Entwicklung in 2017

Der Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch in Deutschland ist in diesem Jahr deutlich gestiegen. Auch die Stromerzeugung aus Biomasse und Abfall konnte zulegen. Künftig dürfte auch der Anteil Erneuerbarer Energien am Kraftstoffverbrauch im Verkehr zunehmen.

Erneuerbare Energien legen kräftig zu


Die Erneuerbaren Energien werden 2017 voraussichtlich über 36 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland decken. Zu diesem Ergebnis kommen das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in einer ersten Schätzung.

Demnach könnten bis Jahresende fast 217 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt werden. Das wäre ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr: 2016 lag der Anteil der Erneuerbaren Energien mit 188 Mrd. kWh noch bei 31,6 Prozent des Bruttostromverbrauchs.

Prozentual gesehen verzeichnet die Stromerzeugung aus Windkraft offshore den größten Anstieg: sie steigt voraussichtlich um 49 Prozent auf gut 18 Mrd. kWh (2016: 12,3 Mrd. kWh). Im Bereich onshore legt Wind in diesem Jahr voraussichtlich um 21 Mrd. kWh zu und erreicht gut 87 Mrd. kWh. Das entspricht einem Anstieg von über 31 Prozent. Mit einem Anteil von über 40 Prozent an der Stromerzeugung aus Erneuerbaren bleibt die Windenergie an Land weiterhin mit Abstand die stärkste Erneuerbaren-Quelle.

Auf Platz 2 folgt Biomasse mit rund 24 Prozent, wovon fast 3 Prozent auf den biogenen Anteil im Abfall entfallen. Der Beitrag von Biomasse und Abfall zur Stromerzeugung ist im Vergleich zu 2016 um über 1 Prozent auf gut 51 Mrd. kWh gestiegen. Auf Platz 3 liegt Photovoltaik mit über 18 Prozent. Die Stromerzeugung über Photovoltaik hat sich um mehr als 4 Prozent auf fast 40 Mrd. kWh erhöht.


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„Bereits jetzt haben die Erneuerbaren das von der Bundesregierung im Energiekonzept für 2020 gesteckte Ziel von 35 Prozent Erneuerbaren-Anteil am Bruttostromverbrauch übertroffen“, erklärt Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Damit der Strom aus Erneuerbaren umfänglich genutzt werden kann, müssen wir jedoch den Ausbau der Nord-Süd-Leitungen mit Hochdruck vorantreiben. Der Netzausbau muss mit dem Erneuerbaren-Ausbau eng verzahnt werden.“

„Der Ökostromanteil am Stromverbrauch ist in den vergangenen fünf Jahren um fast 13 Prozentpunkte gewachsen. In den vergangenen 15 Jahren beträgt der Zuwachs sogar 28 Prozentpunkte. Das ist in der Tat eine Erfolgsgeschichte“, sagt Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des ZSW. „Jetzt sollte die Politik die Rahmenbedingungen so gestalten, dass auch die nächsten Ausbauziele erreicht werden.“ Das gelte insbesondere für die beiden anderen Sektoren Wärme und Mobilität, so Staiß weiter. Dort stagniere der Anteil Erneuerbarer Energien seit Jahren bei 6 Prozent (Verkehr) und 13 Prozent (Wärme).

Doch inzwischen ist in dieses Thema Bewegung gekommen. Der EU-Energieministerrat hat vergangene Woche seine Position zu der Neufassung der Richtlinie Erneuerbare Energien beschlossen. Kernpunkt des Beschlusses ist die Anhebung des Mindestanteils Erneuerbarer Energien am Kraftstoffverbrauch im Verkehr von 10 Prozent im Jahr 2020 auf 14 Prozent im Jahr 2030.

Zur Förderung von Biokraftstoffen aus Abfällen und Reststoffen sei beschlossen worden, den Mindestanteil bis 2030 auf 3 Prozent steigen zu lassen, teilt der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) mit. Diese Biokraftstoffe sollen auf die Erfüllung des Mindestanteils von 14 Prozent doppelt angerechnet werden können. Die geltende Obergrenze von 7 Prozent für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse soll bis 2030 beibehalten werden.


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„Der Beschluss des EU-Energieministerrats über die Neufassung der Richtlinie Erneuerbare Energien ist ein Schritt in die richtige Richtung“, erklärt BDBe-Vorsitzender Norbert Schindler. „Der beschlossene Mindestanteil von 14 Prozent Erneuerbarer Energien am Kraftstoffverbrauch ist die Weichenstellung für eine deutliche Senkung der CO2-Emissionen des Verkehrs. Negativ ist jedoch die vorgesehene Doppelanrechnung von Biokraftstoffen aus Abfällen und Reststoffen. Dadurch werden keine CO2-Emissionen vermindert.“

Schindler weist daraufhin, dass durch die Beimischung von Bioethanol in den Benzinsorten Super, Super E10 und Super Plus die CO2-Emissionen effizient und kostengünstig gesenkt werden. Bioethanol habe amtlich festgestellt im Jahr 2016 die CO2-Emissionen gegenüber fossilem Benzin um 75 Prozent gesenkt.

Schindler fordert, die in Deutschland derzeit geltende Pflicht, die CO2-Emissionen aller Kraftstoffe um 4 Prozent zu senken, deutlich zu verschärfen. Nur so könnten die CO2-Emissionen des Verkehrs weiter verringert werden. Die erst ab 2020 geltende Pflicht zur CO2-Minderung um 6 Prozent müsse auf das Jahr 2018 vorgezogen und ab 2020 auf 8 Prozent angehoben werden.

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