Marktentwicklung

In dieser Woche trifft sich die E-Schrott-Branche wieder in Salzburg. Die Rahmenbedingungen sind seit dem letzten Branchentreffen nicht einfacher geworden. Ein Überblick über die aktuelle Marktlage, und was in den nächsten Jahren auf die Recycler zukommt.

E-Schrott-Markt: Es bleibt schwierig


Einmal im Jahr, immer im Januar, trifft sich die E-Schrott-Branche beim International Electronics Recycling Congress (IERC) in Salzburg. Der Kongress ist inzwischen zum Branchentreffen für alle geworden, die in der Branche tätig sind. Knapp 500 Teilnehmer aus allen möglichen Ländern kommen Jahr für Jahr nach Salzburg gereist, um zu hören, was die Branche bewegt – so wahrscheinlich auch in diesem Jahr.

Aller Voraussicht nach wird die Grundstimmung unter den Teilnehmer durchwachsen sein. Denn einerseits steigt das Aufkommen an E-Schrott stetig an. Zu tun gibt es also genug. Aber andererseits nimmt der Materialwert kontinuierlich ab, die Erlössituation ist also in vielen Fällen nicht besonders rosig.

Nur 20 Prozent Recycling

Einen guten Ausblick auf die künftige Marktlage gibt der E-Schrott-Report „Global E-Waste Monitor 2017“ der Universität der Vereinten Nationen (UNU). Demnach könnte das weltweite Aufkommen an E-Schrott bis zum Jahr 2021 um 17 Prozent auf 52,2 Millionen Tonnen zulegen. Ob allerdings auch das Recycling damit Schritt halten kann, ist fraglich.

Denn bislang wird vom E-Schrott-Strom nur ein Bruchteil gesammelt und sachgerecht recycelt. Im Jahr 2016 sind laut UNU-Studie weltweit 44,7 Millionen Tonnen Elektro- und Elektronikschrott angefallen. Davon sind aber nur magere 20 Prozent in die offiziellen Recyclingketten gelangt.

Eine große Menge an wertvollen Materialien wie Gold, Silber, Kupfer, Palladium oder Platinum geht dadurch verloren. Der UNU-Bericht beziffert den Wert der verwertbaren Materialien im Elektroschrott auf 55 Milliarden US-Dollar (annähernd 46,5 Milliarden Euro). Und das ist nur eine vorsichtige, konservative Schätzung. Der tatsächliche Wert dürfte weit darüberliegen.


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Materialwert der Altgeräte wird weiter zurückgehen

Aber nicht nur die Mengenzunahme beschleunigt sich zusehends. Die E-Schrott-Verwerter müssen sich technologisch auch immer schneller auf neuartige Produkte einstellen. Vor allem im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie. Durch den rasanten technologischen Fortschritt werden die Austauschzyklen für Mobiltelefone und Computer sowie für andere Geräte und Ausrüstungen immer kürzer.

Die Recycler müssen sich dabei vor allem darauf einstellen, dass sich die Zusammensetzung der Elektronik- und Elektro-Altgeräte noch dramatisch ändern wird – und damit ihr Inputmaterial. Trends wie die Miniaturisierung führen beispielsweise dazu, dass die Geräte immer weniger Edelmetalle und Metalle enthalten. Dafür enthalten die Geräte immer mehr Kunststoffe.

Hinzu kommt der starke Einbruch der Rohstoffpreise, der auch für einen Rückgang der Metallpreise gesorgt hat: Der Materialwert vieler Elektro- und Elektronik-Altgeräte ist dadurch deutlich zurückgegangen. Auch in der Zukunft müssen E-Schrott-Recycler mit rückläufigem Materialwert rechnen, sind Experten überzeugt.

Drei Kategorien sorgen für den größten Input bei Recyclern

Rein gewichtsmäßig wird das Gros des Inputs bei den Verwertern in den kommenden Jahren aus drei Produktkategorien bestehen: Haushaltgroß- und -kleingeräte sowie Geräte für den Temperaturaustausch. Diese drei Kategorien machen laut UNU-Studie bereits 75 Prozent des weltweiten E-Schrotts nach Gewicht aus und werden bis 2020 auch am schnellsten weiterwachsen:

  • Kleingeräte: Die jährliche Wachstumsrate soll bei 4 Prozent liegen.
  • Großgeräte: Die jährliche Wachstumsrate soll ebenfalls bei 4 Prozent liegen.
  • Kühl- und Gefrierschränke, Klimaanlagen, Wärmepumpen und Ähnliches: Die jährliche Wachstumsrate soll bei 6 Prozent liegen.
  • Kleine IT- und Telekommunikationsgeräte: Die jährliche Wachstumsrate soll bei nur 2 Prozent liegen. Grund ist die Miniaturisierung in diesem Bereich.
  • Lampen: Die jährliche Wachstumsrate soll bei 1 Prozent liegen.
  • Bildschirmgeräte: Es wird mit einem jährlichen Rückgang von 3 Prozent gerechnet.


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Asien ist Hauptmotor für den globalen Elektromarkt

Daten und Zahlen zum globalen E-Schrott-Markt trägt derzeit auch der Weltrecyclingverband BIR zusammen. Die Studie soll dem Vernehmen nach bei der Frühjahrstagung in Barcelona ausführlich vorgestellt werden. Die Studie enthält laut BIR eine Zusammenfassung der weltweiten Pro-Kopf-Produktion an E-Schrott. Zudem sollen die E-Schrott-Ströme in verschiedenen Teilen der Welt dargestellt werden.

Nicht zuletzt beinhalte die Studie Prognosen zur Situation im Jahr 2025. Aus dieser Prognose geht hervor, dass mehr als die Hälfte des weltweiten E-Schrotts in der asiatisch-pazifischen Region anfallen wird. Diese Annahme wird auch von Prognosen des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) für die Entwicklung der globalen Elektroindustrie gestützt.

Das Wachstum des globalen Elektromarktes wird nämlich seit Jahren schon von Asien getragen. Das geht aus dem ZVEI-Weltmarktausblick für die Elektroindustrie hervor. Somit sind 2016 mit 2,497 Milliarden Euro bereits 61 Prozent des globalen Elektromarktes auf Asien entfallen. Dabei hatte der asiatische Markt mit einem Anstieg um 5 Prozent zum Vorjahr überdurchschnittlich zugelegt. Auch in diesem Jahr soll er erneut um 5 Prozent zulegen.

Der mit weitem Abstand größte Ländermarkt weltweit ist der chinesische Markt. Dieser hatte 2016 laut ZVEI-Ausblick ein Volumen von 1,645 Milliarden Euro und einen Anteil von 40 Prozent am globalen Markt. 2017 und 2018 soll er voraussichtlich um 7 Prozent zulegt haben. Für dieses Jahr geht der Fachverband mit einem ähnlich starken Wachstum von 6 Prozent aus.


ZVEI-Grafik

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