BIR-Herbsttagung in Warschau

Die aktuelle Marktlage macht den Textilrecyclern zu schaffen. Die kommenden vier Monate werden zeigen, wohin der Markt steuert, glaubt BIR-Spartenpräsident Olaf Rintsch. Dann werde sich entscheiden, ob der Altkleidermarkt zusammenbrechen wird oder nicht.

„Es kommt eine schwere Zeit“


Der Marktüberblick, den Olaf Rintsch in Warschau gibt, ist verhalten. Es gibt derzeit nicht viele gute Nachrichten über das Textilrecycling. In Deutschland kämpft die Branche mit den Auswirkungen des neuen Kreislaufwirtschaftsgesetzes – und auf den Exportmärkten geraten die Erlöspreise immer stärker unter Druck.

Das betrifft unter anderem Originalsammelware. Deren Preise zeigen nach unten. Das wiederum erhöht den Druck auf die Marge , da zugleich die Kosten für den Stellplatz unverändert hoch sind. Deshalb könnte es manchen Sammler hart treffen, wenn die Marge durch hohe Kosten und niedrige Preise aufgefressen wird. Wenn der ein oder andere Konkurs gehen sollte, dann wird man wieder ungeleerte Container auf den Straßen sehen, befürchtet Rintsch. „Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass zuviel Geld an die Stellplatzgeber bezahlt wurde.“

Ähnlich skeptisch gibt sich auch Klaus Löwer, der Ehrenpräsident der BIT-Textilsparte. Sollten die Preise trotz des bevorstehenden Winters weiter zurückgehen, „dann wird es für einige vertragsgebundene Unternehmen kritisch“, glaubt er. Auch die Aussichten für die Entwicklung auf den Auslandsmärkten sind nach Darstellung der BIR-Delegierten eher trüb. Denn auch dort zeigen die Preise tendenziell nach unten.

In Russland steht der Altkleidermarkt unter Druck, die Preise aus den vergangenen Jahren können nicht mehr erzielt werden. Auch auf dem US-Markt zeigt sich ein Abwärtstrend für die Preise von Originalsammelware. Es habe weniger Nachfrage im Grenzgebiet zu Mexiko gegeben, berichtet Löwer, aber auch indische und pakistanische Sortierbetriebe hielten sich stärker zurück. Marktbeobachter würden davon ausgehen, dass die Preise für Originalware weiter fallen werden.

Relativ stabil präsentiert sich derzeit Afrika. Der Absatz auf dem afrikanischen Markt sei gut, aber Preiserhöhungen könnte man nicht durchsetzen, heißt es in Warschau. Schuhe seien nach wie vor gut zu verkaufen, aber auch dafür seien Preiserhöhungen nicht möglich. „Wir können froh sein, wenn nicht auch diese Preise sinken werden“, so Rintsch.

Nach oben zeigen derzeit nur die Preise für Federn. Diese habe man im Sommer noch zu auskömmlichen Preisen verkaufen können, im Winter könnten sie sogar noch steigen. Auch die Marktsituation für Putzlappen präsentiert sich vergleichsweise solide. Putzlappen seien gut verkäuflich, so der BIR-Spartenpräsident, aber die Preise müssen noch steigen, um mit ihnen einen Gewinn zu erwirtschaften. Recyclingsorten könnten nicht mit einem positiven Ertrag verkauft werden, aber sie fließen zumindest ab.

„Ich bin der Meinung, dass wir in den nächsten vier Monaten sehen werden, wohin uns der Markt führt“, sagt Rintsch in Warschau. „Er kann zusammenbrechen, und stehen wir stehen vor dem Abgrund, oder wir bekommen gerade nochmal die Kurve.“

Glaubt man der These von Ehrenpräsident Löwer, dann stehen dem Textilrecycling in jedem Fall schwere Zeiten bevor. Zumindest in Ländern wie Deutschland. Hochlohnländer werden mittelfristig nur noch durch Arbeitsteilung mit Niedriglohnländern einen Teil des Textilrecyclings – schlimmstenfalls nur das Sammeln – auf dem Heimatmarkt erhalten können, glaubt Löwer. Langfristig werde sich das Sortieren komplett in Länder mit niedrigen Löhnen verlagern.

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