Neues Projekt

Für Porenbetonbruch gibt es bislang nur einen Weg: auf die Deponie. Künftig aber soll das Material aussortiert und für die Produktion neuer Betonsteine verwertet werden. Ein großer Baustoffhersteller testet derzeit, wie und in welchem Umfang Porenbetonreste genutzt werden können.

Geschlossener Recyclingkreislauf für Porenbeton rückt näher


Porenbetonbruch landet üblicherweise auf der Deponie. Angesichts des immer knapper werdenden Deponieraums in Deutschland muss allerdings dringend ein anderer Entsorgungsweg gefunden werden – zumal die Menge an Alt-Porenbeton in den kommenden 20 Jahren rapide anschwellen wird. Einen neuen, gangbaren Weg scheinen der Entsorger Otto Dörner und der Betonhersteller Xella gefunden zu haben.

Das norddeutsche Entsorgungsunternehmen nimmt pro Jahr rund 150.000 Tonnen gemischten Bauabfall am Standort Hamburg-Ottensen an. Das Material wird zufolge zunächst zerkleinert und klassiert und dann in einem mehrstufigen Prozess weiter aufbereitet.

Dabei werden zunächst leichte Störstoffe wie Holz, Styropor oder Kunststofffasern mittels Windsichtung entfernt. Eisenmetalle werden mit Magnetabscheidern, sprich mit Überbandmagneten aussortiert. Für Kunststoffe und andere Stoffströme setzt der private Entsorger zudem noch eine sensorunterstütze Nachsortierung ein.

Sortenreiner Recycling-Porenbeton durch händische Sortierung

Wie die Unternehmen weiter mitteilen, werden die Stoffe, die nicht sortiert werden können, im Sink-Schwimm-Trennverfahren weiter behandelt. Im Wasserbad sinken dabei Stoffe mit höherer Dichte als Wasser zu Boden. Stoffe mit geringerer Dichte, wie Holz, Kunststoffe und Porenbeton bleiben an der Oberfläche und könnten einfach mit Rechen abgetrennt werden.

Im letzten Schritt wird diese Schwimmfraktion sortiert, und zwar händisch am Leseband. Dabei soll sortenreiner Porenbeton entstehen. Dieser sei aus chemisch-mineralogischer Sicht gleichwertig mit Porenbetonmehl aus produktionsfrischem Porenbeton, erläutert der Baustoffhersteller Xella.

Diesen Recycling-Porenbeton liefert Otto Dörner ab sofort ins Ytong-Werk in Wedel. Hier wird der Beton laut Xella in den Werksbrecher gegeben und zu Porenbetonmehl mit einer Korngröße zwischen 0 und 1 Millimeter gebrochen. Anschließend werde das Material direkt als Rohstoff in die Produktion geleitet. Erstmalig komme damit aussortiertes Recyclingmaterial in der regulären Produktion zum Einsatz, wie Xella betont.

Sechsmonatige Erprobungsphase im Ytong-Werk

In den kommenden sechs Monaten soll nun getestet werden, wie und in welchen Mengen sich Porenbetonreste aus Abbruchmaßnahmen oder gemischten Bauabfällen für die erneute Porenbetonproduktion wiederverwenden lassen. Langfristig haben die beiden Projektpartner das Ziel vor Augen, den Recyclingkreislauf für Porenbeton zu schließen.

Xella will aus dem Recycling-Porenbeton zunächst hochwertige Porenbetonsteine der Güteklasse P4-0,55 herstellen. Diese sollen sich in Bezug auf Tragfähigkeit und Wärmedämmung nicht von herkömmlich hergestellten Ytong-Steinen unterscheiden. Langfristig plant Xella, auch bewehrte Montagebauteile aus Porenbeton sowie Planbauplatten für nichttragende Innenwände unter Mitverwendung von recyceltem Porenbetongranulat herzustellen.


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[su_spoiler title=“Stichwort: Porenbeton“]

  • Mit über 200 Millionen Tonnen jährlichem Abfallaufkommen stellen mineralische Bau- und Abbruchabfälle, Straßenaufbruch sowie Böden den mit Abstand größten Abfallstrom in Deutschland dar. Durch das Baustoff-Recycling wird dieser Abfallstrom in großen Teilen zur Wiederverwertung aufbereitet.
  • Gegenwärtig fallen circa 700.000 Tonnen Porenbeton-Abbruchmaterial (Porenbetonbruch) pro Jahr an. In den nächsten 20 Jahren wird das Aufkommen Prognosen zufolge auf bis zu 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr ansteigen.
  • Heutzutage muss Porenbetonbruch laut Bundesverband Porenbetonindustrie deponiert werden. Eine Verwendung beispielsweise als Straßenbaustoff scheide vor allem wegen der geringen Festigkeit und der mangelnden Witterungsbeständigkeit aus.
  • Porenbeton ist ein mineralischer, hoch wärmedämmender Massivbaustoff und gehört zur Gruppe der Leichtbetone. Seine Stärke sei sein Eigenschaftsprofil, das monolithische Wandkonstruktionen ermöglicht und gleichzeitig die Anforderungen an den Wärme-, Brand-, Feuchte- und Schallschutz sowie an die Tragfähigkeit erfüllt.

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© 320° | 01.08.2018

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