Internationaler Markt

Die weltweite Edelstahlproduktion wächst weiter, aber das Tempo lässt nach. Schuld sind vor allem die weltweiten Handelskonflikte. Doch ein asiatisches Land lässt sich davon nicht beeindrucken.

Gebremstes Wachstum am Edelstahlmarkt


Edelstahl wird immer beliebter, die Nachfrage steigt seit Jahren. In diesem Jahr wird die weltweite Herstellung von Edelstahl um 3,4 Prozent ansteigen, meinen Branchenkenner. Dass diese Zahl trotzdem eine deutliche Verlangsamung des Wachstums bedeutet, zeigen die Zahlen der britischen Beratungsfirma Macquarie Capital: In den vergangenen zwei Jahren hat die Edelstahlproduktion mit jeweils einem Plus von 7,6 in 2016 und 6,7 Prozent in 2017 deutlich stärker zugelegt.

Schuld an dem verlangsamten Wachstum sei die protektionistische Politik einiger Länder, sagte Macquarie-Vertreter Jim Lennon auf der Herbsttagung des Weltrecyclingverbands BIR in London. Für 2019 erwartet er einen weiteren Konjunkturrückgang. Er rechnet nur noch mit 2,6 Prozent Wachstum.

„Ziemlich intensive“ Ausschläge beim Nickelpreis

Ebenfalls eine Herausforderung für den Markt ist die starke Volatilität der Nickelpreise. Zwar sind die Notierungen in den vergangenen Jahren gestiegen, die Ausschläge nach oben und unten sind aber dennoch „ziemlich intensiv“ gewesen, so Lennon.

Ein Blick auf die Notierungen der vergangenen fünf Jahre zeigt, dass der Tonnenpreis zwischen 8.000 US-Dollar und 15.500 US-Dollar geschwankt hat. Seit Jahresbeginn ist die Notierung nicht mehr unter die 12.000 US-Dollar-Marke gefallen. Aktuell kostet eine Tonne Nickel etwa 12.500 US-Dollar.

Edelstahlexperte Lennon rechnet nicht damit, dass das Auf und Ab der Nickelpreise bald ein Ende haben wird. Den Durchschnittsnickelpreis für dieses Jahr sieht er bei rund 13.800 US-Dollar pro Tonne. 2019 soll die Tonne dann durchschnittlich rund 16.000 US-Dollar kosten.

Der hohe Durchschnittspreis liegt seiner Einschätzung nach an der guten Edelstahlnachfrage. Ein wichtiger Markt sei der Nickeleinsatz in Batterien. Hierfür erwartet Lennon, dass künftig jährlich 30 bis 40 Prozent Nickel mehr eingesetzt werden – allerdings ausgehend von einem niedrigen Wert.

Indonesien mittlerweile viertgrößter Nickellieferant

Immer wichtiger wird ebenfalls der Markt in Indonesien sein. In diesem Jahr werde das Land der viertgrößte Nickellieferant sein, schätzt Lennon. Verantwortlich dafür sei das Unternehmen Tsingshan, das in chinesischem Besitz ist und der „mit großem Abstand günstigste Hersteller von Edelstahl“ sei. Alleine im vergangenen Jahr hat Tsingshan Kapazitäten für die Herstellung von zwei Millionen Tonnen Edelstahl geschaffen, im zweiten Halbjahr 2018 soll eine weitere Million Tonnen dazukommen. Etwa 80 Prozent der Edelstahlausfuhren aus Indonesien gehen derzeit nach China.

Von der starken Nachfrage profitiert auch die Edelstahlschrottbranche. Laut Lennon wird die Verwendung von Nickelschrotten von 904.00 Tonnen in 2017 auf 945.000 Tonnen in diesem Jahr steigen. Für 2019 rechnet der Experte mit 983.000 Tonnen.


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Edelstahlverband: Zweistelliges Wachstum im ersten Halbjahr 2018

Die neuesten Zahlen des internationalen Edelstahlverbands International Stainless Steel Forum (ISSF) für das erste Halbjahr 2018 bestätigen Lennons Wachstumseinschätzung, zeigen aber deutlich höheren Raten:

  • Die weltweite Produktion ist im ersten Halbjahr 2018 von 23 Millionen im Vorjahreszeitraum auf 26 Millionen Tonnen gestiegen – ein Plus von 13,3 Prozent.
  • In Europa verbesserte sich die Herstellung nur um 1,4 Prozent auf 3,9 Millionen Tonnen.
  • Mit 13,6 Millionen Tonnen im ersten Halbjahr ist China weiterhin der absolute Spitzenreiter – es wurde 13,2 Prozent mehr Stahl hergestellt als in den ersten sechs Monaten 2017 .
  • In Asien ohne China und Südkorea wurden 4,2 Millionen Tonnen produziert und damit 5,8 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

An die wachsende Bedeutung von Edelstahl glaubt auch der österreichische Technologie- und Stahlkonzern Voestalpine: Mittlerweile ist der Bau eines neuen Stahlwerks in Kapfenberg in der Steiermark in vollem Gange. Das neue Edelstahlwerk soll 2021 volldigitalisiert in Betrieb gehen. Kernstück der Anlage ist ein Elektrolichtbogenofen, der hochreinen Schrott aufnimmt.


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© 320° | 16.10.2018

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