Post-Consumer-PET

Das Thema chemisches Recycling zieht in der Kunststoffindustrie immer größere Kreise. Erst heute ist der Coca-Cola-Konzern beim Recyclingprojekt Demeto eingestiegen. Damit könnten die Planungen zum Bau einer Industrieanlage ein gutes Stück vorankommen.

EU-Projekt für chemisches Recycling holt Coca-Cola an Bord


Chemisches Recycling – auf dieses Pferd setzen mittlerweile immer größere Teile der Kunststoffwertschöpfungskette. Damit soll das gelingen, was beim mechanischen Recycling von PET-Abfällen ein Ding der Unmöglichkeit ist: eine vollständige Rückgewinnung des PET, und das auch noch unbegrenzt oft.

Dass dem chemischen Recycling die Zukunft gehören könnte, davon scheint auch der internationale Getränkekonzern Coca-Cola überzeugt. Denn er sitzt nun im industriellen Beirat des EU-Recyclingprojekts Demeto. Mit dem Beitritt zum Beirat von Demeto unterstütze Coca-Cola das erste europäische Projekt zum Bau einer Industrieanlage für das chemische Recycling von PET, wie es in einer gemeinsamen Mitteilung heißt.

Im Kern des Demeto-Projekts steht eine spezielle Mikrowellen-Technologie. Diese hat der Schweizer Technik- und Recyclingspezialist gr3n entwickelt. Damit soll es möglich sein, PET – also Flakes oder Polyester – durch Mikrowellen in die Ausgangsstoffe Ethylenglykol und gereinigte Terephtalsäure aufzutrennen. „Diese Vorprodukte lassen sich anschließend vollständig für die Produktion von neuem PET nutzen“, erklärt gr3n-Geschäftsführer Maurizio Crippa.

Recycling-PET als Ersatz für neues PET

Der Einsatz von Mikrowellenstrahlung als energetischer Katalysator verkürze die Reaktionszeit und mache das Demeto-Verfahren für den industriellen Einsatz geeignet, wie es heißt. Da es sich um einen kontinuierlichen Prozess handele, werde gleichzeitig auch die Produktivität gesteigert.

Im Gegensatz zum mechanischen Recycling soll die neue Technologie eine vollständige Rückgewinnung von PET ohne jeglichen Materialabbau ermöglichen. Das so zurückgewonnene PET soll sowohl was die Qualität als auch die Kosten angeht, konkurrenzfähig zu neuem PET sein.

Im Demeto-Projekt haben sich 60 Experten der PET-Verpackungs- und Polyesterindustrie zusammengefunden. Dazu zählen unter anderem der Verband European Plastics Converters, die Maschinenbaufirma Fricke und Mallah, die Soex Textil-Vermarktungsgesellschaft, gr3n, H&M und Processi Innovativi.

Der industrielle Beirat besteht mit dem Beitritt von Coca-Cola nunmehr aus 17 Unternehmen, die an der gesamten PET/Polyester-Wertschöpfungskette auf verschiedenen Ebenen beteiligt sind. Dazu gehören Top-Marken für Heimtextilien, Sportbekleidung, Modetextilien, Haushalts- und Körperpflege und Getränke sowie Kunststoffverarbeiter, Abfallsammler und Recycler.

Chemisches Recycling: Remondis will Pilotanlage bauen

Auch der deutsche Recyclingkonzern Remondis will in das chemische Recycling von Kunststoffabfällen einsteigen. Mittels der sogenannten Depolymerisation könnte nicht nur PET, sondern auch fast alle anderen gängigen Kunststoffe in ihre chemischen Ausgangsstoffe zurückgeführt und somit zu 100 Prozent recyclingfähig gemacht werden, ist man bei Remondis überzeugt.

„Wenn das funktioniert, dann wären Störstoffe in den Kunststoffen kein Problem mehr“, erklärte Remondis-Sprecher Michael Schneider bei einer Pressekonferenz am Rande der IFAT. Zunächst gelte es aber, die technischen und wirtschaftlichen Hürden zu überwinden. Dazu will Remondis in Zusammenarbeit mit einem Chemieunternehmen eine Pilotanlage errichten.

Chemische Recyclingverfahren sind aber nicht nur auf den Einsatz bei Kunststoffen beschränkt. Die Firma H & S Anlagentechnik hat ein neues chemisches Verfahren entwickelt, um Weichschaum aus Polyurethan (PUR) in einen Stoff umzuwandeln, aus dem hochwertiger PUR-Hartschaumstoff erzeugt werden könne, wie die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mitteilt. Dieser leite nur wenig Wärme und eigne sich besonders gut, um Häuser zu dämmen.

Mit dem neuen Verfahren sollen auch Schäume verschiedener Hersteller mit unterschiedlicher Rezeptur gemeinsam recycelt werden können, so die DBU. Das ermögliche es, einen beträchtlichen Teil der alten Matratzen nicht zu verbrennen, sondern für andere Belange stofflich zu nutzen.

 

© 320° | 20.06.2018

Mehr zum Thema
Kreislaufwirtschaft: Deutschland und China vereinbaren Aktionsplan
Der längste Streik in der Geschichte der IG Metall
PreZero plant LVP-Sortieranlage in Dänemark
Neuer Roboter entleert Lebensmittelgläser in Sekundenschnelle
Dopper führt digitalen Produktpass ein
„Wir bieten moderne Büroräume und günstige grüne Energie“
Kreislaufwirtschaft: Neues Zentrum in der Lausitz
Bis zu 11 Millionen Tonnen Plastikmüll auf dem Meeresboden
Kosmetikmarke Lush verwendet „Prevented Ocean Plastic“