Recycling von E-Batterien

Für Recycler, die sich auf Batterien auf E-Autos ausrichten, geht es derzeit weniger um den Recyclingprozess. Das Problem ist vielmehr der geringe Materialzulauf. Das macht Investitionsentscheidungen schwierig. Zumal die Recyclingkosten für Lithium-Ionen-Batterien deutlich höher sind.

Eine Wette auf die Zukunft


In vielen Ländern hält sich die Begeisterung für Fahrzeuge mit Elektroantrieb noch in Grenzen. Sieht man einmal von China und Norwegen ab, fallen die Zahlen der neu zugelassenen E-Autos in den meisten Ländern mager aus. Für Recycler zahlen sich daher größere Investitionen in die Verwertung von Batterien aus Elektrofahrzeugen momentan nicht aus, zumal auch viele Batterien in die Wiederverwendung gehen.

„Die Realität ist, dass Batterien aus Elektroautos auch in den nächsten Jahren sehr schwer zugänglich sein werden“, sagte Jarkko Vesa, CEO des finnischen Laboratory of Creative Destruction, heute (27. September) bei seinem Vortrag beim International Congress for Battery Recycling (ICBR). Aus der Sicht des Wissenschaftlers ist daher nicht das Recycling von EV-Batterien die eigentliche Herausforderung. „Das Problem ist, dass es nicht genug Batterien zum Recyceln gibt.“ Das gelte derzeit für die meisten Länder.

In absehbarer Zeit könnte sich das jedoch ändern. Denn 2022 werden die ersten größeren Mengen an Batterien für E-Autos in die Recyclingkette geraten, wie Vesa erwartet. Bis 2030 sollen sich die Rücklaufmengen sukzessive erhöhen. „Im nächsten Jahrzehnt wird das EV-Batterierecycling eine wichtige Quelle für kritische Rohstoffe sein“, schlussfolgerte der Finne in seinem Vortrag.

Der CEO untermauerte das mit einigen Zahlen zu den in Finnland auf den Markt gebrachten Batterien für E-Fahrzeuge:

  • 2010 wurden lediglich 5.500 Kilogramm an Lithium-Ionen-Batterien auf den Markt gebracht. Nickel-Metallhydrid-Akkumulatoren (NiMH) brachten da schon bedeutend mehr auf die Waage, und zwar 156.500 Kilogramm.
  • In den kommenden Jahren setzte die Lithium-Ionen-Batterie zur Aufholjagd an. 2017 wurden zum ersten Mal mehr Lithium-Ionen- als NiMH-Batterien verkauft. Die Menge an Lithium-Ionen-Batterien belief sich auf über 1.412 Tonnen, gegenüber 1.273 Tonnen an NiMH-Batterien.
  • 2018 werden die Lithium-Ionen-Batterien ihren Vorsprung wahrscheinlich noch weiter ausbauen können. Versa schätzt, dass annähernd 2.592 Tonnen davon auf den Markt gebracht werden. NiMH-Batterien werden demnach eine Menge von nur 1.750 Tonnen ausmachen.

Der Finne warf beim ICBR auch einen Blick auf die Kostenseite. Er und seine Kollegen haben berechnet, dass das Recycling von einem Kilogramm Lithium-Ionen-Batterien 2 Euro kostet. Das Recycling von NiMH-Batterien koste nur 50 Cent pro Kilogramm. Damit werden die Lithium-Ionen-Batterien der mit Abstand größte Kostentreiber beim Recycling sein:

  • Im Jahr 2022 soll das Recycling der beiden EV-Batterietypen insgesamt 215.400 Euro kosten.
  • 2027 sollen sich die Kosten bereits auf 1 Million Euro erhöhen, im folgenden Jahr auf 1,7 Millionen Euro.
  • 2029 verdoppeln sich die Kosten beinahe auf 3,2 Millionen Euro.
  • 2030 erfolgt ein noch größerer Sprung auf 5 Millionen Euro.

Insgesamt waren in Finnland im Jahr 2017 rund 36.000 Elektro-, Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge angemeldet. Bis 2030 verfolgt die finnische Regierung das Ziel, insgesamt 250.000 solcher Fahrzeuge auf die Straßen zu bringen.

Bislang ist das Land aber noch weit davon entfernt. „In diesem Jahr werden insgesamt etwas mehr als 52.000 Elektro-, Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein“, schätzt Vesa. Das entspricht etwa 1,7 Prozent der Gesamtzahl aller Fahrzeuge in Finnland (rund 3 Millionen).

Toyota hat bei E-Autos die Nase vorn

Betrachtet man nur die Zahl der neuregistrierten Elektroautos fallen die Zahlen noch viel kleiner aus. In diesem Jahr sind in Finnland bis einschließlich Juli 390 Elektroautos neu zugelassen worden. Im Vorjahresvergleichszeitraum waren es mit 306 deutlich weniger.

Zu den Top Five der gehören demnach:

  • Nissan Leaf mit 138 Stück
  • Tesla Model 2 mit 87 Stück
  • VW Golf mit 53 Stück
  • Hyundai Ioniq mit 35 Stück
  • Renault Zoe mit 30 Stück

Beim Verkauf von Plug-in-Hybrid- und Hybrid-Autos liegt der Hersteller Toyota weit vorn mit seinen Modellen Auris, Yaris und C-HR Hybrid. Insgesamt wurden laut Vesa im ersten Halbjahr dieses Jahres über 9.240 Plug-in-Hybrid und Hybrid-Autos verkauft – 46 Prozent machten allein die drei Toyota-Modelle aus (insgesamt über 4.260 Stück).

An vierter Stelle der meistverkauften Pkw mit Plug-in-Hybrid- und Hybrid-Antrieb liegt Volvos XC60 Plug-in Hybrid mit 870 Stück. Der BMW i3 ist auffallend unpopulär. Wie aus den von Vesa vorgelegten Zahlen wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres lediglich 21 dieser BMW-Modelle verkauft.

 

© 320° | 27.09.2018

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