Neue Geschäftsmodelle

Immer mehr Deutsche verzichten auf Eigentum und bevorzugen die zeitweise Nutzung von Produkten und Dienstleistungen. Die Share Economy floriert. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Für viele geht es auch um Ressourcenschonung und Umweltschutz.

„Die Share Economy wird weiter florieren“


In Deutschland ist das Teilen von Unterkünften, Musik, Autos, Maschinen sowie anderen Produkten und Dienstleistungen zu einem unverzichtbaren Teil des digitalen Lebensstils vieler Menschen geworden. Dies belegt die neue Studie „Share Economy. The New Business-Model“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Sie basiert auf einer repräsentativen Befragung von 4.500 Konsumenten in Belgien, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, der Türkei und Deutschland im Spätsommer 2017. Unter diesen Ländern ist Deutschland mit einem Volumen von weit mehr als 20 Milliarden Euro der größte Share-Economy-Markt.

Untersucht wurden die Share-Economy-Aktivitäten im Segment Hotels und Unterkünfte sowie in den Bereichen Medien und Unterhaltung, Mobilität, Handels- und Konsumgüter, Dienstleistungen, Finanzen und Maschinen. „Wie Smartphones vor wenigen Jahren die klassischen privat genutzten Film- und Fotokameras verdrängten, hat die Share Economy das disruptive Potenzial, in vielen Bereichen Eigentum durch zeitweise Nutzung von Produkten und Services zu ersetzen“, sagt PwC-Partner Nikolas Beutin, der den Bereich Customer Practice bei PwC Europe verantwortet.

Nutzerzahlen steigen weiter

Der Share-Economy-Markt ist im vergangenen Jahr auf Seiten der Nutzer und Anbieter weiter gewachsen. Auch für 2018 sind die Prognosen vielversprechend. Im Einzelnen hat die Studie folgende Ergebnisse zu Tage gebracht:

  • 39 Prozent der in Deutschland Befragten gaben an, in den zwölf Monaten vor der Befragung Share-Economy-Angebote genutzt zu haben.
  • Dabei gaben sie durchschnittlich 884 Euro aus.
  • Die höchsten durchschnittlichen Jahresausgaben fielen im Bereich Finanzen an (1.229 Euro), die niedrigsten für Medien und Unterhaltung (62 Euro).
  • Am häufigsten nutzten die Befragten die Sharing-Angebote für Medien und Unterhaltung (23 Prozent). Dahinter folgten Konsumgüter (20 Prozent) und Unterkünfte (17 Prozent).
  • Im Jahr 2018 wollen 40 Prozent der in Deutschland Befragten Sharing-Economy-Angebote nutzen, vor allem verstärkt im Bereich Unterkünfte (plus 5 Prozentpunkte).
  • Der höchste Ausgabenanstieg ist im Bereich Medien und Unterhaltung zu erwarten (plus 35 Prozentpunkte).

Auf der anderen Seite stehen die Share-Economy-Anbieter, zu denen im vergangenen Jahr 21 Prozent der Befragten zählten. Im Jahr 2018 werde der Anteil auf 24 Prozent zulegen, heißt es in der Studie. „Die erwarteten Zuwächse bei Nutzern und Anbietern sowie die geschätzten Ausgaben pro Nutzer implizieren einen Anstieg des Share-Economy-Marktvolumens in Deutschland um 5,3 Prozent auf 24,1 Milliarden Euro im Jahr 2018″, prognostiziert PwC-Vertreter Beutin.

Ökonomische Gründe dominieren

Share-Economy-Angebote werden in Deutschland vorwiegend aus ökonomischen Gründen genutzt. Nach den Vorteilen gefragt, nannten 50 Prozent der Befragten ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis als bei herkömmlichen Angeboten. Aber 25 Prozent der Befragten sehen auch Ressourcenschonung und Umweltschutz als Hauptvorteil. Und weitere 25 Prozent empfinden die direkte Kommunikation zwischen Nutzern und Anbietern heute als vorteilhaft.

Nachteilhaft seien dagegen insbesondere Unklarheiten bezüglich der Haftung bei Schäden und anderen Problemen (47 Prozent), Qualitätsmängel (33 Prozent) und Sicherheitsdefizite (29 Prozent). „Dennoch: Die Share Economy wird weiter florieren“, sagt Beutin. „Wir gehen davon aus, dass sich die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Qualität und die gefühlte Sicherheit 2018 weiter verbessern werden.“


umfrage-zu-den-nachteilen-von-sharing-economy-angeboten-in-deutschland-2016

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