Elektromobilität: Von der Nische zum Massenmarkt

Die bisher schleppende Entwicklung von Elektroautos soll in den kommenden Jahren rasant an Fahrt aufnehmen. Schon in neun Jahren wird jedes vierte bis fünfte Auto in Deutschland einen Elektroantrieb haben, prognostizierte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, auf der VDA-Jahrespressekonferenz. „Allein bei den deutschen Herstellern reden wir dann über Stückzahlen, die deutlich im siebenstelligen Bereich sein werden“, sagte er.

Laut Wissmann wird eine Reichweite von 500 Kilometern bei den Elektroautos bald Standard sein. Die Batteriekosten würden deutlich sinken. Die deutschen Hersteller werden laut Prognose ihr Modellangebot an E-Autos bis 2020 mehr als verdreifachen – von derzeit 30 Modellen auf knapp 100. Schon 2019 soll der Elektroantrieb (PHEV, BEV) in praktisch allen Baureihen vertreten sein. „Die Zahl der Modelle steigt, ab der kommenden Dekade erreicht die Elektromobilität den Massenmarkt“, sagte Wissmann.

Insgesamt investiert die deutsche Automobilindustrie laut VDA-Präsident über 40 Milliarden Euro in alternative Antriebe. Schon jetzt sei der Anteil der deutschen Autobauer an E-Autos sehr hoch: Der Marktanteil in Deutschland betrage derzeit 57 Prozent, in Westeuropa liegt er bei 48 Prozent. Auf dem US-Markt hat laut Wissmann jedes fünfte neu verkaufte Elektroauto ein deutsches Konzernmarkenzeichen. Verbote für andere Antriebsarten hält der VDA-Präsident allerdings nicht für sinnvoll, auch andere Motoren seien nach wie vor wichtig – solange sie immer effizienter werden.

Mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen am Automarkt sprach Wissmann von einem „guten Automobiljahr“. So wird der Pkw-Markt in diesem Jahr um 5 Prozent auf fast 3,4 Millionen Neuzulassungen zulegen. Besonders stark sind die Neuzulassungen in China gestiegen – um 15 Prozent auf 23,1 Millionen.

Auch weltweit ging es aufwärts, die Neuzulassungen stiegen auf 81,6 Millionen und lagen 4 Prozent über dem Wert von 2015. Im kommenden Jahr sollen die Zahlen weiter ansteigen, Wissmann rechnet weltweit mit 82,6 Millionen Pkw-Neuzulassungen und damit einem Plus von 2 Prozent. Bis 2020 sollen dann weltweit 91 Millionen neue Pkw zugelassen werden.

Bei den Nutzfahrzeugen entwickelte sich der Weltmarkt ebenfalls gut. Die Zulassungen stiegen 2016 um 4 Prozent auf rund 2,8 Millionen Fahrzeuge. Für das kommende Jahr soll der Markt aber teilweise stagnieren, in Westeuropa soll er um 1 Prozent auf 277.000 Einheiten zurückgehen.

© 320°/ek | 06.12.2016