Entgelttransparenzgesetz

Das Entgelttransparenzgesetz soll ungleiche Gehaltszahlungen zwischen Männern und Frauen beseitigen. Gut 100 Tage nach Inkrafttreten der Regelung zeigt sich: Kaum jemand nimmt den firmeninternen Gehaltsvergleich in Anspruch.

Ein Gesetz, das (bislang) niemanden interessiert


Am vergangenen Dienstag (16. April) ist das Entgelttransparenzgesetz 100 Tage alt geworden – Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen: Hierfür hat das Vergleichsportal Gehalt.de in Kooperation mit den Vergütungsanalysten von Compensation Partner eine Umfrage unter 1.862 Beschäftigten und 319 Unternehmen durchgeführt. Das Ergebnis: Bislang ließen nur 2 Prozent der Beschäftigten ihre Stelle mit anderen Profilen firmenintern vergleichen.

Laut Umfrage waren nur 14 Prozent der Beschäftigten mit dem Ergebnis zufrieden. Grund für die Unzufriedenheit aller Übrigen war meist eine geringe Aussagekraft des Vergleichs.

Keine rechtlichen Konsequenzen

Gleichwohl will künftig ein Drittel aller Arbeitnehmer eine Auskunft einfordern. 39 Prozent der Befragten ziehen es in Erwägung und 28 Prozent schließen dies aus. Diejenigen Beschäftigten, die das Gesetz nicht oder nur vielleicht nutzen wollen, gaben an, dass sie die Gehälter der Kollegen bereits kennen würden. 24 Prozent sorgen sich hingegen um ihr Verhältnis zu ihrem Arbeitgeber – obwohl die Anfragen anonymisiert werden.

Ein Grund für die allgemeine Zurückhaltung mag auch sein, dass 39 Prozent der Arbeitnehmer und 73 Prozent der Arbeitgeber bezweifeln, dass durch das Gesetz die Diskriminierung hinsichtlich des Gehalts verringert wird. Das Entgelttransparenzgesetz habe nicht genug Durchschlagskraft, da im Falle einer unfairen Bezahlung keine rechtlichen Konsequenzen drohen – dies bemängeln 32 Prozent der Arbeitgeber und 36 Prozent der Arbeitnehmer.

Wie die Umfrage ebenfalls zeigt, sind nahezu alle Arbeitgeber (97 Prozent) über das Gesetz im Bilde. Dennoch haben lediglich 42 Prozent Maßnahmen ergriffen und Ressourcen bereitgestellt, um auf mögliche Anträge vorbereitet zu sein. 30 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Mitarbeiter über die Einführung des Gesetzes aufgeklärt.

Mehr als die Hälfte der Befragten fühlt sich bereits fair bezahlt. Unter den Frauen lag der Anteil bei 52 Prozent. Unter den Männern bei 65 Prozent.

 

© 320° | 19.04.2018

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