Neuer Genehmigungsantrag

Der MVA-Betreiber EEW will die Kapazitäten seines Müllheizkraftwerkes in Premnitz verdoppeln. Der Bundesverband für Umweltberatung vermutet, dass die zusätzliche Linie mit Abfall aus Berlin gefüllt werden soll. Doch EEW widerspricht.

EEW plant zweite Verbrennungslinie in Premnitz


Der MVA-Betreiber EEW will seinen Standort im brandenburgischen Premnitz – 65 Kilometer westlich von Berlin – erweitern. Wie das Unternehmen mitteilt, wurde im vergangenen Jahr beim Landesamt für Umwelt beantragt, die Genehmigung aus dem Jahr 2008 für den Bau einer zweiten Linie erneut zu erteilen. Kommt die Behörde dem nach, verdoppelt sich die Kapazität für die Annahme von Hausmüll und Ersatzbrennstoffen von 150.000 auf 300.000 Tonnen im Jahr.

Nach Angaben eines EEW-Sprechers orientiert sich der Ausbau an der gestiegenen Nachfrage im brandenburgischen Markt. „Ein Grund für diese Nachfrage sind Schließungen mechanisch-biologischer-Abfallbehandlungsanlagen. Deren Kapazitäten stehen für eine Abfallverwertung nicht mehr zur Verfügung, andere Verwertungswege müssen erschlossen werden“, sagt der Sprecher. Ein weiterer Grund seien gewonnene Aufträge.

Laut EEW wird der im Landkreis Potsdam-Mittelmark gesammelte Hausmüll weiterhin in Premnitz verbrannt. Die Vereinbarung besteht seit 2012. Im vergangenen Juni wurde die Ausschreibung erneut gewonnen. Der Vertrag laufe nun bis Mai 2023 mit einer Verlängerungsoption für zwei weitere Jahre.

Darüber hinaus werde seit 1. Januar 2018 Hausmüll aus dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin in Premnitz angenommen, erklärt der EEW-Sprecher. Der Vertrag laufe bis Ende 2027. Des Weiteren wird seit Januar 2016 der Hausmüll aus dem Landkreis Havelland in Premnitz verwertet. Der entsprechende Vertrag laufe bis Ende 2022 mit einer Option auf Verlängerung von zweimal drei Jahren.

Kein Hausmüll aus Berlin

Unterdessen wurden Vermutungen des Bundesverbands für Umweltberatung (bfub) laut, Berlin wolle die zweite Linie kaufen oder nutzen. Der Verband stützt seine Vermutung nach Angaben der Zeitung Märkische Allgemeine darauf, dass „in Berlin nicht ohne Weiteres eine neue Müllverbrennungsanlage gebaut werden kann“ und die Berliner Stadtreinigung (BSR) 2012 schon einmal Abfälle in Premnitz verbrennen ließ.

„Hausmüll zur thermischen Verwertung aus Berlin spielt bei den Überlegungen zur Weiterentwicklung von EEW Premnitz ausdrückliche keine Rolle“, kommentiert EEW-Geschäftsführer Rüdiger Bösing. Mengen, die 2012 unter anderem in Premnitz verwertet wurden, seien einer Sondersituation in Berlin geschuldet gewesen. Damals sei die Berliner Anlage modernisiert worden. In dieser Zeit habe nicht die gesamte Kapazität zur Verfügung gestanden, andere Anlagen halfen aus, so Bösing weiter. Jenseits dieser Ausnahmesituation gebe es derzeit weder Überlegungen noch Gespräche mit der BSR, Hausmüll aus Berlin zu übernehmen.

Mit einem positiven Bescheid des Antrags rechnet EEW noch im ersten Quartal 2018. Bereits der ursprüngliche Genehmigungsbescheid umfasste zwei Linien. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde die zweite Linie damals allerdings nicht umgesetzt und die Genehmigung erlosch. Die Investitionen dürften sich auf etwa 60 Millionen Euro belaufen.

EEW verwertet in der Premnitzer Anlage seit 2008 jährlich 150.000 Tonnen Hausmüll und Ersatzbrennstoffe. Die Anlage verfügt über eine Rostfeuerung. Daneben betreibt das Unternehmen eine weitere Anlage mit Wirbelschichtverbrennung mit einer Kapazität von 120 .000 Tonnen Ersatzbrennstoffen im Jahr. Insgesamt werden daraus 93.000 Megawattstunden Strom (für etwa 27.000 Haushalte), 124.000 Megawattstunden Fernwärme und 133.000 Megawattstunden Prozessdampf im Jahr erzeugt.

 

© 320°/bs | 08.01.2018

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