Studie

Eine Umfrage zeigt: Führungskräfte des mittleren Managements nehmen ihre Führungsaufgaben nur unzureichend wahr. Experten glauben, dass es vielfach einen „Nicht-Angriffspakt“ zwischen Führungskräften und Mitarbeitern gibt. Viele Führungskräfte tragen offenbar gerne den Managertitel, üben aber nicht ihre Führungsaufgaben aus.

Viele Manager führen zu wenig


Viele Führungskräfte des mittleren Managements investieren zu wenig Zeit in die individuelle Führung ihrer Mitarbeiter. Wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Change-Beratung Penning Consulting zeigt, stecken Manager nur einen kleinen Teil ihrer Arbeitszeit in Führungsaufgaben. Von diesem kleinen Anteil wiederum entfällt nur ein verschwindend kleiner Teil auf individuelles Coaching oder Konfliktmanagement.

In konkreten Zahlen heißt das: Manager der mittleren Führungsebene verbringen nur 21 Prozent ihrer Gesamtzeit mit Führungstätigkeiten. Davon wiederum entfallen

  • 24 Prozent auf die Koordination und Priorisierung von Aufgaben
  • 18 Prozent auf Meetings
  • 18 Prozent auf Zielmanagement
  • 14 Prozent auf Personalplanung sowie
  • 13 Prozent auf individuelles Coaching und
  • ebenfalls 13 Prozent auf Konfliktmanagement

Hochgerechnet auf eine 40-Stunden-Woche verbringt eine Führungskraft also gerade einmal eine einzige Stunde in der Woche mit der individuellen Führung der Mitarbeiter. Bei einer 60-Stunden-Woche sei es eine halbe Stunde mehr, rechnet Penning Consulting vor.

„Geht man davon aus, dass ein mittlerer Manager auch nur zehn Menschen führt, sind das sechs Minuten pro Person. Es ist unerklärlich, wie hier persönliche Entwicklung stattfinden soll“, kritisiert Stephan Penning, Geschäftsführer von Penning Consulting.

Harmonisch bedingte Trägheit?

Befragt wurden in der Studie 90 Personalchefs aus unterschiedlich großen Unternehmen. Nur 37 Prozent der Befragten gaben an, dass sie es für eine Stärke ihres mittleren Managements halten, das individuelle Lernverhalten ihrer Mitarbeiter zu erkennen und zu berücksichtigen. Und nur 43 Prozent ließen sich zu der Aussage hinreißen, dass ihre Manager stark darin seien, die individuellen Potenziale ihrer Mitarbeiter zu entwickeln.

Gleichwohl haben 83 Prozent der befragten Personalchefs angegeben, dass es in ihrem Unternehmen eine Vertrauensbeziehung zwischen Führungskräften und Mitarbeitern gebe. „Es ist nur zu hoffen, dass dies nicht vielmehr ein Nicht-Angriffspakt ist“, sagt Stephan Penning. Nach dem Motto „Tust du mir nichts, tu ich dir nichts“.

Coaching und individuelle Entwicklung eignen sich natürlich viel weniger dazu, Harmonie zu erzeugen. Aber darum sollte es auch nicht gehen. „Es geht schließlich darum, gemeinsam besser zu werden. Wird das erst gar nicht versucht, drohen Organisationen in eine harmonisch bedingte Träge abzurutschen“, betont Penning. Und das bedeute häufig Stillstand in Sachen Unternehmensentwicklung und Innovation.

Führung heißt, auch entscheiden zu müssen

Führung heiße aber nicht nur, Akzeptanz zu finden. Sondern eben auch unangenehme Dinge ansprechen und entscheiden zu müssen. „Wer Führungskraft wird, bewirbt sich nicht um einen Beliebtheitspreis“, bringt es Penning auf den Punkt.

Es gehe deshalb nicht um die reine Neuverteilung der Zeit – weg von operativer Arbeit und Fach- und Sachaufgaben hin zu Führungszeit – sondern auch um das Selbstverständnis der Führungskräfte. Entscheidend sei, dass Manager nicht nur den Titel einer Führungskraft tragen, sondern im Wortsinne auch führen wollen.

 

© 320° | 28.08.2018

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