Fachkräftemangel

Dem Mittelstand in Deutschland fällt es immer schwerer, offene Stellen mit geeignetem Personal zu besetzen. Im Vergleich zu Konzernen ist die Bekanntheit und der Standort des Unternehmens oft nicht attraktiv genug. Mittelständische Firmen sollten aber nicht verzagen – sondern gezielt ihre Stärken ausspielen.

Der Mittelstand geht leer aus


Der Fachkräftemangel in Deutschland nimmt immer stärkere Ausmaße an. Im vergangenen Jahr waren rund 72 Prozent aller offenen Stellen in sogenannten Engpassberufen ausgeschrieben, rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) vor. Das sind Berufe, für die es mehr freie Stellen als verfügbare Fachkräfte gibt. Vor fünf Jahren traf das erst auf 47 Prozent der Stellen zu.

Vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) gehen bei der Mitarbeitersuche häufig leer aus. Sie sind nicht so bekannt wie Konzerne und sitzen zudem oft in der Provinz, argumentiert das IW. Im Schnitt könnten kleine Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern jede dritte Stelle nicht besetzen. Die Folge: Diese Firmen arbeiten oft an der Auslastungsgrenze und können neue Aufträge nicht annehmen.


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„Der Mangel erfasst mehr und mehr Regionen und Branchen. Dabei geht es immer öfter um beruflich qualifizierte Fachkräfte, nicht um Akademiker“, erklärt IW-Wissenschaftlerin Paula Risius. Die Firmen versuchen, den Fachkräftemangel in Engpassberufen abzumildern, indem sie die Ausbildung verstärken: So ist die Zahl der Ausbildungsplätze in Engpassberufen seit 2012 um 13 Prozent gestiegen. In Berufen ohne Mangel nahm das Angebot dagegen um rund zwölf Prozent ab. „Die eigene betriebliche Ausbildung ist vor allem für kleine und mittlere Unternehmen entscheidend, um Fachkräfte zu gewinnen, die auf dem Arbeitsmarkt derzeit nicht zu finden sind“, sagt Risius.

Umso alarmierender ist, dass Unternehmen in vielen Regionen zudem Probleme haben, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen – denn jeder unbesetzte Ausbildungsplatz verschärft langfristig die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter. So bleibt in Mecklenburg-Vorpommern bereits fast jede siebte Stelle unbesetzt, zeigt die IW-Studie.

Um sich im Kampf um die Köpfe gegen Großunternehmen durchzusetzen, sollten KMU starke Arbeitgebermarken aufbauen, empfiehlt das IW. Dabei könnten sie ihre Stärken ausspielen: die oft flachen Hierarchien und schnelleren Aufstiegsmöglichkeiten sowie die starke Verwurzelung in der Region. Als attraktiver Ausbildungsbetrieb zu gelten, sei heute eine der wichtigsten Voraussetzungen, um Auszubildende zu finden.


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© 320° | 15.10.2018

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