Schadstoffsammlung

Schlechter Bürgerservice und fehlende stationäre Sammelstellen: Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert erneut die Schadstoffsammlung der Kommunen. Erst recht dann, wenn Wertstoffmitarbeiter angeben, Bauschaumdosen sollten im Gelben Sack entsorgt werden.

DUH mahnt Kommunen, Abhilfe zu schaffen


In vielen Kommunen und Städten wird es Bürgern schwer oder sogar unmöglich gemacht, schadstoffhaltige Abfälle ordnungsgerecht zu entsorgen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

In über 35 Prozent der untersuchten Kommunen stünden den Bürgern keine stationären oder regelmäßig geöffneten Sammelstellen zur Verfügung, stellt der Umweltverband fest. Bei knapp zwei Dritteln der 43 untersuchten stationären Rücknahmestellen gebe es nur einen mittelmäßigen bis schlechten Bürgerservice.

Die DUH untersuchte im zweiten Halbjahr 2018 die Rückgabemöglichkeiten schadstoffhaltiger Abfälle, wie zum Beispiel Bauschaumdosen und Energiesparlampen, in insgesamt 62 Landkreisen und kreisfreien Städten in den Bundesländern Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg. Die DUH-Testbesuche auf Wertstoffhöfen offenbarten unregelmäßige und arbeitnehmerunfreundliche Öffnungszeiten, eine eingeschränkte Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln sowie fehlende oder kaum erkennbare Informationsschilder. Darüber bemängelt die DUH eingeschränkte Abgabemöglichkeiten für gefährliche Abfälle oder Falschinformationen durch Mitarbeiter.

Bei 35 Prozent der untersuchten stationären Sammelstellen waren nach Einschätzung der DUH die Öffnungszeiten besonders problematisch. Sie waren nur an wenigen Tagen in der Woche geöffnet, boten keine Abgabemöglichkeiten nach 17 Uhr an oder waren samstags geschlossen. Bei 23 von 62 untersuchten Landkreisen und Städten würden ausschließlich mobile Sammelfahrzeuge eingesetzt oder eine Abgabe von Schadstoffen ist nur an wenigen Tagen im Jahr möglich.

Bürger würden so mit ihren Schadstoffen allein gelassen und fangen an, diese unsachgemäß und umweltschädigend zu entsorgen, so die DUH. „Die Kommunen müssen dringend nachbessern und ihr Sammelangebot an den Bedürfnissen der Bürger orientieren und für jeden nutzbar machen“, fordert Barbara Metz, stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin.

RAL-Gütezeichen 950 als Orientierung

Für die Entsorgung schadstoffhaltiger Abfälle gelten besondere Vorgaben wie die Annahme durch geschulte Personen, eine strikte Getrennthaltungspflicht und sichere Lagerung. Herkömmliche Entsorgungswege über den Restabfall, gelben Sack oder die Sperrmüllsammlung sind verboten.

„Wenn Wertstoffhofmitarbeiter auf Nachfrage antworten, dass beispielsweise schadstoffhaltige Bauschaumdosen im gelben Sack oder auch dem Metallschrott entsorgt werden können, dann führt dies dazu, dass Verbraucher im schlechtesten Fall Schadstoffe immer falsch entsorgen. Fehlinformationen müssen deshalb durch regelmäßige Mitarbeiterschulungen unbedingt vermieden werden“, betont Thomas Fischer, DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft.

Eine Orientierung, wie eine wirklich bürgerfreundliche Wertstoffsammlung gelingen kann, bietet nach Einschätzung der DUH das neue RAL-Gütezeichen 950. „Durch einen detaillierten, auf Qualität ausgerichteten und stark serviceorientierten Kriterienkatalog erhalten öffentlich-rechtliche Entsorger einen Best-Practice-Leitfaden zur Umsetzung der Wertstoffsammlung in der Praxis“, erklärt der Umweltverband.

„So wie im Supermarkt Waren gekauft werden, ist es auch sinnvoll, diese Waren, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, zurückzugeben – bürgernah, sauber und akkurat. Für Bürgerinnen und Bürger könnte eine breite Umsetzung der Kriterien des neuen Gütezeichens eine große Erleichterung bei der Wert- und Schadstoffsammlung bedeuten.“

Welche kommunalen Sammelstellen nach Auffassung der DUH einen guten Bürgerservice bieten und welche nicht, können Sie hier nachlesen. Die DUH hat die Ergebnisse aller Testbesuche aufgelistet.

 

© 320° | 11.12.2018

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