Folgen der Krise

Die Krise am Stahlrecyclingmarkt greift auch in Österreich um sich. Die niedrigen Schrottpreise sorgen für weniger Angebot und kaum noch lohnende Geschäfte für kleinere Händler. Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht.

„Für Händler lohnt sich das Geschäft nicht mehr“


Die Bilanz, die der österreichische Schrottaufbereiter und Stahlhändler Ragg zieht, ist ernüchternd. Die Schrottpreise befinden sich im Sinkflug, das Schrottangebot ist gering und zu allem Überfluss ist das Umfeld alles andere als stabil. Durch die Flut an billigen Stahlimporten aus China und Russland steht die europäische Stahlwirtschaft massiv unter Druck. Allein in Österreich seien 70.000 Arbeitsplätze in der Stahlbranche gefährdet.

Dabei war das erste Halbjahr 2015 noch relativ stabil. Die Probleme begannen laut Ragg im Juli. Ab diesem Zeitpunkt hätten die Schrottpreise auf breiter Front nachgegeben. In der Folge sei auch das Altschrottaufkommen in manchen Regionen deutlich zurückgegangen.

Insbesondere kleinere Händler sind betroffen: „Für Händler, die im privaten Bereich und bei kleinen Betrieben Schrott sammeln, lohnt sich das Geschäft nicht mehr“, so die Ragg-Verantwortlichen. Bei Abholungen von Haushaltsschrotten würden nun Abholpauschalen in Rechnung gestellt. Bis zur Jahresmitte seien noch Vergütungen bezahlt worden.

Für das kommende Jahr erwarten die Ragg-Verantwortlichen eine ähnliche Situation. Sie berufen sich auf Marktteilnehmer, die von einem rückläufigen Schrottaufkommen berichten würden – und davon, dass sie nicht damit rechnen, dass die Preise sich erholen werden.

Durch den massiven Preisverfall nehme nicht nur die Recycling-Branche großen Schaden, klagt Ragg. Auch die Auswirkungen auf die Umwelt seien wegen nicht fachgerechter Wiederverwertung wertvoller Rohstoffe und hoher Transportkosten für billige Importe erheblich. Eine gemeinschaftsrechtliche Lösung zur Bewältigung der Krise habe daher höchste Priorität.

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