Forderung des Bundesumweltministeriums und weiterer dualer Systeme nachgekommen. Ob das jedoch ausreichen wird, um den Streit auch beizulegen, bleibt abzuwarten.

Denn diejenigen dualen Systeme, die sich den neuen Clearingverträgen angeschlossen haben, fordern noch weitergehende Regelungen, um künftig einen fairen Wettbewerb sicherzustellen. Da bis Ende des Jahres ein einheitlicher Clearingvertrag von allen zehn dualen Systemen unterzeichnet sein muss, werden die Verhandlungen also weitergehen. Am Ende wird vermutlich ein ganz neuer Vertrag stehen, der einen Kompromiss zwischen den bestehenden Positionen abbilden und damit für alle gesichtswahrend sein wird. Mehr zu diesem Thema


Und sonst? Und sonst gab es in dieser Woche natürlich noch viele weitere interessante Entwicklungen. So zeigt ein neues Verfahren, wie die Qualität von Ersatzbrennstoffen in Echtzeit analysiert werden kann. Die Ergebnisse seien den Stichprobenanalysen weit überlegen, heißt es. Außerdem haben Forscher herausgefunden, wie sich Kupfer aus Schiefervorkommen zurückgewinnen lässt. Sie gehen davon aus, dass sich das Verfahren auch auf Elektronikschrott, Müllverbrennungsaschen oder metallurgische Schlacken übertragen lässt.

Hinzu kommen noch weitere interessante Nachrichten in dieser Woche, so unter anderem zur Marktentwicklung an den internationalen Schrottmärkten. Für den besseren Überblick haben wir alle Artikel nochmals zusammengestellt. Die Artikel-Übersicht finden Sie hier. Viel Spaß beim Lesen!

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende!

Ihr

Stephan Krafzik

Chefredakteur

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