Angebotsüberschuss in Europa

Das Produktionswachstum von Edelstahl verändert den europäischen Schrottmarkt. Für dieses Jahr wird ein Angebotsüberschuss erwartet. Auch am US-amerikanischen Schrottmarkt gebe es eine dramatische Verschiebung, hieß es auf der BIR-Frühjahrstagung in Miami.

Edelstahlschrott: Die knappen Zeiten sind vorbei


Es scheint, als hätten Europa und die USA die Marktverhältnisse für Edelstahlschrott getauscht. Während dem europäischen Markt ein Angebotsüberschuss bevorsteht, wandelt sich der Angebotsüberschuss auf dem US-amerikanischen Markt zu einem Nachfrageüberschuss.

„Europa wird ab diesem Jahr ein Überangebot an Edelstahlschrott haben und genötigt sein, Material zu exportieren“, erklärte der Europa-Vertriebsleiter von Cronimet, Paul Gielen, auf der Frühjahrstagung des Weltrecyclingverband BIR in Miami. Das sei ein gravierender Wandel. Das Ausfuhrverbot für indonesisches Nickelerz habe dazu geführt, dass China, dessen Edelstahlproduktion rund 50 Prozent der weltweiten Produktion ausmacht, inzwischen eine Nickelknappheit beklagt.

Eine dramatische Verschiebung registriert auch Simon Merrills, CEO von ELG Metals in den USA, für den US-amerikanischen Edelstahlschrott-Markt. In weniger als sechs Monaten ist aus dem Überangebot an Schrott eine Verknappung geworden, erklärte er in Miami. Die „Achterbahn“ werde auch noch für einige Zeit anhalten.

Merrills geht davon aus, dass die USA künftig einen Bedarf an Edelstahlschrott von etwa 12.000 Tonnen im Monat haben werden. Die Frage sei, woher das Material kommen werde. Möglich sei eine Umlenkung der Materialströme nach Asien, Kanada oder Südamerika in Richtung USA. Er geht in jedem Fall davon aus, dass der Edelstahlmarkt auch künftig nach oben zeigen wird.

Produktionswachstum für Westeuropa

Die Deutsche Industriebank IKB rechnet unterdessen für 2014 mit einem neuen weltweiten Produktionsrekord für Edelstahl. Nach vorläufigen Zahlen ist die Produktion von rostfreiem Edelstahl im vergangenen Jahr um 7,8 Prozent auf 38,1 Mio. t gestiegen. Während China (+18 Prozent) und Osteuropa (+13,6 Prozent) überdurchschnittlich wuchsen, stieg die Produktion in Amerika leicht an (+3,6 Prozent), während sie in Europa (-4 Prozent) rückläufig war. Insgesamt dürfte 2014 ein weiterer Produktionsrekord erfolgen, glaubt die IKB. Dabei sei in Westeuropa ein Anstieg von etwa 5 Prozent zu erwarten.

In Deutschland hingegen ist die Rostfrei-Produktion nach der Schließung der Schmelze in Krefeld erneut gesunken. Die Importabhängigkeit der deutschen Nachfrager werde deshalb bei einem steigenden Bedarf nochmals zunehmen, erklärt die Bank.

Laut IKB wird sich im dritten Quartal 2014 die divergierende Entwicklung der Nickel- und Ferrochrompreise fortsetzen. In der Kategorie rostfreie Edelstähle des Typs 1.4301 erwartet die Bank bei einer anziehenden Nachfrage nach Edelstahl eine Preisbewegung bis zu 2.900 US-Dollar je Tonne für Warmbreitband. Der Preisabstand zu den Stäben dürfte sich jedoch stabilisieren. Für Stäbe sagt die IKB Preise von bis zu 3.500 US-Dollar pro Tonne voraus. Sollte es zu Versorgungsengpässen in China infolge der indonesischen Nickelexportrestriktionen kommen, würde dies die Preise weiter treiben.

Für die Kategorie des Typs 1.4401, der traditionell in den Maschinen- und Anlagenbau geht, rechnet die IKB für 2014 mit einem höheren Absatz. Im dritten Quartal 2014 werde bei Warmbreitband das Preisniveau bis zu 4.100 US-Dollar je Tonne betragen, sagt die Bank voraus. Die aktuelle Preisdifferenz zu den Stäben sollte bestehen bleiben. Dies bedeute eine Bewegung um 4.800 US-Dollar je Tonne.

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