Wegen US-Zöllen

Der internationale Handelskonflikt hat eine Zollspirale in Gang gesetzt, die sich immer weiter dreht. Bereits im Juni hatte die EU Vergeltungszölle in Kraft gesetzt. Jetzt führt sie auch einen Schutzzoll auf Stahlprodukte ein. Für Stahlrecycler dürfte das eine gute Nachricht sein.

EU führt Schutzzölle auf Stahlprodukte ein


Die EU führt an diesem Donnerstag Sonderabgaben auf Stahlprodukte ein, um die europäische Industrie vor schwerwiegenden Marktverzerrungen durch die neuen US-Zölle zu schützen. Der Zusatzzollsatz in Höhe von 25 Prozent werde auf Importe fällig werden, die wegen der US-Zölle zusätzlich in die EU kommen, teilte die EU-Kommission am Mittwoch mit.

„Die US-Zölle auf Stahlprodukte verursachen eine Umlenkung der Handelsströme, die europäischen Stahlproduzenten und Arbeitern ernsthaften Schaden zufügen könnte“, erklärte EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström zu der EU-Entscheidung. Der EU bleibe deswegen nichts anderes übrig, als mit vorläufigen Schutzmaßnahmen zu reagieren.

Für den Stahlrecyclingmarkt könnte das eine gute Nachricht sein. Branchenvertreter hatten zuletzt die Befürchtung geäußert, dass der europäische Stahlmarkt im Zuge des Handelsstreits zwischen den USA, China und der EU erneut mit Billigstahl geflutet werden könnte.

Gleichwohl gilt der EU-Schutzzoll nur für Länder der Europäischen Union. Dazu zählt nicht die Türkei, Europas wichtigster Absatzmarkt für Stahlschrott. Auch für die Türkei wird befürchtet, dass Stähle, die eigentlich für den USA-Markt bestimmt waren, auf den türkischen Markt drängen könnten. Das Überangebot würde folglich auf die türkische Stahlproduktion und die Schrottpreise drücken. Die Türkei ist das Land mit der höchsten Elektrostahlproduktion auf Schrottbasis.


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Die Wirtschaftsvereinigung Stahl begrüßt die Schutzzölle. „Das Vorgehen der EU basiert auf den Regeln der WTO, ist nicht-diskriminierend und unterscheidet sich daher deutlich von den WTO-widrigen Strafzöllen der USA. Die Notwendigkeit für die Maßnahmen werde zudem immer offensichtlicher“, erklärte Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

So habe der Importdruck auf den EU-Stahlmarkt in den ersten fünf Monaten 2018 massiv zugenommen. Hochgerechnet bis zum Jahresende kämen damit 47,8 Millionen Tonnen Stahl in die EU. Dies würde gegenüber den Werten des Vorjahres eine erneute Steigerung von 18 Prozent bedeuten.

Die EU hatte bereits im Juni Vergeltungszölle auf US-Produkte wie Whiskey, Jeans und Motorräder in Kraft gesetzt. Auch sie sind eine Reaktion auf die Einführung von US-Sonderabgaben auf Stahl- und Aluminiumprodukte, die von den Europäern als nicht vereinbar mit den Regeln der Welthandelsorganisation WTO angesehen werden.

US-Präsident Donald Trump begründet die Zusatzzölle „mit nationalen Sicherheitsinteressen“. Die EU hält das jedoch für unglaubwürdig und geht davon aus, dass es nur darum geht, US-Herstellern Vorteile zu verschaffen.

 

© 320°/mit Material von dpa | 18.07.2018

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