Länderüberblick

Der Start ins neue Jahr verlief für den internationalen Metallschrotthandel enttäuschend. Die aktuellen Rahmenbedingungen sind einfach zu schlecht. Ein Überblick über die Situation in einzelnen Ländern.

Globaler NE-Metallschrottmarkt: Niedrige Preise, wenig Material


Im vergangenen Jahr hat China den internationalen NE-Metallmarkt bereits negativ geprägt. Zum einen durch die rückläufige Metallnachfrage als Folge des nachlassenden Wirtschaftswachstums. Um 11 Prozent sind die Importe der Volksrepublik 2015 gesunken. Und zum anderen durch die Verschärfungen der Inspektionen für Importe. Die Hürden und Unsicherheiten haben damit noch weiter zugenommen.

Auch in diesem Jahr wird sich der Nachfragerückgang aus China fortsetzen, schreibt Shen Dong von OmniSource im aktuellen Marktbericht des Weltrecyclingverbands BIR. Demnach plant die Regierung in vielen Segmenten die Produktion zu drosseln, Kapazitäten abzubauen und Preise zu stabilisieren. Neun große Kupfersmelter haben beispielsweise bereits zugestimmt, die Einkäufe im ersten Quartal 2016 um 200.000 Tonnen zu reduzieren. Außerdem wurde bereits vorab festgelegt, die Kupferherstellung in diesem Jahr um 350.000 Tonnen zurückzufahren.

Darüber hinaus arbeitet die chinesische Regierung weiter an der Verschärfung der Inspektionen von Abfallimporten. Ende vergangenen Jahres wurde nach mehreren Änderungen ein Entwurf der AQSIQ (General Administration of Quality Supervision, Inspection and Quarantine) vorgelegt, der unter anderem die Erneuerung von Importlizenzen betrifft: Sollten sich bei der Verlängerung zwei oder mehr Daten geändert haben – darunter Ansprechpartner und Adresse – dann bedarf es einer neuen Zertifizierung. Dafür soll eine Lizenz fünf Jahre lang gültig sein, statt wie bislang drei Jahre.

Japan will mehr Autos herstellen

Die Automobilindustrie in Japan setzt unterdessen auf eine stärkere Auslandsnachfrage. So sollen in diesem Jahr etwa 9,5 Millionen Autos mehr verkauft werden, berichtet Shigenori Hayashi von Daiki Aluminium Industry. Hersteller wie Honda und Nissan wollen ihre Autos vor allem auf dem US-amerikanischen Markt anbieten.

Im vergangenen Jahr hingegen fiel die Automobilproduktion in Japan um 9,3 Prozent und damit auch die Herstellung von Aluminiumlegierungen (minus 6,1 Prozent) und deren Import (minus 5,6 Prozent). Die Preise für Aluminiumschrotte gingen im Januar laut Hayashi zwischen 20 bis 40 US-Dollar pro Tonne zurück, für ADC12 Aluminiumlegierungen sogar um 60 bis 70 US-Dollar pro Tonne. Die Käufer würden sich aber dennoch zurückhalten – in Erwartung weiterer Preisrückgänge.

statistic_id242546_kupfer-und-kupferlegierungen---verbrauch-in-europa-china-japan-und-den-usa-2014Auch in den USA setzt die Metallbranche auf die Automobilindustrie. Andy Wahl von TAV Holding berichtet von einem guten Absatz. Allerdings hätte die chinesische Wirtschaft auch bremsenden Einfluss auf den Flugzeugbau – Boing hat zwar 2015 gute Zahlen vermeldet, musste aber seine Verkaufserwartungen für 2016 zurückschrauben. Kupfer wird laut Wahl wieder verstärkt nachgefragt, auch die Aluminiumerzeugnisse erlösen dank höherer Exporte zu Jahresbeginn wieder etwas mehr. Der niedrige Ölpreis sei nach wie vor problematisch, eine Besserung nicht in Sicht.

Gute Schrottpreise in Russland

In Russland verkaufen die Schrotthändler derzeit lieber an Abnehmer im eigenen Land, anstatt zu exportieren. Die EU-Kommission hat Anti-Dumping-Strafen gegen einige Metallprodukte aus Russland und China ausgesprochen und trotz des günstigen Rubels lohne sich der Export kaum, berichtet Ildar Neverov von Steelway. Denn die heimischen Produzenten würden derzeit gute Preise für die Schrotte bezahlen und die Regierung könnte als Reaktion auf die Sanktionen ohnehin wieder Exportverbote aussprechen.

In Indien kämpft derweil die gesamte Recyclingbranche darum, dass die Regierung die Einfuhrzölle auf Schrotte überdenkt und gleichzeitig die Kreislaufwirtschaft stärker unterstützt. Als Erfolg vermeldet Dhawal Shah von Metco Marketing, dass eine erste Autoshredderanlage in Staatsbesitz gebaut wird.

Der indische Markt selbst ist vor allem für Länder im Mittleren Osten interessant, so Ibrahim Aboura von Aboura Metals. Während die Schrottnachfrage aus anderen asiatischen Ländern nachgelassen habe, blieb sie in Indien trotz schwächelnder Wirtschaft und fallender Rohstoffpreise robust. Kupfer-, Aluminium- und Bleischrotte wurden laut Aboura stark nachgefragt, die Notierungen bewegten sich Anfang Februar auf einem stabilen Niveau.

Exportprobleme haben derzeit die Händler in Südafrika. Wie Sidney Lazarus von Non-Ferrous Metal Works berichtet, werden dort durch die Internationale Handelsbehörde die Schrottexporte beschränkt. Derzeit werden keine Genehmigungen für die Kupferschrottausfuhr erteilt, auch Eisenschrotte wurden limitiert. Aluminium und Messingschrotte könnten noch exportiert werden. Als Folge werden Kupferschrotte teils ohne Erlaubnis ausgeführt oder die Schrotte in Blöcke gepresst und als Produkt – und damit ohne Beschränkung – gehandelt.

Wenig Schrotte in guter Qualität

Mit Materialknappheit haben vor allem die Händler in Deutschland zu kämpfen. Vor allem gute Kupfersorten wie Birch Cliff und Millberry seien schwer zu bekommen, so Murat Bayram von European Metal Recycling Limited. Gleiches gilt für saubere Aluminiumschrotte, hier haben zu Beginn des Jahres die Preise für die Blöcke zunächst wieder angezogen. Allerdings drückten kurz darauf Billigangebote die Preise wieder auf 1.550 Euro pro Tonne. Kupferschrotte wurden ebenfalls zu niedrigen Preisen verkauft.

In Frankreich leiden vor allem die kleinen Schrottunternehmen unter den schwierigen Marktbedingungen und niedrigen Preisen. Laut Alexandra Weibel-Natan von Manco haben bereits viele kleine Firmen ihr Geschäft aufgegeben und selbst die großen Unternehmen machen Verluste. Allerdings hat der größte Recycler des Landes Derichebourg Environnement erst kürzlich die Unternehmen Galloo Paris und SLG aufgekauft und massiv in den Recyclingbereich investiert.

Auch in Italien wird sich die Struktur der Schrottbranche verändern. Seit 2. Februar gilt dort das „Green Economy Law“, das von den mobilen Schrottsammlern verlangt, sich offiziell als autorisiertes Unternehmen anzumelden. Leopoldo Clemente von LCD Trading geht davon aus, dass es dabei zu einer „natürlichen Auslese“ der Sammler kommen wird.

Gleichzeit sieht der Schrottexperte Italiens Metallbranche künftig im Aufwind. Durch das Atomabkommen zwischen dem Iran und der UNO eröffnen sich neue Handelswege für sein Land: Der Iran soll als Handelsbrücke zwischen Italien und Asien gelten. Eine Absichtserklärung mit einem Volumen von 17 Milliarden Euro wurde bereits unterzeichnet. 5,5 Milliarden sollen dabei für den Eisen- und Stahlsektor verwendet werden – davon soll auch die NE-Metallbranche profitieren.

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