Insolvenzverfahren eröffnet

Die Papierbank, die jahrelang Wertstoffe von Privatpersonen gekauft hat, ist insolvent. Laut Insolvenzverwalter sind unkontrolliertes Wachstum und zu niedrige Erlöse schuld. Die 8.700 Gläubiger warten wohl vergeblich auf ihr Geld.

„Die meisten werden ihr Geld nicht wiedersehen“


Das Insolvenzverfahren über die Deutsche Wertstoff GmbH (DWG), besser bekannt unter dem Namen Papierbank, wurde Anfang des Monats vor dem Amtsgericht Charlottenburg eröffnet. Als Insolvenzverwalter wurde Joachim Heitsch bestellt. Zuletzt hatte es immer wieder Negativschlagzeilen um das Unternehmen gegeben. Viele der Privatkunden warten vergeblich auf ihr Geld. Das wird wohl so bleiben: „Die meisten werden ihr Geld wohl nicht wieder sehen“, sagte Joachim Heitsch gegenüber 320°. „Wir haben knapp 8.700 Gläubiger angeschrieben, aber die Verschuldung ist sehr hoch.“ Insgesamt würden sich die Forderungen auf knapp eine halbe Million Euro belaufen.

Als Ursache für die Pleite nennt Heitsch mehrere Gründe. Zum einen hätten bereits in den Jahren 2011 und 2012 die niedrigen Erlöse für finanzielle Schwierigkeiten gesorgt. Es sei dann auch in den Folgejahren nicht gelungen, die schlechte Bilanz umzudrehen. „Außerdem ist die Papierbank zu unkontrolliert und zu schnell gewachsen“, so Heitsch. „Es wurde lediglich eine Mischkalkulation aufgestellt, gezielte Standortbetrachtungen auch hinsichtlich deren Wirtschaftlichkeit fanden nicht statt.“ Teilweise habe es rund 100 Standorte gegeben, die meisten davon als Franchise. Zuletzt waren es laut Heitsch noch etwa 30 Sammelstellen.

Die erste Annahmestelle wurde 2004 in Berlin eröffnet, die weiteren Standorte waren vor allem in den neuen Bundesländern. Das Konzept, die Annahme von kleinen sortenreinen Abfallmengen, hatte in der DDR Tradition. Auch nach der Wende brachten die Bürger überwiegend Altpapier an die Sammelstellen und gingen mit ein paar Euro nach Hause. Die DWG selbst warb damit, dass bereits etwa 450.000 Menschen direkt oder indirekt ihr Angebot genutzt hätten.

Mit dem neuen Kreislaufwirtschaftsgesetz wurde dann die Luft für die Papierbank dünner. Die Sammelstellen – ob mobil oder stationär – mussten alle angezeigt und genehmigt werden. Damals wurden über hundert Anzeigen geschrieben. Kurz nach dem Inkrafttreten des Gesetzes war Papierbank-Geschäftsführer Dirk Bernhardt noch optimistisch, dass trotz möglicher Untersagungsverfügungen der Betrieb weitergehen könne, notfalls wollte man sich vor Gericht wehren.

Erfolglose Suche nach einem Investor

Die Rechnung scheint nicht aufgegangen zu sein, die Papierbank geriet immer mehr in Zahlungsschwierigkeiten. Viele Kunden unterhielten dort Konten, auf denen aber trotz Wertstoffabgabe kein Geld mehr einging. Ab einem gesammelten Betrag von 10 Euro konnte das Geld eigentlich abgehoben werden. Bereits vor knapp einem Jahr beschwerten sich erste private Sammler auf Verbraucherschutzseiten über die Zahlungsmoral der Papierbank. Mehrere Kunden erstatteten Strafanzeige, die Polizei nahm Ermittlungen auf. Eine offizielle Antwort von Seiten des Unternehmens gab es nie.

Auf der Suche nach einem Investor erhielt Heitsch mehrere Absagen: „Die Schulden waren zu hoch, als dass ein Unternehmen die Papierbank als Ganzes kaufen wollte“, erklärt er. Da die meisten Stellen als Franchise geführt wurden, musste sich Heitsch hier um keine Arbeitnehmerübernahme kümmern – mancherorts wird selbständig weiter gesammelt. Die sieben Mitarbeiter der Zentrale sind dennoch untergekommen: Berlin Recycling, eine Tochter des städtischen Betriebs BSR, hat sowohl den Hauptstandort als auch eine weitere Sammelstelle in Berlin übernommen. Berlin Recycling ist seit einigen Jahren bereits mit 30 Prozent an der Papierbank beteiligt.

© 320°/ek | 21.04.2015

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