Marktbericht für Edelmetalle

Die Talfahrt des Goldpreises hat auch Silber mitgezogen. Palladium dagegen befindet sich weiter im Aufwind. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Deutliche Verluste für Gold


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Nach wochenlanger Seitwärtsbewegung ist Gold in den letzten Tagen der Range von 1.280 – 1.320 US-Dollar/oz entkommen. Jedoch musste das Metall dabei deutliche Verluste hinnehmen (-3,2 Prozent) und fiel auf den fast tiefsten Stand in vier Monaten. Die Unterstützung bei 1.250 US-Dollar/oz hielt heute Morgen nicht mehr; aktuell handelt Gold bei 1.243 US-Dollar/oz.

Auf Talfahrt wurde Gold durch bekannte Indikatoren geschickt, die in der letzten Woche jedoch mehr beziehungsweise weniger Einfluss entwickelten. So hat die Unterstützung, die das Metall zuvor durch die Krise in der Ukraine erfahren hat, nach den erfolgten Wahlen und der sich verringernden Brisanz an Wirkung verloren. Die derzeitigen Erfolge an den Aktienmärkten lassen Gold zusätzlich unter Druck geraten, da sich Investoren verstärkt den risikoreicheren Anlageklassen zuwenden. Trotz gemischter Daten und Impulse aus den USA in den letzten Tagen scheint sich der Markt vornehmlich an den positiven Angaben orientiert zu haben, die das kontinuierliche Tapering der Fed unterstützen und somit auf lange Sicht, Gold die Unterstützung entziehen.

Entscheidend für den Ausbruch nach unten war zudem die nachlassende Nachfrage aus China. Im April sind die Importe aus Hong Kong, dem Einfallstor für Gold nach China, auf ein 14-Monatstief gefallen. Auch die Exporte aus der Schweiz, vornehmlich für den Investmentbereich, sind stark gesunken. Beim größten Verbraucher des gelben Metalls waren dies nicht zu ignorierende Impulse. Allerdings plant China seine Position weiter zu stärken und soll in der letzten Woche internationale Banken und Produzenten zwecks einer Beteiligung an einem globalen Gold Exchange in Shanghai angesprochen haben. Nachdem die Korrektur durch technische Verkäufe verstärkt und wichtige Unterstützungen nach unten durchbrochen wurden, hat die 1.240 US-Dollar/oz gut gehalten. Doch sehen wir im derzeitigen Umfeld keine Indikatoren, die dem Metall nachhaltig zu Aufschwung verhelfen könnten.

Silber

Gezogen von Gold ging es auch mit Silber südwärts. Die letzte Woche brachte ein Minus von -3,3 Prozent, wobei eine Unterstützung nach der nächsten gefallen ist. Am Donnerstag noch hielt die so oft getestete Unterstützung bei 18,80 US-Dollar/oz, am Freitag fiel jedoch auch dieses Level. Nach dem Bruch dieser Marke rückt zunächst das Tief von 2013 bei 18,50 US-Dollar/oz ins Blickfeld und folgend die 18,00 US-Dollar/oz, wo im August 2010 die Rallye im Silber begann.

Aktienmärkte, welche von einem Rekordhoch zum nächsten eilen, tragen sicherlich mit eine Hauptschuld an dem verblassenden Glanz der Investmentmetalle. Gestützt durch industrielle Nachfrage konnte sich Silber zusammen mit Kupfer und anderen Basismetallen den Großteil der Woche zumindest besser als Gold schlagen. Die Gold-Silber Ratio konnte sich zwischenzeitlich in Richtung des April-Levels um 65,80 vorarbeiten. Wir sehen Silber weiterhin gegenüber Gold outperformen, jedoch stehen zunächst auch im Silber die weiteren technischen Levels nach unten im Fokus. Am Donnerstag wird die Welt gespannt auf Ankündigung weiterer lockernder Maßnahmen von Mario Draghi warten, ebenso wie auf die US-Arbeitsmarktzahlen. Ob diese Silber zur Unterstützung verhelfen können, bleibt jedoch fraglich bei dem momentan bärenhaften Sentiment.

Platin

Mitte der Woche teilte der neue Bergbauminister, Ngoako Ramatlhodi, mit, ein Regierungsteam bestimmt zu haben, um den Streik in Südafrika, welcher sich derzeit in der 19. Woche befindet, zu Ende zu bringen. Mittlerweile summieren sich die Umsatzausfälle der Produzenten Anglo American, Impala Platinum und Lonmin auf ca. 1,9 Mrd. USD, während den Arbeitern Lohnzahlungen von ca. 850 Millionen USD entgangen sind.

Selbst im Falle einer sofortigen Einigung zwischen den Platinproduzenten und der radikalen Gewerkschaft AMCU könnte der Produktionsausfall noch mehrere Monate andauern. Bis die Produktion wieder vollständig aufgenommen werden kann, müssen u.a. diverse Gesundheits- und Sicherheitstrainings mit den Minenarbeitern vorgenommen werden. Zudem können in der Zwischenzeit Schäden in den Minen entstanden sein, die vorerst behoben werden müssen. Schätzungsweise ist von einem Angebotsdefizit von rund 1,2 Millionen Unzen in diesem Jahr auszugehen.

Platin handelt derzeit bei etwa 1.465 US-Dollar/oz. Somit zeigt der Preis keine großen Veränderungen zum Preis zu Beginn der Streiks in Südafrika, der im Januar bei 1.450 US-Dollar/oz lag. Dies wird hauptsächlich durch aufgebaute Vorratsbestände begründet, welche allmählich vollständig aufgebraucht sein sollten. Unter den gegebenen Umständen ist davon auszugehen, dass Platin nach wie vor Potential für steigende Notierungen hat.

Palladium

Seit Anfang des Jahres stieg der Palladiumpreis um mehr als 10 Prozent. Dementsprechend nähert sich das Metall der 840 US-Dollar/oz Marke – ein Level welches zuletzt im August 2011 bestand. Das Edelmetall, welches insbesondere in Benzinern als Katalysator eingesetzt wird, wird auch verstärkt durch Investoren nachgefragt. Die von den südafrikanischen Banken aufgelegten ETFs sind derzeit mit rund 586.000 Unzen Palladium hinterlegt. Russland und Südafrika, die größten Palladiumproduzenten der Welt, sind dabei die wesentlichen Treiber des Preisanstiegs. Aufgrund möglicher Sanktionen gegen Russland aufgrund der Krimkrise gilt das Land als unsicherer Palladiumlieferant. Das Angebotsdefizit im Palladium dürfte sich in diesem Jahr auf 1,6 Millionen Unzen belaufen, welches ein Indiz für weitere Preissteigerungen in der Zukunft darstellt.

Rhodium, Ruthendium, Iridium

Der große Preisanstieg der vorletzten Woche hat im Rhodium nun zu einigen Gewinnmitnahmen geführt. Viele Verbraucher waren überrascht ob der starken Kursveränderung und hielten sich mit weiteren Käufen zurück. Händler haben einen Teil ihrer Long-Positionen verkauft und der Preis hat daraufhin leicht nachgegeben. Die Bereitschaft von Marktteilnehmern sich auf ein anderes Marktumfeld, bzw. veränderte Kurse, einzustellen und zu diesen zu handeln, hat sich extrem verringert. Für eine kurze Zeit gibt es dann so gut wie keine Käufer oder umgekehrt so gut wie keine Verkäufer, bis sich der Markt wieder etwas eingependelt hat.

Iridium handelt bedingt durch eine gute industrielle Nachfrage ca. 10 US-Dollar/oz fester. Wir sehen nach wie vor regelmäßige Anfragen, was ausblickend für steigende Kurse sprechen könnte. Trotz vergleichsweise hoher Umsätze handelt Ruthenium unverändert.

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