Umfrage

Mit der Erhöhung der Recyclingquoten für Kunststoffe ist der Anfang gemacht. Aber nun müssen noch die Kunststoffverarbeiter überzeugt werden. Und nicht nur die, wie die Ergebnisse einer Umfrage nahelegen.

Eine Frage der Einstellung


Qualität, Versorgungssicherheit und auch der Preis: Das sind die Faktoren, die den Einsatz von Kunststoff-Recyclaten wesentlich beeinflussen. Bei allen drei ist noch Luft nach oben, wie die Ergebnisse einer Umfrage des europäischen Kunststoffverarbeiter-Verbands EuPC zeigen.

So geben 60 Prozent der befragten Kunststoffverarbeiter in Europa an, dass sie ein zufriedenstellendes Angebot an Kunststoff-Recyclaten kaum oder nur sehr schwer finden. In Deutschland sind es sogar 70 Prozent. Während europaweit die Qualität und Quantität gleichermaßen ein Hindernis darstellen, überwiegen in Deutschland die Qualitätssorgen. Immerhin gaben 86 Prozent der Befragten in Deutschland an, aus Qualitätsgründen kein Recyclat einzusetzen. Im Vergleich dazu waren es europaweit nur 76 Prozent.

Zugleich zeigt die Umfrage, dass der Preis der Hauptanreiz für die Umstellung auf Recyclingware ist. Das Preisniveau scheint aber hier kein größeres Hindernis zu sein. Denn nur 15 Prozent der befragten Unternehmen in Europa geben an, dass es am Preis liegt, dass sie noch nicht Kunststoffrecyclate nutzen.


EUPC-Umfrage


Ohne die Kunden geht es nicht

Eine wichtige Rolle spielen auch ein besseres Image in Bezug auf Umweltfragen und eine günstige CO2-Bilanz. Allerdings behindern rechtliche Fragen den Einsatz von Recyclaten, insbesondere bei Anwendungen mit Lebensmittelkontakt. „Hier hat es die Europäische Kommission versäumt, mehr als neun Jahre nach der Verabschiedung der Rahmengesetze ein funktionierendes System einzurichten“, moniert der EuPC. Gleiches gelte hinsichtlich möglicher Altlasten bei Additiven für langlebige Produkte, bei denen es nach wie vor eine Rechtsunsicherheit der Verarbeiter gebe.

Ein entscheidender Faktor für den Einsatz von Kunststoff-Recyclaten ist außerdem der Kunde der Kunststoffverarbeiter. „Ohne die Unterstützung ihrer Kunden wird die Kunststoff verarbeitende Industrie den Einsatz von Kunststoff-Recyclaten nicht forcieren können“, betont der EuPC. „Der erste Schritt zur Änderung dieser Haltung wäre die Schaffung eines entsprechenden Bewusstseins, was wiederum zu einer besseren Akzeptanz von Kunststoff-Recyclaten führen könnte.“ Dafür müssten Produktentwickler und Markenartikler enger zusammenarbeiten.

Aber trotz aller Widrigkeiten: Immerhin verwenden 76 aller europäischen Verarbeiter, die an der Umfrage teilgenommen haben, Kunststoff-Recyclate. In Deutschland liegt der Nutzungsgrad bei nur 57 Prozent. Der EuPC erklärt die Diskrepanz damit, dass viele Teilnehmer aus Deutschland im Segment Verpackungen, insbesondere Lebensmittelverpackungen tätig sind.

Die Umfrage wurde von Mai bis September 2017 durchgeführt. Befragt wurden 485 Verarbeiter aus 28 Ländern. Die Details zur Umfrage finden Sie hier.

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