Eigenkompostierung von Bioabfällen

Das Kreislaufwirtschaftsgesetz lässt unter bestimmten Bedingungen auch die Eigenkompostierung zu. Eine Studie hat nun untersucht, welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind. Und welche Mengen den Kommunen dadurch entgehen.

Ergänzung zur Biotonne


In Deutschland werden pro Jahr rund 9 Millionen Tonnen Biogut und Grüngut separat erfasst. Rund die Hälfte wird über die Biotonne eingesammelt. Der Rest kommt aus der separaten Grüngutsammlung. Allerdings gibt es auch einen Mengenanteil an Küchen- und Gartenabfällen, der nicht den Weg zu den Kommunen findet. Das sind diejenigen Abfälle, die bei privaten Haushalten den Weg der Eigenkompostierung gehen. Darüber hinaus wird ein Teil verbrannt oder illegal entsorgt.

Welche gesetzliche Grundlage für die Eigenkompostierung bestehen und welche Mengenpotenziale sowie Vor- und Nachteile damit verbunden sind, hat nun eine aktuelle Studie des bifa Umweltinstituts in Augsburg untersucht. Die Studie trägt den Titel „Eigenverwertung von Bioabfällen – Eigenkompostierung, Eigendeponierung, illegale Eigenentsorgung“ und wurde im Auftrag der Gütegemeinschaft Kompost Region Bayern (RGK Bayern) erstellt.

Die Studie bezieht sich unter anderem auf eine Erhebung des Berliner Ingenieurdienstleisters Umwelt- und Energie-Consult von 2014. Demnach liegt die durchschnittliche Gartenabfallmenge in Deutschland bei 177 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Davon werden rund 82 Kilogramm im Rahmen der Eigenkompostierung verwertet. Hinzu kommen 81 Kilogramm Küchenabfälle (gekochte und ungekochte Speiseabfälle), wovon 13 Kilogramm je Einwohner und Jahr auf dem hauseigenen Kompost landen.

Nicht alle Bioabfälle zum Kompostieren geeignet

Doch gerade die Küchenabfälle sind für den Kompost nur bedingt geeignet. Gekochte Speiseabfälle etwa sind eher nass und neigen daher zum Faulen, heißt es in der bifa-Studie. Hinzu komme, dass sie durch das Würzen im Zubereitungsprozess im Vergleich zu ungekochten Küchen- und Speiseabfällen eher salzig sind.

Tierische Speiseabfälle sind für die Kompostierung ebenfalls ungeeignet, heißt es weiter. Insbesondere Fleisch- und Fischabfälle seien aufgrund ihres vergleichsweise hohen Eiweiß-Gehalts nicht für die Eigenkompostierung zu empfehlen. Zudem verrotteten sie unter Geruchsbildung. Das locke Ratten, Mäuse, Füchse, Marder und Fliegen an. Bei pflanzlichen Materialien treten hingegen keine oder nur kurzzeitige Gerüche beim Verrotten auf.

Aber auch Gartenabfälle sind nicht ganz unproblematisch. Wie es in der Studie heißt, können sie einen Krankheitsbefall aufweisen, beispielsweise „Feuerbrand“. Die nötigen Rottetemperaturen bei Eigenkompostierung würden in der Regel nicht ausreichen, um die Erreger abzutöten. Das Material sollte also an einer Grüngutsammelstelle abgegeben werden. Das gelte ebenso für im Herbst anfallendes Laub. Denn es dauere sehr lange, bis das Herbstlaub auf dem eigenen Kompost verrottet ist, betonen die Studienverfasser.

Nachteile versus Vorteile

Ein Nachteil der Eigenkompostierung ist laut Studie das Sickerwasser. Dieses entsteht, wenn zu viel Niederschlagswasser in den Kompost gelangt. Dann löse das Wasser unter anderem Stickstoff heraus und trage diesen als Nitrat in Boden und Grundwasser ein. Um das möglichst zu verhindern, sollte die Kompostmiete abgedeckt oder die Kompoststelle unter Bäumen errichtet werden, schreiben die Autoren.

Als weitere Nachteile sehen die Verfasser der Studie die mögliche Lärmbelastung und den Zeitaufwand an. Lärm entsteht, wenn sperrige, verholzte Pflanzenreste mit Gartenhäckslern zerkleinert werden müssen. So liege der Schalldruckpegel handelsüblicher Häcksler zwischen 90 und 95 Dezibel. Um diese Lärmemissionen sowie die zeitaufwendige Materialzerkleinerung zu vermeiden, sollte Gehölzschnitt an den öffentlichen Grüngutannahmestellen abgeliefert werden, empfiehlt das bifa.

Den Nachteilen stehen aber auch einige Vorteile gegenüber. Demnach kann laut Studie die Eigenkompostierung helfen, den Organikanteil im Restabfall wesentlich zu verringern. Erfolge die Verwertung darüber hinaus sachgerecht, entstehe wertvoller Dünger und Humus. Das wiederum verringere den Bedarf an Torf.

Weil das Material vor Ort verwertet wird, entfalle zudem der Materialtransport zu einer Verwertungsanlage. Dadurch würden Energieverbräuche sowie CO2 – und andere Emissionen vermieden. Für den kommunalen Entsorger sei das gleichbedeutend mit weniger Kosten für Sammlung, Transport und Behandlung.

Information der Bevökerung

Wie öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger mit der Eigenkompostierung umgehen sollen und zudem an mehr Bioabfälle kommen können, dafür haben die Autoren der Studie entsprechende Empfehlungen erarbeitet. So heißt es in der Studie, dass Kommunen keine gesonderte Gebühr für die Bereitstellung, Leerung und Sammlung der Bioabfalltonnen erheben sollten. Ferner sollte es mit Einführung der Biotonne keine Erhöhung der Müllgebühren geben.

Darüber hinaus empfiehlt das bifa benutzerfreundliche Sammelrhythmen, saisonbezogene Sammelrhythmen (zweiwöchige Leerung in den kälteren Monaten, in den Sommermonaten eventuell wöchentliche Leerung) sowie ausreichend Biotonnenvolumen, zum Beispiel 120 oder 240 Liter. Empfehlenswert seien ebenfalls Annahmeplätze für Grünabfälle als kostenloses Bringsystem, gegebenenfalls mit ausgeweiteten Öffnungszeiten. In Zeiten hohen Anfalls (Laub im Herbst) könnte eine zusätzliche Grüngutsammlung als Holsystem eingerichtet werden. Auch die kostenlose Abgabe von Bioabfallbeuteln aus bioabbaubaren Kunststoffen oder Papier zur Erfassung von Küchen- und Kochabfällen (in Abstimmung mit dem Anlagenbetreiber) sei geeignet. Letztlich seien auch klare Informationen zur Eigenkompostierung wichtig. Dazu zähle die Information über die Folgen einer nicht fachgerechten Eigenkompostierung auf den Pflanzenbestand und über hygienische Risiken durch den Einsatz von ungeeignetem Inputmaterial.

 

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