EU-Richtlinie

Über 150 Millionen Tonnen Plastikmüll treiben in den Weltmeeren. Das EU-Parlament will ihnen Herr werden und stimmt am Dienstag über Gegenmaßnahmen ab. Ein Überblick über Mengen, Abfallarten und Lösungsansätze.

EU-Parlament stimmt über Richtlinie für Einweg-Kunststoffe ab


Wenn es so weitergeht wie bisher, könnten in 30 Jahren in den Weltmeeren gewichtsmäßig mehr Plastikabfälle als Fische schwimmen. Das EU-Parlament will das verhindern und wird deshalb am Mittwoch (24. Oktober) über eine neue Richtlinie abstimmen, die die Verwendung von Einwegartikeln aus Kunststoffen eindämmen soll.

Erste Schritte in diese Richtung sind bereits getan, am 10. Oktober hat der Umweltausschuss im Parlament der EU-Strategie zugestimmt. Am diesem Montag berät das gesamte Parlament über den Vorschlag und am Mittwoch wird dann abgestimmt. Einen Schwerpunkt legen die Politiker dabei auf Kunststoffabfälle im Meer. Ein Überblick über die Fakten:

Die Mengen:

  • Jährlich landen etwa 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle im Meer.
  • Inzwischen dürften in allen Meeren etwa 150 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle treiben.
  • Einwegkunststoffprodukte machen die Hälfte alle Abfälle im Meer aus, weitere 6 Prozent sind andere Plastikprodukte und 27 Prozent Fischfanggeräte.
  • Die restlichen 18 Prozent entfallen auf nichtkunststoffhaltige Produkte.
  • Schätzungen gehen davon aus, dass im Jahr 2050 mehr Plastikteile als Fische im Meer schwimmen.

Die einzelnen Wegwerfartikel:

  • Am häufigsten werden Getränkeflaschen, Verschlüsse und Deckel ins Meer geworfen.
  • Dahinter folgen Zigarettenstummel und Wattestäbchen.
  • Den viertgrößten Anteil haben Tüten und Verpackungen für Chips und Süßigkeiten gefolgt von Hygieneartikel wie Feuchttücher und Tampons.
  • Weitere Abfälle sind Plastiktüten, Besteck, Trinkhalme und Rührstäbchen sowie Getränkebecher, Deckel und Lebensmittelverpackungen.

Die verursachten Probleme:

  • Die Lebensräume von Flora und Fauna werden zerstört, Tiere verschlucken die Plastikteile oder verheddern sich darin. Die Chemikalien aus den Kunststoffen gelangen ins Meer.
  • Auch die Menschen kommen mit den Chemikalien in Kontakt, indem sie die Meerestiere essen.
  • Zwischen 259 und 695 Millionen Euro kostet allein die EU-Wirtschaft diese Verschmutzung, besonders betroffen sind die Sektoren Tourismus und Fischerei.

Die vorgeschlagenen Lösungen:

  • Einwegkunststoffartikel, für die es Alternativen aus anderen Materialien gibt, sollen komplett verboten werden. Darunter sollen Besteck, Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen, Luftballonstäbchen und Wattestäbchen fallen.
  • Für Lebensmittelbehälter und Getränkebecher werden Ziele zur Reduktion festgelegt.
  • Die Herstellerverantwortung soll erweitert werden: Hersteller von Artikeln wie Folienverpackungen, Zigarettenfilter oder Feuchttücher sollen sich an der Entsorgung beteiligen.
  • Für Trinkflaschen soll ab 2025 eine Sammelquote von 90 Prozent festgelegt werden.
  • Auf Artikeln wie Ballon, Feuchttücher oder Damenbinden sollen Hinweise zur korrekten Entsorgung angebracht werden.
  • Hersteller von Fischfanggeräten müssen die Kosten für die Entsorgung selbst tragen.

Neben den direkten, positiven Auswirkungen, die weniger Kunststoffabfälle im Meer bedeuten würden, führt der wissenschaftliche Dienst des Europäischen Parlaments noch ein weiteres Argument ins Feld: Wird eine Million Tonnen Kunststoffe recycelt, entspricht das – gemessen an den CO2-Emissionen – einer Einsparung von einer Million Autos im Straßenverkehr.

 

© 320° | 22.10.2018

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