Schüttgut

Beim Umgang mit Schüttgut gehört die Arbeit mit explosionsfähigen Stäuben zum Alltag. Entsprechend wichtig ist es, seine Mitarbeiter zu schützen. Sicherheitsexperten erklären, welche fünf Punkte beachtet werden müssen.

Explosionsschutz: Worauf es bei Sicherheitskonzepten ankommt


Beim Umgang mit feinstaubigen Schüttgütern lauert stets eine Explosionsgefahr. Schnell kann es in geschlossenen industriellen Anlagen passieren, dass sich das Staub-Luft-Gemisch entzündet. Umso wichtiger ist ein konstruktives Explosionsschutzsystem, das in der Lage ist, die Mitarbeiter wirksam zu schützen.

Schon im Vorfeld sollten deshalb sorgfältige Abstimmungsmaßnahmen getroffen werden, erklären die Sicherheitsexperten von IEP Technologies. Das zum Hoerbiger-Konzern gehörende Unternehmen ist ein global agierender Komplettanbieter von Explosionsschutzsystemen. Wichtig sei vor allem, die individuelle Sicherheitsphilosophie des jeweiligen Unternehmens auf die objektiven Anforderungen und Gegebenheiten im Praxiseinsatz vor Ort abzustimmen.

IEP Technologies hat hierfür fünf Punkte identifiziert, die bei der Konzeptionierung, Implementierung und Instandhaltung von Explosionsschutzsystemen unbedingt beachtet werden sollten:

  • Das zu verarbeitende Produkt

„Für die Auswahl des richtigen Explosionsschutzkonzepts sind die produktspezifischen Eigenschaften des Schüttguts maßgebend“, schreiben die Sicherheitsexperten. Bei explosionsfähigen Schüttgütern wie beispielsweise Holz eignen sich demnach zwei verschiedene Schutzkonzepte: Zum einen aktive Explosionsschutzsysteme, die bei Bedarf mittels dynamischer Druckdetektion die Ausschüttung eines Löschmittels im Inneren des Prozesses aktivieren. Und zum anderen passive Systeme, wozu beispielsweise Berstscheiben oder Ventile zur flammenlosen Druckentlastung gehören.

Bei chemischen Substanzen sei manchmal jedoch Vorsicht geboten, wie die IEP-Technologies-Experten betonen: Enthalten diese toxische Stoffe, dürften Explosionen auf keinen Fall nach außen in die Umgebung abgeleitet werden. Das sei bei passiven Lösungen der Fall. In diesen Fällen seien ausschließlich aktive Explosionsschutzsysteme geboten.

  • Verwendungszweck des Produkts

Außer den produktspezifischen Eigenschaften ist der jeweilige Verwendungszweck des Schüttguts entscheidend. Hier führt IEP Technologies die Produktion von Milchpulver für Säuglinge und Kälber als Beispiele an. Die Produktion verlaufe zwar in vergleichbaren Prozessschritten. Die Nahrungsmittelproduktion für Säuglinge unterliege jedoch viel strengeren hygienischen Auflagen, denen die verwendeten Explosionsschutztechnologien gerecht werden müssen.

Hier würden sich spezielle Ventile zur flammenlosen Druckentlastung eignen. Aufgrund ihrer eigens dafür konzipierten Sitzkonstruktion würden diese nämlich nicht mehr mit dem Produkt im Prozess in Berührung kommen. Auf diese Weise würden sie die hohen Anforderungen an hygienische Prozesse in der Lebensmittelindustrie erfüllen.

  • Produktionsumgebung

Auch die Gegebenheiten vor Ort seien bei der Implementierung eines Explosionsschutzkonzepts unbedingt zu beachten. Wenn beispielsweise Berstscheiben zur Druckentlastung eingesetzt würden, müsse die Explosion außerhalb von Gebäuden an einer gefahrlosen Stelle abgeleitet werden.

Steht der zu schützende Behälter im Inneren eines Gebäudes, erfolge die Entlastung über Kanäle, die nach draußen führen. Falls die räumlichen Gegebenheiten eine Entlastung ins Freie jedoch nicht zulassen würden, müssten Ventile zur flammenlosen Druckentlastung verwendet werden. „Berstscheiben stellen in Innenräumen eine Gefahr für Mitarbeiter und Anlagen dar“, warnen die Explosionsschutzexperten.

  • Änderungen an Bestandsanlagen

Jeder Betreiber einer explosionsgefährdeten Anlage muss vor der Inbetriebnahme ein Explosionsschutzdokument erstellen. Dazu ist er gemäß der ATEX-Richtlinien zum Explosionsschutz verpflichtet. Nimmt der Betreiber Modifizierungen an der Anlage sowie Änderungen an Arbeitsmitteln und -abläufen vor, muss dieses Dokument entsprechend angepasst werden.

Das Dokument erfasst anderem die Beurteilung der Explosionsrisiken sowie die getroffenen Schutzmaßnahmen, durch die das Risiko minimiert wird. „Doch aufgepasst: Sobald eine neue Anlage gebaut, eine existierende Anlage außer Betrieb genommen oder zwei Anlagen miteinander verbunden werden, muss eine erneute Risikobeurteilung erfolgen“, wie IEP Technologies schreibt.

Dies hat demnach zur Folge, dass das Explosionsschutzdokument aktualisiert wird. Somit müsse auch das Explosionsschutzkonzept angepasst werde, um weiterhin das Maximum an Sicherheit zu gewährleisten.

  • Kommunikation

„Neben den produktspezifischen Eigenschaften – allen voran den Explosionskenndaten und den technischen Faktoren – spielt im Explosionsschutz die Kommunikation zwischen dem Anlagenbetreiber, dem Anlagenbauer sowie dem Explosionsschutzanbieter eine zentrale Rolle“, erklärt Markus Häseli, Director of Sales Europe bei IEP Technologies.

Es müsse klar sein, welche Produkte in den einzelnen Anlagenabschnitten verarbeitet werden und welche Produktcharakteristika wie beispielsweise Korngröße und Feuchtigkeitsgrad jeweils vorliegen, so Häseli. Bei gegebenen verfahrenstechnischen Abläufen gelte es, die Detailkonfiguration der Anlage optimal mit dem angedachten Schutzkonzept abzustimmen und somit ein maßgeschneidertes Konzept umzusetzen, das optimale Sicherheit gewährleiste.

 

© 320° | 15.08.2018

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