BAV-Altholztag 2015

Die Altholzverwendung zur Spanplattenherstellung ist in Europa in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Allerdings könnte noch wesentlich mehr Altholz stofflich verwertet werden. Experten vermuten, dass das tatsächliche Potenzial fast doppelt so groß ist, als bisher genutzt wird.

Europas Spanplattenindustrie konsolidiert sich


Der Altholzmarkt in Deutschland bewegt sich auf stabilem Niveau. Allerdings ist die Lage bei einem der Hauptabnehmer von Recyclingholz, der Spanplattenindustrie, eher durchwachsen. „Der Bestand der Spanplattenwerke stagniert beziehungsweise ist sogar leicht rückläufig“, sagte Holger Weimar vom Thünen-Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie beim Altholztag des Bundesverbands der Altholzaufbereiter und -verwerter (BAV) gestern in Speyer.

Im Jahr 2013 betrug das Altholzaufkommen in Deutschland 15,8 Millionen Kubikmeter, berichtete Weimar, der beim Thünen-Institut den Arbeitsbereich Holzmärkte leitet. Einer der wichtigsten Anwendungsbereiche war die Spanplattenproduktion. Für die Herstellung von 5,6 Millionen Kubikmetern Spanplatten seien ungefähr 1,5 Millionen Lutro-Tonnen (lufttrocken) Altholz eingesetzt worden. Das entspreche einem Anteil von 33 Prozent am gesamten eingesetzten Holz. Damit lag Altholz gleichauf mit der Verwendung von Industrieholz (33 Prozent) und Restholz (34 Prozent).

Gegenüber 2008 ist das ein deutlicher Anstieg der zur Spanplattenherstellung verwendeten Altholzmenge. Damals lag der Anteil an Recyclingholz bei gerade einmal 20 Prozent. Diese Entwicklung ist auch auf EU-Ebene zu beobachten: „Die Altholzverwendung zur Spanplattenherstellung ist in Europa in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen“, sagte Weimar beim BAV-Altholztag. Insgesamt seien Marktanteilsgewinne beim Rohstoffmix zu erkennen. Allerdings gibt es wie bei der deutschen auch bei der europäischen Spanplattenindustrie einen Wehrmutstropfen, denn „Europas Spanplattenproduktion befindet sich in einer Konsolidierungsphase“.

Italiens Spanplattenproduzenten erreichen Altholzanteil von 95 Prozent

statistic_id158566_erzeugung-von-spanplatten-in-der-eu-bis-2013Dennoch bleibt die europäische Spanplattenindustrie die wichtigste Branche unter den Herstellern von Holzwerkstoffen. Mit einer Menge von rund 40 Millionen Kubikmetern hat die Industrie 2013 über die Hälfte aller Holzwerkstoffe produziert. Deutschland war dabei der bedeutendste Produzent von Spanplatten in Europa. Mit 5,7 Millionen Kubikmetern hatte die Bundesrepublik einen Marktanteil von 14 Prozent. Nur Russland hat noch mehr Spanplatten produziert. Weimar beziffert die Menge auf über 6,0 Millionen Kubikmeter. Polen liegt wie seit Jahren schon auf dem zweiten Rang und hatte 2013 einen Marktanteil von elf Prozent. Frankreich kommt mit neun Prozent auf Platz drei.

Mit seinem Altholzanteil von 33 Prozent bei der Spanplattenproduktion liegt Deutschland aber keineswegs im vorderen Bereich. Das ist zwar mehr, als die meisten EU-Staaten einsetzen; Großbritannien und Spanien kommen beispielsweise auf einen Anteil von je 28 Prozent, Frankreich auf nur 22 Prozent. Allerdings zeigen drei andere Länder, dass eine wesentlich höhere Einsatzquote von Altholz durchaus möglich ist. So hat Belgien einen Altholzanteil von 64 Prozent und Dänemark einen Anteil von 67 Prozent erreicht. Gänzlich unerreicht bleibt Italien – das Land hat eine Quote von 95 Prozent erzielt.

Wie hoch das Altholzpotenzial in Europa tatsächlich ist, lässt sich nur vermuten. „Die Altholzverwendung in Europa lag im Jahr 2013 bei etwa 35 Millionen Kubikmetern. Das sind rund 20 Millionen Lutro-Tonnen“, sagte Weimar. „Wenn Annahmen stimmen, liegt das Potenzial in der EU bei knapp 60 Millionen Kubikmetern.“ Diese Annahme wird unter anderem vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut, untermauert. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass wesentlich mehr Altholz stofflich genutzt werden könnte – wenn denn bessere Sortierverfahren, sprich spektroskopische Methoden für die Materialerkennung und -sortierung angewendet würden.

Ungebrochener Trend bei energetischer Verwertung

Noch geht allerdings der größte Teil des anfallenden Altholzes in die Verbrennung. Seit 2009 zeigt die energetische Verwendung von Altholz dabei einen steigenden Trend. Wurden 2009 europaweit etwa 15 Millionen Kubikmeter Altholz energetisch verwendet, waren es 2011 bereits gut 19 Millionen Kubikmeter. 2013 ist die Menge schließlich auf über 23 Millionen Kubikmeter angestiegen.

Auch in Deutschland wird der weitaus größte Teil des Altholzes in Großfeuerungsanlagen genutzt. Diese haben laut Weimar circa 6,1 Millionen Lutro-Tonnen Altholz zur Produktion von Strom und Wärme eingesetzt. Das entspreche einem Anteil von 44 Prozent am gesamten Holzinput. Damit war Altholz das wichtigste Inputmaterial in den Großfeuerungsanlagen. Waldholz und Industrierestholz beispielsweise hatten nur einen Anteil von 20 Prozent beziehungsweise 9 Prozent.

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