Marktbericht für Edelmetalle

Für den Goldpreis ging es in der vergangenen Woche auf und ab, während Silber noch Luft nach oben haben könnte. Auch der Platin- und Palladiumpreis unterlag einigen Schwankungen. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Gold auf Berg- und Talfahrt


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold
Gold erlebte im Laufe der Woche eine Berg- und Talfahrt. Die Wirtschaftsdaten Anfang der Woche (Konsumentenvertrauen, BIP, Inflation) enttäuschten noch deutlich und unterstützten so den Goldpreis bis 1.215 US-Dollar/oz.

Die zweite Hälfte der Woche brachte dann jedoch die Kehrtwende mit sehr positiven Zahlen aus dem US-Häusermarkt und einer Reduktion der Arbeitslosenanträge sowie einem Fed-Statement, welches sich erneut unbeeindruckt von schlechteren Zahlen der letzten Woche zeigte. Eine Zinserhöhung wird nach wie vor für angemessen gehalten, sofern sich der Arbeitsmarkt weiterhin gut entwickelt. Der Goldpreis kassierte die 1.200 US-Dollar/oz Marke dann im Laufe des Donnerstag wieder und fiel bis auf 1.172 US-Dollar/oz. Insbesondere in Euro sank der Goldpreis bis auf 1.040 €/oz, zurück auf ein Niveau, welches zuletzt im Januar zu beobachten war.

Mit den sinkenden Kursen zog die physische Nachfrage nach Gold wieder deutlich an. So sind auch die Gold-ETF Bestände zum Ende der Woche im Vergleich zum Montag um insgesamt 2,9 Tonnen angestiegen. Diese Entwicklung sollte Gold auf derzeitigem Level etwas Unterstützung verleihen, technisch insbesondere auf den Märztiefs um 1.150 US-Dollar/oz.

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Gold: 27.04.-03.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.215,00 1.107,60 35,61
Tief 1.174,73 1.038,88 33,40

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Silber
Silber startete letzte Woche zunächst mit einer der stärksten Aufwärtsbewegungen dieses Jahres von über 5 Prozent. Im Sog von Gold konnte es sich allerdings nicht über der technisch wichtigen Marke des 100-Tage-Durchschnitts bei 16,50 US-Dollar/oz etablieren und sackte am Donnerstag wieder deutlich ab bis auf 15,80 US-Dollar/oz.

Gegenüber Gold verteuerte sich Silber jedoch, so dass sich das Gold-Silber Ratio von 73,20 auf 72,20 verbessern konnte. Hier zeigt sich wieder der Industriecharakter des Metalls, welches im Gegensatz zu Gold eher von guten Konjunkturdaten profitieren kann. In dieser Hinsicht hat Silber sicherlich noch Luft nach oben, da es im historischen Vergleich im Verhältnis zu Gold immer noch sehr günstig bewertet ist.

Technisch befindet sich die Handelsspanne nun zwischen 15,80 und 16,50 US-Dollar/oz. Interessant werden diese Woche insbesondere wieder die Datenveröffentlichungen zum US-Arbeitsmarkt, da die Fed den Zeitpunkt ihrer ersten Zinserhöhung hauptsächlich von der Arbeitsmarktentwicklung abhängig macht. Am Donnerstag kommen hierzu die Erstanträge von Arbeitslosen und am Freitag die Beschäftigungszahlen außerhalb der Landwirtschaft.

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Silber: 27.04.-03.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 16,80 15,27 490,90
Tief 15,69 14,16 455,39

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Platin
Der Platinpreis war in der vergangenen Woche deutlichen Schwankungen ausgesetzt und schloss mit 1.126 US-Dollar/oz knapp über dem Startpreis von 1.122 US-Dollar/oz. Zu Beginn der Berichtswoche musste Platin einige Verluste hinnehmen. Der Support Level bei 1.135 US-Dollar/oz konnte nicht Stand halten, das erste Fixing der Woche fiel auf 1.116 US-Dollar/oz. Die Entwicklung lief zum Teil parallel zum Verkaufsinteresse in Gold bzw. Silber.

Gegen Mitte der Woche konnte sich das Metall wieder bis auf ein Niveau von über 1.160 US-Dollar/oz mit der Entwicklung des Goldpreises erholen, das anschließend von enttäuschenden Nachrichten zum Wirtschaftswachstum in den USA beeinflusst wurde. Die Schwammprämien blieben weiterhin auf niedrigem Niveau, die industrielle Nachfrage bleibt trotz des erstarkten Euro und daraufhin niedrigeren Platin-Euro-Preisen unverändert schwach. Trotz der in der letzten Woche gemeldeten hohen Platineinfuhren nach China liegt die chinesische Nachfrage im ersten Quartal 2015 ca. 14 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum.

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Platin: 27.04.-03.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.167,00 1.064,16 34,21
Tief 1.113,50 1.006,78 32,37

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Palladium
Nach einem Wochenstart bei 770 US-Dollar/oz erreichte der Palladiumpreis nach einigen Schwankungen am Freitag ein Niveau von 772 US-Dollar/oz und war somit stabil. Unterstützung erhielt Palladium zur Wochenmitte durch Zuflüsse in die ETFs: Die Bestände der von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs wurden zur Wochenmitte um 20.000 oz aufgestockt, was dem höchsten Tageszufluss seit 3 Monaten entsprach.

Als aktueller Treiber der Palladiumpreise sind gute Absatzzahlen im US-Automarkt zu sehen, zumal die Zulassungszahlen im April mit + 5 Prozent so stark waren wie seit April 2005 nicht mehr. Neue Modelle und niedrigere Benzinpreise haben dies unterstützt: Die 3 Autobauer aus Detroit sowie die japanischen Hersteller Nissan und Toyota melden Umsatz-Zuwächse. Palladium sehen wir weiter im Aufwärtstrend, solange es sich über der Marke von 753 US-Dollar/oz hält.

Die Schwammprämien sind auf gleichem Niveau wie in der Vorwoche. Die Nachfrage der Industrie ist weiterhin verhalten, da die Preisveränderungen zu gering sind, um eine verstärkte Aktivität auszulösen. Dementsprechend gibt es in der Berichtswoche keine größeren Transaktionen zu vermelden.

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Palladium: 27.04.-03.05.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 788,75 726,00 23,34
Tief 764,50 686,00 22,06

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Rhodium, Ruthenium, Iridium
Rhodium war historisch gesehen fast immer – zum Teil sogar deutlich – teurer als Platin. Diese Entwicklung hatte sich in den letzten Jahren zugunsten von Platin gewandelt: Rhodium handelte ab 2012 über Jahre hinweg auf einem bis zu 500 US-Dollar/oz tieferen Niveau als Platin. Seit letztem Freitag liegt der Rhodium-Preis nun wieder über dem Platinkurs. Dies ist sicher einerseits einer Schwäche von Platin, aber andererseits auch einer Stabilisierung von Rhodium geschuldet. Aufgrund sich deutlich verändernder Märkte, unterschiedlicher Ansätze und Vorgehensweisen von Produzenten, Verbrauchern und auch Investoren sind Extremsituation, wie es in den vergangenen Jahren immer wieder zu sehen waren, eher unwahrscheinlich. Momentan sieht es daher nicht so aus, als hätten Rhodium-Käufer auf kurze Sicht starke Preisanstiege zu befürchten.

Im Ruthenium sind aus den zuvor größeren Anfragen nun doch Eindeckungen aus der chemischen bzw. elektrochemischen Industrie erfolgt, die sicher dem tiefen Preis geschuldet sind, der sich auf einem Mehrjahrestief befindet. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, wirkt sich dies sicher preisunterstützend aus, der große Druck auf ein ohnehin „billiges“ Metall sollte reduziert werden.

Wiederum eine ruhige Woche mit wenig marktbeeinflussenden Faktoren gab es bei Iridium. Der Preis bewegt sich seit 3 Monaten auf einem nahezu konstanten Niveau mit kurzfristig wenig Aussicht auf größere Preisveränderungen in die eine oder andere Richtung.

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27.04.-03.05.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Hoch 1.170,00 525,00 44,00
Tief 1.100,00 605,00 54,00

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