Markt für Edelmetalle

Die Edelmetallpreise bleiben vorerst auf Erholungskurs. Der Gold- und Silberpreis legte in der vergangenen Woche zu, ebenso der Preis für Platin. Doch die Diskussion um Dieselfahrzeuge lastet auf dem Platinmarkt.

Edelmetallpreise erholen sich


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Draghi hebt Gold auf 3-Wochen-Hoch

Anknüpfend an den Aufwärtstrend der vergangenen Handelswoche, erhält Gold bei einem Eröffnungskurs von 1.231 US-Dollar/oz weiterhin Auftrieb von einer Vielzahl positiver Einflussfaktoren: starke charttechnische Unterstützung, schwächelnde Konjunktur- und Inflationszahlen in den USA, verhaltene erste Brexit-Verhandlungen, sowie anhaltende politische Wirren um Trump, Russland und die vielen weiteren Konfliktzonen rund um den Globus. All diese Faktoren sollten auch als unterstützendes Fundament und Katalysator für ein steigendes Investorensentiment dienen.

Während im physischen Barrengeschäft – auch aufgrund der zuletzt günstigeren Einstiegslevels – ein deutlich gestiegenes Handelsvolumen vorherrschend war, zeigt sich ein umgekehrtes Bild in ETF-Beständen und auf den Terminmärkten. Gold-ETF-Bestände bewegen sich immer noch nahe des Märztiefstands und auf Basis der COT-Daten zeigt sich nun die sechste Woche in Folge ein Abbau der „bullishen“ Net Non-Commercial-Futures-Positions. Sollte sich diese Abwärtsspirale evtl. auch im Zuge einer Korrektur an den Aktienmärkten umkehren, könnte dies den Goldpreis zusätzlich befeuern.

Am Donnerstag konnte Gold nach der Pressekonferenz von EZB-Präsident Mario Draghi auf ein Wochenhoch von 1.256 US-Dollar/oz steigen. An der Nullzinspolitik wird vorerst festgehalten, da sich Inflationserwartungen immer noch nicht bestätigen und deshalb eine „sehr substantielle monetäre Unterstützung“ weiterhin nötig sei. Da sich Draghi gegenüber einem stärker werdenden Euro entspannt zeigte, konnte sich dieser auf ein 2-Jahreshoch von 1,168 USD verbessern.

Die japanische Notenbank hatte zuvor ebenfalls an ihrer Politik des lockeren Geldes festgehalten und das geplante Erreichen ihres Inflationsziels von 2 Prozent nunmehr zum sechsten Mal um ein weiteres Fiskaljahr nach 2019 verschoben. Alle Augen sind nun auf die nächste FOMC-Sitzung am 26. Juli gerichtet.

Wie von uns angekündigt, hat Gold bereits zum Ende der Woche den 100 Tage-Durchschnitt bei 1.247 US-Dollar/oz überwunden, sodass sich ausgehend von einem Wochenschlusskurs von 1.255 US-Dollar/oz neue Unterstützung bei 1.240 US-Dollar/oz (38,2 Prozent Fibo-Level) und nach oben Widerstand bei 1.261 US-Dollar/oz (61,8 Prozent Fibo-Level) bildet.

Silber glänzt

Silber kennt weiterhin nur eine Richtung und hat sich ausgehend von einem Eröffnungskurs von 16,01 US-Dollar/oz mittlerweile deutlich über dem ursprünglichen Widerstand bei 16 US-Dollar/oz stabilisiert. Die Gold-Silber-Ratio hat sich seit dem 15-Monats-Hoch von 82 (7. Juli) auf aktuell 76 verbessert, was die Outperformance von Silber bestätigt. Seit Anfang Juli sind außerdem ETF-Zuflüsse von mehr als 2 Prozent zu verzeichnen.

Jüngste COT-Daten zeigen, dass sich der Silberterminmarkt aktuell in einer Netto-Short-Situation befindet. Sofern es zu einem „Short-Covering“ auf den Terminmärkten kommen sollte, könnte dies dem Silberpreis zusätzlichen Auftrieb verleihen.

Silber schließt die Berichtwoche mit einem Wochenplus von 3,3 Prozent bei 16,55 US-Dollar/oz. Wir sind weiterhin von der fundamentalen Stäke des Metalls überzeugt, so dass wir für die kommende Handelswoche charttechnische Unterstützung bei 16,18 US-Dollar/oz (38,2 Prozent Fibo-Level) sowie Widerstand bei 16,73 US-Dollar/oz (50-Tage-Durchschnitt) sehen.

Platin auf Erholungskurs

Nachdem der Abwärtstrend im Platin über den Monat Juni noch anhielt, konnte sich das Metall im Schatten von Gold und einem schwächeren USD von seinen Tiefstkursen unter 900 US-Dollar/oz leicht erholen. Bedingt durch die Urlaubszeit sind geringere Marktaktivitäten zu beobachten. Die tieferen Preise wurden allerdings von dem einen oder anderen industriellen Verbraucher zur Eindeckung von Vorräten für das zweite Halbjahr genutzt.

Platin eröffnete die Berichtswoche bei 925 US-Dollar/oz, um im Laufe der Woche an Wert zu gewinnen und bei 938 US-Dollar/oz zu schließen. In der vergangenen Woche senkte die südafrikanische Notenbank (SARB) überraschend den Leitzins von 7 Prozent auf 6,75 Prozent. Dies führte zu einer leichten Abwertung des Rands gegenüber dem US-Dollar und unterstütze damit den lokalen Platinpreis in Rand.

Die Dieseltechnologie geriet erneut in die Schlagzeilen. Daimler gab in der abgelaufenen Woche den europaweiten Rückruf von 3 Millionen Fahrzeugen bekannt. Die Fahrzeuge sollen zur Schadstoffverringerung ein Softwareupdate erhalten.

Damit reißen die negativen Nachrichten für den Selbstzünder nach Dieselgate und Diskussionen um Fahrverbote nicht ab. Die Zulassungszahlen für neue Dieselfahrzeuge befinden sich auf dem Sinkflug, Neuwagenkäufer machen sich Sorgen um den Restwert der Fahrzeuge. Der für den industriellen Platinverbrauch so wichtige Autosektor steht neben der Bewältigung der Dieselproblematik vor den größten Herausforderungen der kommenden Jahre, gilt es doch die richtigen Weichen für die Antriebstechnik der Zukunft zu stellen und das Vertrauen der Verbraucher wieder zurückzugewinnen.

Mittelfristig dürfte sich nach Markteinschätzungen nur wenig am Einsatz von Platin ändern, da Kapazitäten für die neuen Technologien kurz bzw. mittelfristig noch nicht zur Verfügung stehen. Die aktuelle Situation dürfte jedoch den Trend zu alternativen Lösungen deutlich beschleunigen. Ob dann neben dem batteriebetriebenen Einsatz von Motoren auch Platz für die Brennstoffzelle sein wird, muss beobachtet werden. Diese könnte wiederum deutlich neue Impulse für Platin bringen.

Palladium nach wie vor sehr volatil

Anders als beim Schwestermetall Platin konnte man zum Ende der Berichtswoche erneut den derzeit volatilen Charakter bei der Preisentwicklung von Palladium beobachten. So eröffnete Palladium noch bei 863 US-Dollar/oz zu Beginn der Woche, um am Donnerstag auf ein Wochentief von 840 US-Dollar/oz zu fallen. Das Metall schloss am Freitag bei 850 US-Dollar/oz.

Auf der Nachfrageseite gab es Rückenwind vom chinesischen Automarkt. Im Juni wurden 2,2 Millionen Fahrzeuge verkauft, ein Anstieg von 3,6 Prozent gegenüber Mai. Gleichzeitig ist laut Thomson Reuters auch die Automobilproduktion im Juni um 3,9 Prozent zum Vormonat gestiegen.

Auch wenn der April in der chinesischen Automobilindustrie schwach ausfiel, konnten im ersten Halbjahr 2017 13,4 Millionen Fahrzeuge verkauft werden, was einem jährlichen Wachstum von 3,8 Prozent entspricht. Wir sehen den Palladiumpreis nach wie vor, nicht zuletzt auch aufgrund der oben beschriebenen Entwicklungen im Dieselmarkt, gut unterstützt.

Leicht schwächere Kurse im Rhodium; Ruthenium wartet auf Impulse; Ruhige Woche bei Iridium

Das in der Vorwoche erwähnte potenzielle Verkaufsinteresse im Rhodium hat sich zum Ende der Berichtswoche etwas verstärkt, sodass der Preis leicht nachgegeben hat. Allerdings gibt es bisher noch keine Anzeichen, dass dies zu einer größeren Verkaufswelle führt. Man muss aber erwähnen, dass sich der Preis innerhalb der letzten 4 Wochen nur in einer Range von ca. 25US-Dollar/oz bewegt hat. Trotz starker Umsätze hat sich der Preis nicht nach oben bewegen können und erfahrungsgemäß trennen sich speziell spekulative Marktteilnehmer dann eher von Positionen, was wohl aktuell geschieht.

Im Ruthenium gibt es nach wie vor keine nennenswerten Veränderungen, die den Preis beeinflussen könnten.

Iridium hat es diese Woche – wohl auch bedingt durch die Urlaubszeit – etwas ruhiger angehen lassen. Preisseitig hat sich dieses Mal wenig getan und auch die Umsätze waren auf einem deutlich tieferen Niveau als in den vergangenen Wochen. Man muss sicher auch berücksichtigen, dass der Preis seit mehr als einem Jahr kontinuierlich – und ohne Rückschläge – nach oben gelaufen ist und sich folgerichtig fast verdoppelt hat. Letztendlich werden ständig neue Höchstkurse sicher keine Selbstläufer werden, da verfügbares Metall wegen des hohen Preises höchstwahrscheinlich auch verkauft wird.

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