Problem bleibt ungelöst

Für das geplante EU-weite Verbot von Einwegkunststoffen gibt es breite Unterstützung – aber auch Kritik: Gegner halten das Vorhaben für nicht zielführend. Sie befürchten, dass die Recyclingwirtschaft unter der neuen Richtlinie leiden wird.

„Einwegkunststoff-Richtlinie schießt am Ziel vorbei“


18Die Kritik kommt vom Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs. „Die Single Use Plastics Richtlinie, mit der Einweg-Erzeugnisse aus Kunststoff künftig verboten werden sollen, schießt am Ziel vorbei, weil sie das Marine-Litter-Problem nicht lösen kann“, meint Helmut Schwarzl, Obmann der Berufsgruppe Kunststoffindustrie.

Gemessen an der Einwohnerzahl hat Österreich übermäßig viele Kunststoffrecycling-Betriebe, die Einweg-Kunststoffverpackungen aus ganz Europa zukaufen. Außerdem ist Österreich eines der führenden Länder im Bau von Recyclingmaschinen für Kunststoff-Einwegverpackungen.

„Die Einwegkunststoff-Richtlinie wird ein Recycling erschweren, da auch Produkte aus Recyclingmaterial von den Verboten betroffen sind“, glaubt der Fachverband. „Daher bietet die Richtlinie keine stabilen Rahmenbedingungen für Unternehmen, die in Recyclingtechnologien investieren.“

Abfallmanagement EU-weit anheben

Der Verband hält die europäische Gesetzgebung im Bereich Abfall und Verpackung für ausreichend, um einen Eintrag von Kunststoff in die Weltmeere gänzlich zu verhindern. „Während Österreich Vorreiter in der Umsetzung ist, indem es 100 Prozent des Kunststoffabfalls verwertet, bestehen in mehreren anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union nach wie vor Missstände in der Abfallbewirtschaftung. Diese gehören zunächst ausgeglichen, um überhaupt zu wissen, welche regulatorischen Lücken noch bestehen.“

„Österreich hat ein funktionierendes Abfallmanagement-System, sowie eine aufgeklärte Bevölkerung und es gibt qualifizierte Partner entlang der gesamten Wertschöpfungskette, die engagiert sind, den Kunststoffkreislauf zu schließen“, sagt Schwarzl. Dies setze allerdings voraus, dass gesetzliche Regelungen berechenbar und investitions- sowie innovationsfreundlich gestaltet werden.

„Nicht der Werkstoff Kunststoff ist das Problem, sondern die unsachgemäße Behandlung sowie mangelhaftes Abfallmanagement in vielen EU-Staaten“, betont er. Verbote würden letztlich dazu führen, dass Kunststoff abgelehnt wird.

© 320° | 23.10.2018

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