Neue Industrie-Allianz

Nachdem die Selbstverpflichtungen der Industrie nicht die gewünschten Resultate versprechen, legt die EU-Kommission nach: Sie ruft eine Industrie-Allianz ins Leben, die Angebot und Nachfrage koordinieren soll.

EU-Kommission schiebt Nachfrage nach Kunststoff-Recyclaten an


Niemand kann der EU-Kommission vorwerfen, sie würde sich nicht um das Kunststoff-Recycling kümmern. Im Januar dieses Jahres verabschiedete sie erste europaweite Strategie für Kunststoffe. Demnach sollen ab 2030 alle Kunststoffverpackungen auf dem EU-Markt recyclingfähig sein, außerdem soll der Verbrauch von Einwegkunststoffen reduziert werden.

Darüber hinaus legte sie das Ziel fest, bis 2025 10 Millionen Tonnen recycelte Kunststoffe in neuen Produkten auf dem EU-Markt zu bringen. Dazu forderte sie die Industrie auf, Vorschläge einzureichen, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Da aber bislang nur Zusagen für die Nachfrage nach rund 5 Millionen Tonnen Recyclaten vorliegen, setzt die Kommission nun auf eine Industrie-Allianz.

Aufgabe der Allianz werde es sein, die Wirtschaftlichkeit und Qualität des Kunststoffrecyclings in Europa zu verbessern, erläutert die Kommission. Hierzu soll die Allianz insbesondere das Angebot von und die Nachfrage nach recycelten Kunststoffen besser aufeinander abstimmen. Im Kern verfolge die Industrie-Allianz drei operative Hauptziele:

  • Förderung von kurzfristigen, freiwilligen und koordinierten Maßnahmen und Investitionen durch wichtige Akteure der Branche. Nach Angaben der Kommission können diese Maßnahmen die getrennte Sammlung von Kunststoffabfällen, die harmonisierte Berichterstattung über Sammel- und Recyclingraten und ‑mengen sowie Investitionen in Sortier- und Recyclinganlagen umfassen. Außerdem hat die Kommission freiwillige Standards für die recyclingorientierte Gestaltung von Kunststoffprodukten („design for recycling“) im Blick. Behörden in ganz Europa sollten dabei ebenfalls eine aktive Rolle spielen.
  • Berichterstattung über die Hindernisse‚ die die Bemühungen der Akteure zur vollständigen Erfüllung ihrer Zusagen und/oder zur Erreichung des Ziels von 10 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2025 erschweren könnten.
  • Überwachung der Fortschrittehin zu mehr Kunststoffrecycling und zur verstärkten Nutzung von recycelten Kunststoffen in Europa. Die Überwachung sollte dazu beitragen, die Lücken beim Angebot an oder bei der Nachfrage nach verschiedenen recycelten Kunststoffen zu ermitteln. Auf der Grundlage der erzielten Ergebnisse könnten neue freiwillige Verpflichtungen angeregt werden.

Die Kommission wird zunächst die Sektoren einladen, der Allianz beizutreten, die den größten Bedarf an Kunststoffen in Europa haben, also die Verpackungs-, die Bau- und die Autobranche. Die erste Sitzung der Allianz für die Kunststoffkreislaufwirtschaft werde Anfang 2019 stattfinden.

„Die europäische Industrie hat mit ihren Zusagen gegenüber der Kommission bereits eindeutig ihr Engagement für nachhaltigere Kunststoffe bewiesen“, sagte Jyrki Katainen, Vizepräsident der EU-Kommission zuständig für Arbeitsplätze, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit. „Der Industrie ist bewusst, dass dies eine Chance für sie ist, innovativ zu sein und bei neuen Technologien und Materialien auf dem Weg hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft weltweit in Führung zu gehen. Die Plattform, die wir heute einrichten, wird die Zusammenarbeit und den Dialog zwischen den Unternehmen sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite fördern, damit wir gemeinsam einen gut funktionierenden Markt für recycelte Kunststoffe aufbauen können.“

 

© 320° | 11.12.2018

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