Abfallsammlung

Abfallsammelfahrzeuge, Kehrmaschinen oder Nutzfahrzeuge: Der Antrieb der Zukunft ist elektrisch. Die Messe IAA Nutzfahrzeuge zeigt, was die Hersteller im Programm haben.

Der Antrieb von morgen ist elektrisch


Hamburg hat als erste Stadt Deutschlands ein Dieselfahrverbot eingeführt. Frankfurt, Aachen und Stuttgart werden 2019 diesem Beispiel folgen. Immer mehr Städte signalisieren zudem, auch schon bald die Lieferlogistik mit Verbrennungsmotoren aus den Innenstädten zu verbannen.

Gut möglich, dass davon auch die Entsorgungslogistik betroffen sein wird. In den Kommunen wird der Ruf nach emissionsfreien Abfallsammel- und anderen Nutzfahrzeugen lauter. Einige Aufbau- und Fahrgestellhersteller haben bereits darauf reagiert und stellen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben vor.

Zu diesen Herstellern zählen Volvo und Renault. Beide Hersteller präsentieren ab morgen auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover elektrisch betriebene Abfallsammelfahrzeuge mit E-Aufbau von Faun. Volvo zeigt den E-Rotopress von Faun, der im Mai 2018 Premiere hatte. Ab 2019 wird er bei der Stadtreinigung Hamburg in Einsatz gehen. Renault wird auf der IAA erstemalig den Faun-E-Variopress auf dem neuen Renault-Fahrgestell namens D. Wide Z.E. Premiere präsentieren.

Faun setzt auf Wasserstoff-Brennzellen

Bei beiden Fahrzeugen soll die skalierbare Batteriekapazität genutzt werden, um leise und emissionsfrei zu fahren. Auch der Aufbau und der Lifter werden elektrisch angetrieben. Das Müllfahrzeug wird laut Faun von zwei Elektromotoren mit einer Maximalleistung von 370 Kilowatt und einem Zweiganggetriebe angetrieben. Die Dauerleistung wird mit 260 Kilowatt angegeben. Zur Energiespeicherung verwenden beide Hersteller Lithium-Ionen-Batterien.

Faun selbst sieht Batterien und Wasserstoff als die Energieträger der Zukunft. Im Mai haben die Niedersachsen auf der Umweltmesse IFAT ihr selbst entwickeltes Konzept Bluepower vorgestellt. Dabei handelt es sich um ein Fahrgestell mit elektrischem Fahrantrieb und Batterie als Grundpaket. Als sogenannter Range Extender könne es mit Wasserstoff-Brennstoffzellen und Wasserstofftanks aufgerüstet werden kann.

Die Energie des Grundpaketes reicht laut Faun je nach Einsatzgebiet für zwei Touren á 10 Tonnen gesammelten Abfall. Die Reichweite könne mit Brennstoffzellen auf bis zu 560 Kilometer erhöht werden. In zwei Jahren will Faun mit der Serienproduktion dieser Müllfahrzeuge starten.

Energieverbrauch sinkt um bis zu 40 Prozent

Sowohl die E-Aufbauten als auch das Bluepower-Konzept haben aber nicht nur in Sachen Emission Vorteile gegenüber Verbrennungsmotoren. Sie würden auch einen Großteil der Bremsenergie speichern und zur Beschleunigung genutzt werden. Bei Abfallsammelfahrzeugen mit herkömmlichen Antrieben geht die Bremsenergie größtenteils verloren.

Dank der alternativen Antriebe soll das Fahrzeug bis zu 40 Prozent weniger Energie verbrauchen. Darüber hinaus sei es CO2– und NOx-frei und emittiere weniger Feinstaub in die Luft. Auch die Lärmemissionen eines herkömmlichen Müllfahrzeugs sollen damit der Vergangenheit angehören, wie Faun hervorhebt.


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Vollständig elektrische Kehrmaschinen im Praxistest

Der elektrische Antrieb ist auch in anderen kommunalen mobilen Arbeitsmaschinen auf dem Vormarsch. So etwa bei den Kehrmaschinen. Mehrere Städte in Deutschland und in der Schweiz haben bereits vollständig elektrische Kehrmaschinen des Schweizer Herstellers Bucher Municipal in der Praxis getestet.

Angetrieben wird die E-Kehrmaschine CityCat 2020ev durch eine Lithium-Ionen-Batterie. Mit einer Kapazität von 56 kWh liefert die Batterie ausreichend Strom für einen achtstündigen Einsatz, bilanzierten die Abfallwirtschaftsbetriebe Münster nach ihrem Praxistest. Dank besonders leistungsstarker Ladetechnik könne sie an jeder gängigen E-Tankstelle innerhalb von nur zwei bis drei Stunden wieder komplett aufgeladen werden.

Die CityCat 2020ev ist laut Hersteller das weltweit erste vollständig elektrisch betriebene Kompaktkehrfahrzeug in der 2-Kubikmeter-Klasse. Mit dem Arbeitseinsatz einer einzigen CityCat 2020ev anstelle einer herkömmlichen Dieselkehrmaschine sollen pro Jahr etwa 26 Tonnen an CO2-Emissionen vermieden werden können.

Aldi testet Elektro-Sattelzug

Auch in der Logistikbranche hat das Rennen um die abgasfreie Güterlieferung begonnen. In einer Zeit des stetig wachsenden Online-Handels werde die effiziente und emissionsfreie Lieferung bis zur Haustür zum „strategisch wichtigen Auftrag“ an die gesamte Logistik- und Transportbranche“, unterstrich Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), im Vorfeld der IAA.

Auf der IAA Nutzfahrzeuge würden daher urbane Logistik und Elektromobilität im Mittelpunkt stehen, wie VDA-Präsident Mattes ankündigte. In Hannover sollen neben elektrischen Abfallsammelfahrzeugen auch Elektro-Transporter in Serienreife zu sehen sein, zudem Stadtbusse und mittelschwere Lastwagen mit E-Antrieb.

Es mag Zufall sein, aber pünktlich zum Beginn der IAA hat Aldi Süd einen elektrisch betriebenen 40-Tonner mit Kühlauflieger auf die Straße gebracht. Der Elektro-Lkw soll über eine eigens am Mülheimer Logistikzentrum errichtete Schnellladesäule mit einer Leistung von 150 Kilowatt und mit 100 Prozent Grünstrom aus Wasserkraft oder eigenen Fotovoltaikanlagen aufgeladen werden. Auch das Kühlaggregat soll elektrisch betrieben werden.

„Wir möchten mit unserem Elektro-Lkw die Praxistauglichkeit von alternativen Antrieben in der Warendistribution überprüfen“, so Andreas Kremer, Leiter Logistikmanagement bei Aldi Süd. Gemeinsam mit dem Partner Framo habe Aldi Süd einen herkömmlichen Lkw zu einem Elektro-Lkw umgerüstet. Dieser werde zunächst testweise für einen Zeitraum von fünf Jahren in Mülheim an der Ruhr und Umgebung eingesetzt.


Elektrisch betriebener 40-Tonner mit Kühlauflieger:

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Foto: Aldi Süd

Die Zukunft ist autonom und elektrisch

Neben der E-Mobilität spielt das automatisierte Fahren in der Nutzfahrzeugbranche eine immer größere Rolle. Volvo Trucks wird auf der IAA eine neue Transportlösung auf der Basis autonomer und elektrisch angetriebener Nutzfahrzeuge präsentieren. Die Lösung besteht laut Volvo aus autonomen und vernetzten Elektrofahrzeugen und einer Leitstelle.

Bei den eingesetzten Fahrzeugen handele es sich um Sattelzugmaschinen, die mit vorhandenen Transportbehältern und Aufliegern kompatibel seien. Der Antrieb soll vollelektrisch erfolgen. Die Trucks seinen also vollständig abgasfrei und würden kaum Lärm verursachen.

Die Fahrzeuge seien mit modernsten Selbstfahrsystemen ausgestattet und könnten ihre aktuelle Position zentimetergenau ermitteln. Zudem könnten sie das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer detailliert analysieren und äußerst präzise darauf reagieren wie der Hersteller verspricht. Überwacht wird das Ganze permanent durch die Leitstelle. Diese sei ununterbrochen unter anderem über den genauen Standort und den Batterieladezustand der einzelnen Fahrzeuge informiert.

Autonome E-Trucks könnten sich schneller durchsetzen, als man glaubt. Das Institut für Trends und Zukunftsforschung (ITZ) beispielsweise prognostiziert, dass erste Konzepte, die Lkw-Logistik als selbstfahrenden (e-)Transport beschreiben, schon in den nächsten fünf Jahren schnell Konturen gewinnen. Ganz vorne mit dabei seien die üblichen Verdächtigen: Volvo, Daimler, aber auch Tesla.

 

© 320° | 19.09.2018

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