Marktbericht für Edelmetalle

China scheint aktuell gut mit Gold versorgt zu sein, doch der Bedarf der Volksrepublik wird in den kommenden 4 Jahren stark wachsen, erwarten Experten. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Gold und Platin im Minus, Silber leicht im Plus


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold

Gold konnte sich über der Mitte April erreichten Marke von 1.320 US-Dollar/oz nicht lange halten und handelte in den letzten beiden Wochen wieder deutlich tiefer. Am vergangenen Donnerstag fiel das Metall bis auf den tiefsten Wert in 2,5 Monaten auf 1.268 Dollar/oz. Heute Morgen stehen wir bei 1.302 US-Dollar/oz. Die Krise in der Ukraine und die Spannungen zwischen Russland und dem Westen spitzen sich zwar weiterhin zu, doch konnte Gold nur bedingt Unterstützung darin finden. Dennoch bleibt die Lage als kurzfristiger Impuls im Fokus. Reaktionen auf Veränderungen der Verhältnisse sind zu erwarten.

Die Vermutung liegt jedoch nahe, dass das Geschehen in gewissem Maße inzwischen eingepreist ist. Die physische Nachfrage bleibt fast unverändert zurückhaltend. Die bisherigen Verkaufszahlen der US-Prägestätte im April weisen 31.500oz aus, was auf den Monat hochgerechnet ein Minus von über 80 Prozent bedeutet im Vergleich zum Vorjahr. Die Nachfrage von „Kleininvestoren“ ist demnach ähnlich schwach wie die von institutionellen Investoren: Die ETFs verzeichnen tägliche Abflüsse. Laut GFMS Thomson Reuters ist die Goldnachfrage in 2013 im Vorjahresvergleich jedoch um 15 Prozent auf knapp 4.957 Tonnen (Allzeithoch) gestiegen – vornehmlich aufgrund der starken Nachfrage im Bereich Retail Investment (Barren/Münzen + 421 t) sowie nach Schmuck (+363 t).

Insgesamt hat sich das Gros der Nachfrage nach Asien verlagert. Der World Gold Council erwartet, dass Chinas Bedarf in den nächsten vier Jahren um 25 Prozent auf 1.350 Tonnen wachsen wird. Der zunehmende Wohlstand der wachsenden Mittelschicht kommt bei dieser Einschätzung zum Tragen und gilt als mittel-/ langfristiger Einflussfaktor. Aktuell scheint China jedoch mehr als versorgt zu sein, was sich auch in den im März stark zurückgegangenen Exporten aus der Schweiz nach Hong Kong zeigt (-75 Prozent).

Silber

Nach einer turbulenten Woche schließt Silber leicht im Plus. Bei gemischten US-Daten mit leicht positiver Tendenz wurde der Handel überwiegend durch spekulative Marktteilnehmer getrieben. Allzu pessimistische Stimmung wollte Gold bis 1.250 US-Dollar/oz und Silber bis 18,80 Dollar/oz drücken. Als jedoch klar wurde, dass die Kurse dort nicht mehr hinkommen werden, folgte eine massive short cover rallye um einen Dollar bis auf 19,95 Dollar/oz.

Hohe Netto-Shortpositionen haben bereits in der Vergangenheit Silber in kürzester Zeit stark „outperformen“ lassen. Unter 19,00 Dollar/oz befindet sich weiterhin gute Unterstützung und Silber verweilte auch diesmal nicht lange unter dieser Schwelle. Die Chancen stehen gut, dass Silber diese Woche wieder über 20,00 Dollar/oz notieren wird, indem schwache Hände aus dem Markt gedrängt, Leerverkäufe eingedeckt werden. Parallel dazu bleibt abzuwarten, ob Impulse von der Datenseite die Preise unterstützen können. Im Fokus stehen die US-Neubeschäftigungszahlen außerhalb der Landwirtschaft am Freitag. Sollten diese enttäuschen, wird dies Silber Auftrieb verleihen. Darüber hinaus kommen aus den USA noch die Daten zu langlebigen Wirtschaftsgütern, das Q1-BIP, sowie dies- und jenseits des Atlantiks Inflationszahlen und Konsumentenvertrauen.

Platin

Nachdem Platin in der ersten Aprilhälfte noch Gewinne verzeichnen konnte und bis auf 1.467 US-Dollar/oz stieg, musste das Metall in den letzten Wochen erhebliche Verluste hinnehmen. Zwar ist die Streiksituation in Südafrika unverändert akut, doch schien der Wille eine Einigung zu finden stärker. Die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Einigung hatte Platin daraufhin unter die 1.400 Dollar/oz fallen lassen.

Die Produzenten Anglo American Platinum und Impala Platinum sind der Gewerkschaft AMCU mit einem neuen Angebot sehr entgegen gekommen. Trotz der Zusage die Einstiegsgehälter wie gefordert bis Juli 2017 auf 12.500 ZAR (850 EUR) pro Monat zu verdoppeln, steht die Annahme von AMCU weiterhin aus. Die Gewerkschaft beharrt jedoch auf weiteren Forderungen. Produzenten sollen nun entschieden haben, ihre Arbeiter direkt zu kontaktieren und die Gewerkschaft zu umgehen.

Ein Ende des 13-wöchigen Streiks ist demnach weiterhin nicht greifbar. Es ist jedoch zu erwarten, dass bei einer Einigung der Preis sehr schnell auf Talfahrt gerät. Unterstützung erhält das Metall jedoch weiterhin aus der Automobilindustrie und durch die Investmentnachfrage bei ETFs. Der wesentliche Impuls für die weitere Entwicklung liegt jedoch in den weiteren Verhandlungen in Südafrika.

Palladium

Palladium ist mit einem deutlichen Verlust in diese Berichtsperiode gestartet, doch im Laufe der Woche drehte sich das Blatt und das Metall schloss mit einem Gewinn von 1,35 Prozent bei 805 US-Dollar/oz. Die vornehmlich durch Gewinnmitnahmen ausgelöste Bewegung nach unten war demnach nicht von Bestand, zumal sich die Rahmenbedingungen für Palladium nicht verändert haben: Die Krise in der Ukraine und die Streiks in Südafrika beschränken weiterhin die Verfügbarkeit von Palladiumschwamm – auch wenn es zwischen Minen und Gewerkschaft kurzzeitig nach zeitnaher Einigung und entsprechender Entspannung aussah.

Starker Automobilabsatz in China verstärkt das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Im letzten Monat wurde mit 1,71 Millionen Fahrzeugen die höchste Verkaufszahl für den Monat März erreicht. Wir befinden uns demnach weiterhin auf sehr hohem Niveau. Nachhaltig hat sich Palladium bisher jedoch nicht über den 800 US-Dollar/oz etabliert. Bei einer längeren Fortsetzung des bisher längsten und teuersten Streiks sehen wir jedoch durchaus Potenzial für eine solche Entwicklung.

Rhodium, Ruthenium, Iridium

Rhodium hat trotz vermeintlich „bullisher“ Signale, die primär aus der Streiksituation in Süd Afrika resultierten, keinen Schub auf der Preisseite bekommen. Im Gegenteil: Je länger der Streik andauerte und sich Händler und Banken entsprechend positioniert hatten, desto höher wurde der Druck sich von Long-Positionen zu trennen. Dies ist dann in den letzten beiden verkürzten Handelswochen auch mit relativ geringer Gegenwehr passiert und der Preis bröckelte Stück für Stück um insgesamt ca. 75 Dollar von 1.190 US-Dollar/oz auf 1.115 Dollar/oz (Briefseite).

Auf dem Weg nach unten gab es allerdings sehr gutes Kaufinteresse, insbesondere aus Asien. Ende letzter Woche hat sich das Ganze etwas beruhigt und auch durch die weiterhin unsichere und von vielen Meldungen geprägte Situation auf der Minenseite, hat der Verkaufsdruck wieder deutlich abgenommen. Käufer, auch für mittelfristig orientierte Positionen, nutzen den doch deutlichen Preisrückgang für erste Eindeckungen (1.045 – 1.115 Dollar/oz).

Ruthenium hat sich auch trotz gewisser Umsätze so gut wie nicht bewegt und handelt weiterhin auf ähnlichem Niveau wie noch vor 2 Wochen (67 – 77 US-Dollar/oz). Im Iridium gibt es nach wie vor stetiges Kaufinteresse zu beobachten. Da die Umsatzmengen vergleichsweise gering waren, hat sich dies bisher nur leicht auf den Preis ausgewirkt. Falls es keine überraschenden größeren Verkäufe geben sollte, erwarten wir auch weiterhin einen stabilen, bzw. leicht anziehenden Preis (565 – 625 Dollar/oz).

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