Recycling alter Flugzeuge
Das Recycling alter Flugzeuge ist ein lukratives Geschäft. Aber nicht unbedingt wegen des Schrottwerts, sondern vielmehr wegen der enthaltenen Komponenten. Diese könnten mehrere Millionen Euro wert sein, sagt ein Recyclingexperte.
„Geld bringen die Fahr- und Triebwerke“
Im Vergleich zu anderen Stoffströmen stecken die Recyclingprozesse bei Großgeräten wie Flugzeugen noch in den Anfängen. Weltweit sind etwa 30.000 Verkehrsflugzeuge in Betrieb, erläuterte der Pforzheimer Professor Jörg Woidasky beim Aircraft Symposium in der vergangenen Woche in Stuttgart. Doch in 20 Jahren könnten es schon 10.000 mehr sein. Damit stünden jährlich knapp 400 Flugzeuge zur Entsorgung an.
In einem Flugzeug fallen durchschnittlich 90 Tonnen recycelbarer Materialien an, erklärte der Professor für nachhaltige Produktentwicklung. So könnten derzeit 30.500 Tonnen und im Jahr 2021 bereits 72.600 Tonnen Flugzeug-Materialien wiederverwertet werden. „Das Potenzial ist enorm und hochwertig“, sagte er. Dabei betrage „der reine Schrottwert der Flieger in der Regel lediglich bis etwa 100.000 Euro. Geld verdienen die Unternehmen eher mit den zertifizierten Teilen: Komponenten wie Antriebe, Fahr- und Triebwerke können mehrere Millionen Euro wert sein.“
In Europa wurde das Recycling ganzer Flugzeuge – anders als beispielsweise in der Automobilbranche – bisher kaum systematisch verfolgt. Motoren aus Nickel-Legierungen, Fahrwerke aus Titan und Edelstahl, Komponenten aus Aluminium-Legierungen bieten zahlreiche Möglichkeiten. Allerdings stellen die Großgeräte die Recycling-Branche auch vor Herausforderungen. Die zahlreichen Verbundwerkstoffe in den modernen Flugzeugen sind nur schwer in ihre einzelnen Komponenten zerlegbar. Außerdem seien die Anforderungen an Logistik und Technologie hoch, hieß es auf dem Symposium.
Ansätze zur Demontage und Verwertung von Flugzeugen gibt es erst seit 2005. „Obwohl Europa mehr als hundert Jahre Erfahrung im Luftverkehr hat, ist das Recycling von Flugzeugen noch ein Nischenmarkt“, betonte Norbert Steinkemper von der Süderelbe GmbH in Hamburg. Bislang fehlen weltweit effiziente Strukturen, verbindliche Standards sowie einheitliche Techniken und Verfahren. Zudem muss nachhaltiges Recycling bereits bei der Entwicklung und dem Bau der Großgeräte mitgedacht werden und nicht erst am Ende eines Flugzeuglebens auf der Tagesordnung stehen. Die Entstehung eines wettbewerbsfähigen Marktes entlang der kompletten Wertschöpfungskette sei deshalb wünschenswert und erklärtes Ziel.