Klimaschutz

Auf Lkw-Hersteller kommen strenge Umweltvorschriften zu: Das EU-Parlament hat am Mittwoch für eine Absenkung der zulässigen CO2-Emissionen gestimmt. Die Lkw-Hersteller sind entsetzt.

EU-Parlament fordert schärfere CO2-Grenzwerte für Lkw


Die Lkw-Hersteller werden mit strengeren Umweltvorgaben konfrontiert. An diesem Mittwoch hat das EU-Parlament für eine deutliche Absenkung der CO2-Grenzwerte votiert. Demnach müssen die CO2-Emissionen von Lkw bis zum Jahr 2030 um mindestens 35 Prozent gesenkt werden. Damit strebt das Parlament ehrgeizigere Ziele an als die EU-Kommission, die eine Reduktion von 30 Prozent vorgeschlagen hatte.

Die Abgeordneten pochen außerdem auf ein Zwischenziel bis 2025. Bis dahin soll der CO2-Ausstoß von Lastwagen um 20 Prozent gesunken sein. Bei Verstößen sollen unter anderem empfindliche Geldstrafen drohen. Nun muss sich der Rat der Mitgliedstaaten ebenfalls auf eine gemeinsame Position einigen. Dann können Verhandlungen zwischen den Institutionen um den endgültigen Gesetzestext beginnen.

Neue Vorgaben sollen Innovationen fördern

Der Verkehr ist zu wesentlichen Teilen für den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen verantwortlich. Rund ein Viertel der gesamten Treibhausgas-Emissionen in der EU stammten zuletzt aus dem Transportsektor. Dabei kommt Autos und Lastwagen die Rolle der schlimmsten Klimasünder zu – weit vor Flugzeugen und Frachtschiffen.

Der grüne Europaabgeordnete Bas Eickhout, der maßgeblich an dem Parlamentskompromiss mitgewirkt hatte, lobte das Ergebnis. „Das Europäische Parlament nimmt die Produzenten von Lastwagen und neuen schweren Nutzfahrzeugen in die Verantwortung für ein sauberes Klima“, erklärte er. „Die Zeiten müssen vorbei sein, als sich die Autobauer zurücklehnen und im Glauben an den Markt Investitionen in Zukunftstechnologie verschlafen konnten.“

Auch von der SPD kam Zustimmung. „Die LKW-Emissionen sind durch den zunehmenden Warenverkehr in den letzten Jahren gestiegen“, erklärte der SPD-Abgeordnete Tiemo Wölken. „Wir müssen nun die Trendumkehr schaffen.“ Zwar seien die Fahrzeuge in den vergangenen Jahren etwas effizienter geworden. Doch viele bereits vorhandene Technologien zum Spritsparen würden noch nicht eingesetzt. Die geplanten neuen Regeln würden solche Innovationen fördern.

„Unsachlich und ideologisch“

Alarmiert zeigte sich hingegen der europäische Autoherstellerverband Acea. Das vom Parlament geforderte Zwischenziel für 2025 würde die Hersteller zwingen, Fahrzeuge, die bereits in der Entwicklung seien, jetzt noch mit neuen Techniken auszurüsten, teilte der Verband mit. Die kurze Frist passe schlicht nicht zu den langen Entwicklungszyklen bei Lkw.

Auch Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), übte scharfe Kritik: „Die vom Parlament beschlossenen Vorschläge sind technologisch und wirtschaftlich in der anvisierten Zeit nicht umsetzbar“, erklärte er. Die hohen Strafandrohungen könnten Hersteller sogar in ihrer Existenz bedrohen. Auch seien manche alternative Antriebe bei Lkw nicht sinnvoll einsetzbar. Sein Verband hält etwa den Batterieantrieb für Fernlaster mit tonnenschweren Akkus und langen Ladezeiten auf absehbare Zeit nicht für marktfähig.

Dem Protest schloss sich auch der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke an. Er bezeichnete die Debatte um die CO2-Grenzwerte als „unsachlich und ideologisch“, sie bedrohe Arbeitsplätze und habe nur wenig mit wirklichem Klimaschutz zu tun. „Ein LKW, der 2025 produziert und verkauft wird, ist bereits jetzt in der Entwicklung“, erklärte er. „Ein überambitioniertes Ziel von 20 Prozent überfordert die Ingenieure und wird technisch nicht möglich sein.“

 

© 320°/dpa | 14.11.2018

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