Marktbericht für Edelmetalle

Die vergangene Woche drückte auf die Edelmetallpreise: Gold und Silber erreichten neue Tiefstände. Auch Platin und Palladium mussten im Schatten der chinesischen Konjunkturentwicklung nachgeben. Der Markt für Edelmetalle.

Edelmetallpreise gehen auf Sinkflug


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold auf tiefstem Stand seit März

Zu Beginn der Handelswoche verzeichnete Gold mit 1,8 Prozent den größten Tagesverlust seit November 2016 und fiel zwischenzeitlich auf ein 7-Wochen-Tief von 1.218 US-Dollar/oz. Hierbei wurde der 200-Tage Durchschnitt bei 1.233 US-Dollar/oz durchbrochen, was einen deutlichen Anstieg der physischen Nachfrage zur Folge hatte.

Jüngste Zahlen der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) belegen einen Abbau der Netto-Long Positionen, welche mit aktuell 93.799 Kontrakten nun die vierte Verlustwoche in Folge verzeichnen. Ursächlich hierfür waren eine leichte Erholung des Dollars sowie steigende 10-year US-Treasury Yields. Nachdem am US-Unabhängigkeitsfeiertag erneut eine nordkoreanische Interkontinentalrakete in japanische Gewässer gefeuert wurde, konnte sich der Goldpreis wieder leicht erholen.

In den vorherigen Berichtswochen wurde bereits über die geplante Einführung der Good and Services Tax (GST) in Indien berichtet, welche nach den jüngsten Zahlen des Analysehauses Thomson Reuters die indischen Goldimporte im Jahresvergleich der ersten 5 Monate bereits um 153 Prozent steigen ließen. Die Experten gehen davon aus, dass mindestens ein Drittel der Nachfrage nach Hochzeitsschmuck, die normalerweise im 4. Quartal am höchsten ist, im Voraus gekauft wurde.

Nach Veröffentlichung der FED-Minutes (FOMC) vom 13./14. Juni herrscht Uneinigkeit hinsichtlich Inflationserwartungen und dem geplantem Bilanzabbau in den USA, was den Goldpreis auf ein zwischenzeitliches Wochentief von 1.217 US-Dollar/oz fallen ließ. Ausblickend steht am 13. Juli die Anhörung von Fed-Chefin Yellen zum Halbjahresbericht der Fed vor dem Kongress an. Gute US-Arbeitsmarktzahlen am Freitag drückten das Metall auf einen Schlusskurs von 1.213 US-Dollar/oz (1.208 US-Dollar/oz Tages- und Wochen-Tief).

In der ersten Jahreshälfte konnte Gold insbesondere aufgrund eines starken ersten Quartals damit insgesamt ein Plus von 8 Prozent erzielen. Nachdem nun der 200-Tage-Durchschnitt nach unten durchbrochen wurde, zeigen sich neue Unterstützungen bei 1.200 US-Dollar/oz (psychologische Grenze) sowie 1.195 US-Dollar/oz (März-Tief) und charttechnischer Widerstand bei 1.229 US-Dollar/oz (23,6 Prozent Fibo Retracement und 200-Tage Durchschnitt).

Silber nach „Flashcrash“ auf Jahrestief

Nachdem bereits in der zurückliegenden Berichtswoche von einem Edelmetall-„Flashcrash“ berichtet wurde, hat ein erneuter plötzlicher Kurseinbruch in der Nacht von Donnerstag auf Freitag Silberanleger kurzzeitig verschreckt. Kurz nach Mitternacht ist der Silber-Preis als Folge eines erneuten „Fat Finger“ Fehlers um mehr als 7 Prozent auf ein 15-Monats-Tief von 14,86 US-Dollar/oz abgestürzt, bevor eine rasche Erholung einsetzte und Silber die Woche bei 15,66 US-Dollar/oz schließen konnte.

Ausgehend von einem Wochenöffnungskurs von 16,65 US-Dollar/oz, steht somit insgesamt ein Wochenverlust von 6 Prozent zu Buche. Bereits bis zur Mitte der Handelswoche ist Silber unter die psychologische Marke von 16 US-Dollar/oz gefallen.

Ähnlich zu Gold zeichnet sich auch auf dem Silberterminmarkt nun die vierte Woche in Folge eine Verringerung der Netto-Long Positionen ab. Mit 26.275 Netto-Kontrakten waren diese damit auf dem niedrigsten Stand seit dem 12. Januar 2016. Die Gold-Silber Ratio steht aktuelle nahe 79 und damit dem höchsten Wert seit April 2016. Grundsätzlich erscheint Silber damit im Vergleich zu Gold weiterhin als „überverkauft“. Für die kommende Handelswoche erwarten wir charttechnische Unterstützung bei 15 US-Dollar/oz sowie Widerstand bei 15,92 US-Dollar/oz (23,6% Fibo Retracement).

Platin im Sinkflug

Platin eröffnete die Berichtswoche bei 931 US-Dollar/oz, um sich über die Woche hinweg zunächst seitwärts und dann abwärts zu bewegen. Zum Ende der Woche schloss Platin bei 913 US-Dollar/oz.

Im Fokus stand unter anderem die Nachfrage nach Platin- und Palladiumschmuck in China. Die chinesische Schmuckproduktion verringert sich das dritte Jahr in Folge (minus 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und passt sich somit der um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunkenen Nachfrageentwicklung an. Der wesentliche Grund war die träge chinesische Wirtschaftsentwicklung im Vergleich zum prognostizierten Ausblick in den vergangenen 2 Jahren, die u.a. die Schmuckindustrie schwer getroffen hat.

Anders sieht es jedoch auf dem europäischen Automobilmarkt aus, welcher ein wesentlicher Platinpreistreiber bleibt. In den letzten Monaten wurden wieder mehr Fahrzeugregistrierungen verzeichnet und somit konnte in diesem Jahr bereits ein Anstieg von 5 Prozent in den Nutzfahrzeugregistrierungen bis Ende Mai verzeichnet werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Diskussionen über das Dieselverbot in Großstädten weiterentwickeln werden. Wir gehen in der Zwischenzeit nach wie vor davon aus, dass insbesondere Nachrichten aus der europäischen Automobilindustrie den Platinpreis am stärksten beeinflussen werden.

Enttäuschende Woche für Palladium

Auch der Palladiumpreis befand sich in der vergangenen Woche im Abwärtstrend. Palladium eröffnete bei 847 US-Dollar/oz und gab analog zu Platin sukzessive an Wert ab, um am Freitag bei 843 US-Dollar/oz zu schließen. NYMEX Palladium Future Margins wurden die vierte Woche in Folge um 20,5 Prozent erhöht, was unverändert durch die Preisvolatilität getrieben wird. Gleichzeitig hat sich die Liquiditätssituation im Palladium jedoch insgesamt verbessert, was zu einem leichten Zinsrückgang geführt hat.

Analog zur Herstellung von Platinschmuck ist auch die Produktion von Palladiumschmuck im vergangenen Jahr in China um 77 Prozent auf gerade einmal 12 Tsd. Unzen gesunken. Auch die Automobilindustrie in den USA, welche für die Palladiumpreisentwicklung eine wichtige Rolle spielt, enttäuscht erneut mit schwachen Verkaufszahlen. So sind die Verkaufszahlen schon im sechsten Monat in Folge gesunken. Analysten gehen davon aus, dass die Lage auf dem Automobilmarkt sogar auf das Niveau während der Finanzkrise im Jahre 2009 fallen könnte.

Rhodium hält sich auf hohem Niveau; Ruhiger Markt im Ruthenium; Iridium Kaufinteresse hat nach wie vor Bestand

Rhodium hat sich in der gesamten Woche erstaunlich stabil gezeigt und handelt nach wie vor auf unverändert hohem Niveau. Im Vergleich zu Platin und Palladium ist Rhodium momentan äußerst robust. Unterstützung kommt momentan sowohl von der Investment Seite, aber auch durch physische Käufe von der Industrie. Der Preis wird aktuell auch durch eine verschlechterte Liquiditätssituation unterstützt, da die Zinsen für die Finanzierung angezogen haben. Im Ausblick sehen wir keine große Veränderung der Gesamtlage und somit weiterhin stabile Preise.

Im Ruthenium bleibt es weiterhin ruhig und es gibt wenig zu berichten, was Einfluss auf den Markt, bzw. auf den Preis hat.

Das Kaufinteresse im Iridium setzt sich weiter fort und das Angebot ist nach wie vor limitiert, daher klettert der Preis langsam, aber unaufhörlich nach oben. Wenn sich am Gesamtbild nichts ändern sollte, könnte es gut sein, dass wir in naher Zukunft Preise sehen werden, die wir zuletzt 2012 und 2013 hatten. Da das all-time-high von Preisen bei USD/oz 1,100 auch nicht in weiter Ferne liegt, ist es sicherlich nicht vermessen zu sagen, dass dies in absehbarer Zukunft durchaus erreichbar ist.

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