Aufbereitung von E-Schrott

Schwache Erlöse und hohe Prozesskosten – die E-Schrott-Recycler kämpfen derzeit mit ungünstigen Rahmenbedingungen. Dies wurde auf der Pressekonferenz am Rande des International Electronics Recycling Congress in Salzburg deutlich.

E-Schrott-Recycler leiden unter schwindenden Metallinhalten


Jahrelang lief es für die E-Schrott-Recycler richtig gut, betonte Stefan-Georg Fuchs vom Kupferrecycler Aurubis am Dienstagabend. Es habe eine nie dagewesene Wachstumsphase gegeben. Neben einem steigenden Sammelaufkommen seien auch die Metallpreise in ungeahnte Höhen geklettert. Inzwischen aber habe sich das Blatt gewendet: Die Preise sind stark gefallen und die Umweltanforderungen an die Verwertung gestiegen. „Heute sind die meisten NE- und Edelmetallnotierungen auf dem Niveau von vor vier bis fünf Jahren“, sagte Fuchs.

Zusätzlich zu den hohen Verarbeitungskosten und den niedrigen Erlösen verliere auch der gesammelte E-Schrott immer mehr an Wert. Bei einigen Gerätetypen sei der Metallinhalt innerhalb von nur zwei Typ-Generationen um mehr als 50 Prozent gefallen. Außerdem würden die Geräte immer kleiner. „Über die Jahre hinweg sind die Kupfer- und Edelmetallinhalte von Computern und anderen IT-Geräten kontinuierlich zurückgegangen“, erläuterte Fuchs. „Heute braucht man drei PC um den gleichen Metallgehalt wie vor ein paar Jahren zu bekommen.“ Zugleich sind aber die Kosten für die Sammlung, die Aufbereitung und die umweltgerechte Verwertung gestiegen. Etliche Recyclingunternehmen hätten im vergangenen Jahr große Verluste erlitten oder mussten sogar den Betrieb einstellen, so Fuchs.

Pro-Kopf-Aufkommen von Elektroschrott nach ausgewählten Ländern weltweit im Jahr 2012 (in Kilogramm) Um die Rahmenbedingungen für Recyclingbetriebe zu verbessern, fordert der Aurubis-Vertreter unter anderem mehr Anstrengungen, um den Bürgern die Bedeutung eines ordnungsgemäßen E-Schrott-Recyclings bewusst zu machen. Dies gelte für alle Länder weltweit, angefangen von der EU über die USA bis hin zu Indien und Brasilien. „Eine Steigerung der Effizienz der Sammelsysteme um nur wenige Prozent kann für viele Recyclingbetriebe schon den Unterschied zwischen Überleben oder Insolvenz ausmachen“, betonte Fuchs. Auf der Versammlung des europäischen E-Schrottverbands EERA einige Stunden zuvor, haben laut Fuchs bereits einige Unternehmen aus Kostengründen ihre Mitgliedschaft gekündigt.

Die Einschätzung von Fuchs bestätigte auch Jean Cox-Kearns, beim Computerhersteller Dell vor allem für Compliance und Recycling zuständig. „Die Geräte werden immer leichter, kleiner und enthalten weniger Edelmetalle“, sagte sie. Außerdem werde die Lebensdauer immer länger. Ihr Unternehmen würde inzwischen aktiv am Kreislaufgedanken mitarbeiten: Einige PC werden nun aus recyceltem Plastik herstellt. Hier appellierte Cox-Kearns an die Recyclingindustrie, genügend hochwertiges Material zur Verfügung zu stellen, das preislich der Neuware nicht unterlegen ist.

Die gefallenen Preise haben auch Auswirkungen auf das Recycling von Seltenen Erden. Die Metalle, die in den Elektrogeräten ohnehin nur in sehr kleinen Mengen verarbeitet sind, werden bis heute nur von wenigen Firmen recycelt. „Das wird auch erstmal so bleiben“, sagte Fuchs. „China hat die Grenzen für den Export der Seltenen Erden wieder geöffnet. Und bei den derzeitigen niedrigen Preisen macht es keinen Sinn, diese Metalle zurückzugewinnen.“ Ausnahmen bilde großer E-Schrott wie Rotorblätter von Windenergieanlagen, da dort großen Mengen an Seltenen Erden verbaut sind.

© 320°/ek | 21.01.2015

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