Pilotprojekt

Mithilfe einer neuen Tracking-Technologie lässt sich nun der Entsorgungsweg von Elektroaltgeräten verfolgen. Die Technologie soll in der Lage sein, E-Schrott-Geräte mit einer Genauigkeit von zehn Metern zu lokalisieren – egal, wo sich das Gerät auf der Welt befindet.

Dell nutzt neue Tracking-Technologie für E-Schrott


Das Basel Action Network (BAN) hat eine neue globale Tracking-Technologie zur Überwachung von E-Schrott-Strömen lanciert. Sein erster Kunde ist ausgerechnet ein Computerhersteller, der noch vor zwei Jahren von der Nichtregierungsorganisation wegen seiner E-Schrott-Exporte an den Pranger gestellt und öffentlich beschimpft wurde: Dell.

In den kommenden zwölf Monaten will Dell die neue Tracking-Technologie und den dazugehörigen Service testen. Damit will Dell „mehr Transparenz in unsere eigenen US-Elektronik-Recyclingprogramme bringen“, wie der Computerhersteller in seinem Blog kommentiert.

Im Rahmen des Pilotprojekts sollen laut Dell 40 Tracking-Geräte in nicht mehr funktionierende Elektronikgeräte eingebaut werden, die über die konzerneigenen Rücknahmeprogramme gesammelt wurden. Dell selbst werde 30 E-Schrott-Geräte mit den sogenannten „EarthEye“-Trackern bestücken. BAN werde weitere zehn dieser Tracker eigenhändig in den E-Schrott-Strom einbringen.

Ziel sei es, sicherzustellen, dass die Partner und Lieferanten von Dell die Exportpolitik des Unternehmens einhalten, wie BAN selbst mitteilt. Mit diesem Pilotprojekt startet BAN gleichzeitig seinen EarthEye-Tracking-Service. Dieser Nachverfolgungs- und Überwachungsservice soll allen Unternehmen und Institutionen offenstehen.

Spezielle GPS-Tracker mit einer Genauigkeit von 10 Metern

Für seine weltweite Tracking-Technologie setzt BAN GPS-Tracker ein. Diese Technologie ist an sich nicht neu; GPS-Tracker können quasi von der Stange online gekauft werden. BAN hingegen verwendet eigenen Worten zufolge einen speziell für die NGO entwickelten Tracker, den EarthEye „Scout“ Tracker

Diese Tracker ähneln Smartphones, die mit GPS-Lesegeräten ausgestattet seien, wie BAN erklärt. Sie nutzten die Mobilfunktechnologie, um die vom Global Positioning System (GPS) gesammelten Informationen zu senden. Die Tracker arbeiten nach dem Prinzip „Machine-to-Machine“ und sendeten GPS-Daten über Telefonnachrichten an unabhängige Fremdserver.

Das weltumspannende GPS-Netzwerk besteht aus etwa 30 Satelliten, die die Erde in einer Höhe von 20.000 Kilometern umkreisen. Sobald die Scout-Tracker mindestens drei dieser Satelliten geortet haben, kann die Position des Abfalls überraschend genau bestimmt werden. Oftmals betrage die Abweichung lediglich plus/minus zehn Meter.

Programm kann nahtlos mit Google Maps verbunden werden

Alle 24 Stunden würden die EarthEye-Ortungsgeräte diese Standortdaten – Breiten- und Längengrad – direkt an einen sicheren Server eines Drittanbieters senden. Der Kunde könne jederzeit via Computer oder Smartphone auf seine Daten zugreifen. Darüber hinaus hat BAN noch ein weiteres Extra in petto: Denn das Programm soll sich nahtlos mit Google Earth und Google Maps verbinden lassen. Die aktuellen Standorte des E-Schrotts kann man also mit Street View virtuell besuchen.

Zugänglich sollen diese Daten ausschließlich für den Kunden sein, verspricht der E-Schrott-Wachhund BAN. Jeder EarthEye-Vertrag beinhalte eine strenge Geheimhaltungsvereinbarung. Diese stelle sicher, dass alle geschützten Daten sicher und privat seien. BAN verwendet diese Tracking-Daten aber anonymisiert für seine Jahresberichte. Und das in Form von Statistiken über die Export- und Importländer sowie die betroffenen Arten von elektronischen Geräten.

Lebensdauer der Tracker erreicht bis zu vier Jahre

Die Tracker sind für eine Lebensdauer von mindestens drei bis vier Jahren ausgelegt. Die Lithium-Ionen-Batterien müssten weder gewechselt noch aufgeladen werden, verspricht BAN. Doch so lange müssen die meisten Tracker offensichtlich nicht durchhalten. Bisherige Studien hätten nämlich gezeigt, dass die meisten Tracker innerhalb von zwölf Monaten ihr endgültiges Ziel erreichen und/oder ihre Datenübermittlung einstellen.

Die Lithium-Ionen-Batterien, die BAN für seine Tracker verwendet, sollen zu den sichersten Batterien gehören, die es gibt. Es seien die gleichen, die auch die NASA bei Weltraumeinsätzen verwendet.

Die Tracker-Technologie soll zwar für die Nachverfolgung aller möglichen festen Abfälle eingesetzt werden. Sie hat aber ganz offensichtlich ihre Grenzen. Zu klein darf der E-Schrott beziehungsweise Abfall nicht sein. Die EarthEye-Tracker werden laut BAN derzeit in Druckern, Servern, CPU, LCD- und CRT-Monitoren und anderen sperrigen Geräten installiert. Laptops, Telefone und Tabletts seien nicht für EarthEye geeignet.

 

© 320° | 03.07.2018

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