Neue Recyclinglösung

In Druckereien fällt jede Menge Produktionsabfall an: Bei den Druckplatten wird bis zu einem Drittel weggestanzt und als Kunststoffabfall entsorgt. In einem einjährigen Projekt haben mehrere Branchenpartner das Recycling des Plattenabfalls getestet – mit bedruckbarem Ergebnis.

Druckplatten aus Produktionsabfall


Nach dem Druck ist vor dem Druck: Mehrere Projektpartner haben in Österreich ein Kreislaufkonzept entwickelt, bei dem Produktionsabfälle von Druckplatten so recycelt werden, dass sie wieder als neue Druckplatten eingesetzt werden können. Extra lackiert werden müssen sie dafür nicht.

Nach Angaben des österreichischen Branchennetzwerks Kunststoff-Cluster entstehen in Druckereien bei jedem Druckauftrag große Mengen Produktionsabfälle. Bei einem der Projektpartner – der Druckerei Renner – fällt bis zu einem Drittel der bedruckten Polypropylen-Platten als Abfall an, meist in Form von bedruckten Stanzgittern.

Da die Platten wegen besserer Bedruckbarkeit häufig vorbehandelt sind, wurden sie in der Vergangenheit an Entsorger abgegeben. Um den Plattenabfall erneut verwenden zu können, hat die Druckerei gemeinsam mit fünf Partnern an einer Recyclinglösung gearbeitet. „Anvisiert haben wir einen möglichst hohen Recyclinganteil“, sagt einer der Projektpartner Bernhard Baumberger, Geschäftsführer bei Walter Kunststoffe. „Dass es auch mit 100 Prozent Recycling funktioniert, darauf sind wir natürlich stolz.“

Keine Zudosierung von Neuware nötig

Wie Baumberger betont, können durch das entwickelte Verfahren die Kunststoffabfälle so aufbereitet und compoundiert werden, „dass damit zu 100 Prozent und ohne Zudosierung von Neuware wieder neue Produkte hergestellt werden können.“

Um die Druckfarben aus den Stanzgittern zu verarbeiten, wurde mit reaktiven Masterbatches gearbeitet, die die Firma M2 Consulting entwickelt hat. Masterbatches sind Kunststoffadditive in Form von Granulaten mit Gehalten an Farbmitteln und/oder Additiven, die höher sind als in der Endanwendung. „Über reaktives Upcycling auf einer Kaskaden-Anlage aus Ein- und Doppelschnecke gelang es, eine recyclingfeste und geruchsfreie Regranulatqualität zu produzieren“, sagt Baumberger.

Mineralische Additive hinzugefügt

Damit die rezyklierten Platten vor dem Bedrucken nicht mehr extra behandelt beziehungsweise lackiert werden müssen, wurden in einem weiteren Schritt mineralische Additive hinzugefügt. Damit wurde die notwendige Oberflächen-Charakteristik der Recycling-Platten erreicht. „Die Expertise dafür brachte die Transfercenter für Kunststofftechnik GmbH ein“, erklärt Baumberger.

„Für die Herstellung der Plattenware wurde die Lenzing Plastics eingebunden. Die Konfektionierung der neuen Recycling-Platten wurde von der TEAMwork GmbH erarbeitet, die dafür eine eigene Stanzeinheit entwickelt hat“, so Baumberger weiter. Auch andere Polymerqualitäten, beispielsweise Biokunststoffe, könnten demnach ins Portfolio kommen.

Die Druckerei Renner denkt mittelfristig darüber nach, künftig auch externe Polypropylen-Abfälle statt Neuware für die Platten einzusetzen. „Die Akzeptanz am Markt wird zeigen, ob eine komplette Umstellung auf Kreislaufware möglich ist“, sagt ein Verantwortlicher.


 

© 320° | 04.12.2018

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