Alte Dämmstoffe

Die Entsorgungsbetriebe Wiesbaden nehmen seit Januar wieder künstliche Mineralfasern an. Das als Glas- oder Steinwolle bekannte Material muss deponiert werden. Doch dabei traten Probleme auf. Nun arbeiten die ELW mit einer Vorbehandlungsmethode.

ELW nehmen wieder alte Mineralwolle an


Seit Januar nehmen die Entsorgungsbetriebe Wiesbaden (ELW) wieder alte Mineralwolle an. Privatkunden und Kleingewerbetreibende können das Dämmmaterial auf der Deponie Dyckerhoffbruch abgeben. Dort läuft seit Herbst 2017 eine Presse, mit der die künstlichen Mineralfasern (KMF) für die Deponierung vorbereitet werden.

Die sogenannte KMF-Presse wurde notwendig, weil die Fasern leicht und voluminös sind und nach dem Einbau über kurz oder lang zu starken Setzungen im Deponiekörper führen. Darüber hinaus wurde das Material – auch als Glas- oder Steinwolle bekannt – häufig vermischt mit Bauschutt angeliefert. Der ELW zufolge war auch das ein Problem, weil bis einschließlich 2010 hergestellte KMF aufgrund ihrer Beschaffenheit als gefährlich, bis 2000 sogar als krebserregend galten.

Volumenreduzierung von 1:25

Um das Material sortenrein zu bekommen, gibt es nun spezielle Säcke für Privatkunden und Kleingewerbetreibende. Diese werden auf eine bestimmte Art verschlossen und dann zur Deponie gebracht. Die Gebühr beträgt je Sack fünf Euro inklusive Entsorgung.

Das Material wird anschließend in einer Art Schneckenpresse bei Unterdruck zerrieben und damit verdichtet. Laut ELW werden aus circa 75 Kubikmeter KMF-Abfall circa drei Kubikmeter hoch verdichtetes Material erzeugt. Das entspreche einer Volumenreduzierung im Verhältnis von etwa 1:25. Nach dem Vorgang liegt ein Granulat vor, „dass sich wie krümelige Gartenerde anfühlt“. Dieses wird schließlich in luftdichte Säcke gefüllt und eingebaut.

Die Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden haben in die Presse etwa 450.000 Euro investiert. Diese Summe soll sich bereits nach drei Jahren amortisieren. Jährlich kann die Anlage bis zu 10.000 Tonnen Material verarbeiten. Bei Bedarf können die Kapazitäten verdoppelt werden.

Mineralwolle wird im Zieh-, Blas- oder Schleuderverfahren hergestellt. Dabei werden die Rohstoffe zwischen 1.200 und 1.600 Grad Celsius geschmolzen. Für Glaswolle kommt bis zu 70 Prozent Altglas, darüber hinaus Sand, Kalkstein und Soda zum Einsatz. Für Steinwolle wird Spat, Dolomit, Basalt, Diabas, Anorthosit sowie Recyclingmaterial verwendet. Bislang existiert kein Recyclingverfahren für alte Mineralwolle.

 

© 320°/bs | 31.01.2018

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