Wiederverwenden statt Verwerten

Können ausgediente Photovoltaik-Modulen wiederverwendet werden? Dieser Frage gehen Wissenschaftler in einem neuen Forschungsvorhaben nach. In den kommenden zwei Jahren wollen sie ein funktionserhaltendes Recycling entwickeln.

Forscher suchen Wege für schonendes Solarmodul-Recycling


Bislang fallen in Deutschland kaum alte PV-Module an. Doch das wird sich ändern: Experten schätzen, dass bis 2050 hierzulande etwa 4,4 Millionen Tonnen Solarmodule recycelt werden müssen. Ein Forschungskonsortium unter der Leitung der Technischen Hochschule Mittelhessen will nun bis August 2018 ein Verfahren entwickeln, um die Module teilweise weiterzunutzen.

Das Projekt läuft unter dem Titel „Entwicklung einer modularen Cradle-to-Cradle Prozesskette zum funktionserhaltenden Recycling von Photovoltaik-Modulen“ und wird mit insgesamt 500.000 Euro gefördert. Ein Teil des Geldes, 370.000 Euro, stammt vom Land Hessen, 100.000 Euro trägt die Abfallwirtschaft Lahn-Dill (AWLD) als Projektpartner bei.

Neben der AWLD sind an dem Vorhaben die Rühl Solar Gesellschaft in Lohra-Kirchvers (nördlich von Gießen), die ZME Elektronik Recycling in Heuchelheim (nordöstlich von Wetzlar) sowie der Bocholter Maschinenbauer SM InnoTech beteiligt.

Neuer ‚Recyclingprozess’ in drei Schritten

Das Ziel der Projektpartner ist es, eine innovative, wirtschaftliche Methode zu finden, die Silizium-Photovoltaikmodule weitestgehend erhält. Zusätzlich soll die Lösung für Geräte unterschiedlicher Hersteller anwendbar sein.

Dafür ist ein dreiphasiger Prozessweg geplant: Am Anfang soll eine Schadensanalyse stehen, um zu unterscheiden, ob ein Modul partiell wiederverwendbar oder nur für ein rohstoffliches Recycling geeignet ist. Anschließend folgt eine mechanische Zerlegung der wiederverwendbaren Photovoltaikmodule. Sind die Module nicht zu reparieren, sollen brauchbare Siliziumscheiben (wafer) und andere Komponenten entnommen werden.

In einem weiteren Schritt würden dann mittels neuartiger Verfahren „Second-Life-Module“ zusammengebaut. Der verbleibende Rest – Glas, Silizium-Bruch, Aluminiumrahmen, Edelmetalle – könnte im bestehenden Markt rohstofflich verwertet werden.

Sollte sich dieser Ansatz als erfolgversprechend erweisen, würde das entwickelte Verfahren schließlich im Aufbau und Betrieb einer Pilotanlage münden.

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