Interview mit Peter Beyeler

Als Donald Trump zum US-Präsident gewählt wurde, war IUT-Chef Peter Beyeler in Moskau und verhandelte mit russischen Schrotthändlern über den Verkauf neuer Maschinen. Trump werde als Heilsbringer für die russische Wirtschaft wahrgenommen, resümiert Beyeler im Interview mit 320°. Auch der Schrotthandel in Russland hofft zu profitieren.

„Der russische Schrotthändler ist eine Mimose“


Peter Beyeler ist seit über 30 Jahren im Geschäft. Nach dem Maschinenbau-Studium gründete er die Firma IUT Beyeler, die Recyclingmaschinen, insbesondere Schrottscheren und Schrottpressen, baut und in Betrieb setzt. Beyeler ist mit seiner Firma weltweit tätig, Sitz des Unternehmens ist in Spiez in der Schweiz.

Herr Beyeler, in der Stahlrecyclingwirtschaft keimt neuer Optimismus, dass die Geschäfte im neuen Jahr anziehen werden. Vor allem das Exportgeschäft verspricht eine stärkere Nachfrage. Sie selbst waren im November auf der Messe Metal-Expo in Moskau. Wie laufen derzeit die Geschäfte in Russland?

In jedem Fall viel besser als in der Vergangenheit, so viel kann man bereits sagen. Mein Eindruck ist, dass sich die Stimmung gegenüber den vergangenen zwei Jahren stark aufgehellt hat. Das ist sicherlich im Zusammenhang mit den gestiegenen Stahlschrottpreisen zu sehen. Entgegen vieler Erwartungen sind die Preise seit Oktober relativ stark gestiegen – und zwar über alle Sorten hinweg.

In den Monaten zuvor sind die Preise jedoch deutlich gefallen. Reicht ein kurzfristiger Preisanstieg bereits aus, um die Stimmung zu drehen?

Nun ja, es ist wie überall. Sobald die Preise steigen, hellt sich die Stimmung auf. Der russische Schrotthändler ist eine Mimose: Kaum fallen die Preise, schon sieht er sich nahe der Insolvenz, aber wenn dann die Preise wieder steigen, dann hofft er, sich schon bald in die Liste der reichsten Zehntausend einreihen zu können. Schrotthändler sind bekannt dafür, dass sie recht wankelmütig sind.

Schlägt die bessere Stimmung auch in Ihrem Auftragseingang durch?

Ja, durchaus. Die steigenden Preise seit Oktober haben dazu geführt, dass nicht nur russlandweit, sondern europaweit und weltweit die Nachfrage nach Maschinen angezogen hat. Bei uns sind in den vergangenen zwei Monaten die Anfragen drastisch nach oben geschnellt. Im Falle Russlands hatten wir nicht nur viele gute Gespräche auf der Messe geführt, wir haben auch unmittelbar danach entsprechende Aufträge erhalten.

Hängt das auch damit zusammen, dass die ein oder andere Investition aufgrund der vergangenen Marktflaute zurückgehalten wurde?

Ja, das ist sicherlich so.

Welche Art von Maschinen haben Sie in Russland verkauft?

IUT Beyeler
IUT Beyeler

Der russische Markt fragt in der Regel sehr große Maschinen nach. Während man in der Schweiz eine 700 Tonnen-Schere benötigt, verlangt man in Russland eine 1.000 Tonnen-Schere. Die russischen Schrottbetriebe setzen viel größere Mengen um und haben deshalb auch größere Plätze. Es waren also vor allem große Schrottscheren und Schrottpressen, die wir verkauft haben.

Wie umgänglich sind russische Kunden eigentlich?

Der russische Kunde ist bekannt für Schnellschüsse, er neigt dazu, sich viel um das Unwesentliche und wenig um das Wesentliche zu kümmern, aber eines muss man trotzdem sagen: Er ist ein verlässlicher Partner. Viele meiner russischen Geschäftspartner sind inzwischen zu meinen Freunden geworden.

Das Russland-Geschäft der deutschen Maschinenbauer generell leidet unter den Sanktionen der EU gegenüber Russland. Inwieweit können Sie als Schweizer und Einwohner als Nicht-EU-Landes davon profitieren?

Ich glaube nicht, dass ich davon direkt profitieren kann. Gut möglich, dass sich vielleicht ein russisches Unternehmen etwas mehr zu einem Schweizer Unternehmen hingezogen fühlt, weil die Schweiz eben nicht Mitglied in der Europäischen Union ist. Aber de facto glaube ich, dass ich nicht einen zusätzlichen Auftrag gewinne, nur weil wir als schweizerisches Unternehmen am Markt auftreten.

Als Sie auf der Messe in Moskau waren, lief die Wahl zum neuen US-Präsidenten, die bekanntlich Donald Trump gewonnen hat. Wie haben ihre russischen Partner den Ausgang der Wahl aufgenommen?

Ganz offensichtlich mit sehr viel Freude. Ich kann mich erinnern, wie mir nach der Wahl alle mit einem Strahlen im Gesicht entgegengekommen sind. Ich glaube, es ist kein Geheimnis, dass für viele Russen Trump der größere Sympathieträger ist.

Ist das lediglich eine Frage der Sympathie oder erwarten russische Händler auch konkrete wirtschaftliche Vorteile?

Es gibt sehr wohl eine Verbindung zwischen der Trump-Wahl und Russland. Denn Trump hat angekündigt, Importzölle für Stahl aus China zu erheben. Parallel dazu will er wohl etwas auf Distanz zu Europa gehen. Außerdem hat er erklärt, dass er die US-Sanktionen gegen Russland für unberechtigt hält. Und deshalb wird Trump in Russland als Heilsbringer für die russische Wirtschaft wahrgenommen.

Welche Absatzmärkte, außer Russland, sind für Sie derzeit noch von Interesse?

Da sind zu einem die Klassiker Deutschland, Schweiz, Österreich, aber auch Polen und die Tschechische Republik. Auch Skandinavien mit Finnland, Schweden, Norwegen läuft derzeit gut. Von dort verzeichnen wir aktuell einen regen Auftragseingang.

Macht Ihnen eigentlich die Konkurrenz aus Osteuropa zu schaffen?

Es wäre vermessen zu sagen, dass uns die osteuropäische Konkurrenz nicht tangieren würde. Aber dennoch ist es so, dass wir mit unseren Anlagen eine spezifische Klientel ansprechen, und wir daher nicht im Wettbewerb mit Tiefstpreis-Anbietern stehen. Zumal die billigen Maschinen, die es von dort gibt, schlicht auch andere Maschinen sind. Insofern betrifft uns die Konkurrenz aus Osteuropa sicher nicht in der Tiefe, wie das bei anderen Firmen in anderen Branchen der Fall ist.

Gilt das auch für die Konkurrenz aus China? Immerhin wären Schrottscheren deutlich einfacher zu kopieren als einen Industrieroboter.

Das ist richtig. Aber nach unserer Wahrnehmung haben die Chinesen den Markt für Recyclingmaschinen gar nicht so sehr im Fokus. Und eines darf man nicht vergessen: Wenn ich mir bei einer Messe die Maschinenangebote russischer oder chinesischer Hersteller ansehe, dann bleibt festzuhalten, dass diese Firmen technologisch dort sind, wo wir vor 30 Jahren standen. Es gibt als nach wie vor beträchtliche Unterschiede zwischen diesen Maschinen und unseren Angeboten.

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