Zahlen für 2017

Trotz steigendem Fahrzeugbestand in Deutschland fallen nicht mehr Altreifen an. Branchenvertreter beklagen, dass immer mehr Verwertungswege für Altreifen geschlossen werden. Die Bundesregierung müsse dringend gegensteuern.

Fahrzeugbestand steigt, Altreifenmenge nicht


Das Altreifenaufkommen in Deutschland ist stabil geblieben. Trotz eines kontinuierlich steigenden Fahrzeugbestands hat sich das Aufkommen im vergangenen Jahr bei rund 580.000 Tonnen im Jahr eingependelt, teilte der Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (wdk) in Frankfurt am Main mit.

Konkret lag die Gesamtmenge an Altreifen im Jahr 2017 bei 584.000 Tonnen. Im gleichen Zeitraum sind die Neuzulassungen von Fahrzeugen um 2,7 Prozent gestiegen. Der größte Teil der Altreifen (229.000 Tonnen) wurde zu Granulaten und Gummimehl verarbeitet, aus denen wiederum vielfältige und hochwertige Produkte wie etwa Dämmmatten, Sportböden oder Kunstrasenplätze hergestellt werden. 201.000 Tonnen Altreifen gingen laut wdk als Grundstoff an die Zementindustrie.


Altreifen-Verwertung 2017


Der Technische Geschäftsführer des wdk, Stephan Rau, nimmt die Zahlen zum Anlass, um die Umsetzung des Koalitionsvertrags anzumahnen. Darin haben sich Union und SPD verständigt, die Recyclingpotenziale relevanter Abfallströme – wie die von Altreifen – verstärkt nutzen zu wollen. Doch diesen Worten seien bislang keine Taten gefolgt, bedauert Rau.

„Die Realität sieht leider anders aus. Immer mehr Verwertungswege und Anwendungsmöglichkeiten für hochwertige Produkte aus dem Sekundärrohstoff Altreifen werden geschlossen“, kritisiert Rau. „Durch Unwissen und falsche Analysemethoden werden Produkte aus Altreifen praktisch diskriminiert. Hier muss die Bundesregierung dringend gegensteuern und den Markt für solche Recyclingprodukte erhalten.“

Eine geeignete Maßnahme wäre aus seiner Sicht die Einsetzung eines Bundesbeauftragten für Rohstoffe, den der wdk bereits seit längerem fordert. Dieser könne sich auch dafür einsetzen, dass der Reichtum an Sekundärrohstoffen in Deutschland besser genutzt wird „und das Altreifenrecycling eine Erfolgsstory bleibt“.

 

© 320° | 26.07.2018

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