Marktbericht für Edelmetalle

Die Ankündigung der US-Notenbank Fed, eine Zinserhöhung zu prüfen, lastet auf den Edelmetallpreisen: Gold und Silber gaben in der vergangenen Woche nach, Platin und Palladium folgten. Der wöchentliche Marktbericht für Edelmetalle.

Gold zieht Platin mit nach unten


Von Sonia Hellwig und Florian Richard, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold: Kurzfristig weitere Kursverluste möglich
Überraschend deutlich signalisierte die US-Notenbank Fed am Mittwoch, dass sie eine geldpolitische Straffung auf ihrer Sitzung im Dezember prüfen werde – dies wäre die erste Zinserhöhung seit fast zehn (!) Jahren. Nach eher durchwachsenen Wirtschaftsdaten aus den USA und den Schwellenländern waren die Märkte zuletzt davon ausgegangen, dass dieser Schritt wohl erst im kommenden Jahr ansteht. Diese Erwartung hatte auch den Goldpreis unterstützt.

Auf die Ankündigung der Fed reagierten die Märkte nun entsprechend: Gold brach um 30 US-Dollar/oz bis auf 1.152 US-Dollar/oz ein und sackte im Wochenverlauf bis auf 1.139 US-Dollar/oz ab. Der Euro gab gegen den US-Dollar bis auf 1,0894 nach, das niedrigste Niveau seit Anfang August.

Der näher rückenden Zinswende der US-Notenbank steht eine expansive Zinspolitik ihrer Pendants in der Eurozone, Japan und China gegenüber. Auch wenn die japanische Notenbank ihr Konjunkturprogramm am vergangenen Freitag nicht ausweitete, wird sie das Programm zum Kauf von Anleihen und Wertpapieren in Höhe von jährlich 80 Bio. Yen (ca. 600 Mrd. Euro) fortsetzen – der Leitzins befindet sich ohnehin seit Jahren bei null.

Was bedeutet das für den Goldpreis? Zunächst einmal unterstützt die sich ausweitende Zinsdifferenz den US-Dollar. Zudem fließen Investorengelder vermehrt in zinsbringende Anlagen. Beides wird den Goldpreis belasten bzw. hat die Erwartung dieser Entwicklung den Preis in den letzten Monaten bereits gedrückt. Kurzfristig schließen wir nicht aus, dass das Edelmetall weiter an Wert verliert. Eine erste Unterstützung liegt bei 1.139 US-Dollar/oz, dem 100-Tage-Durchschnitt, und dann bei 1.130 US-Dollar/oz. Das ist zwar deutlich über dem Schlusskurs des Vormonats (1.115 US-Dollar/oz), aber auch weit vom Oktoberhoch bei 1.190 US-Dollar/oz entfernt.

Von der physischen Seite kommt auch auf dem niedrigeren Preisniveau aktuell keine Unterstützung: Sowohl in Asien wie auch in Europa ist die Nachfrage gering, im Gegenteil: Wir beobachten weiterhin ein gutes Angebot von physischem Material.

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Gold: 26.10.-01.11.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.182,50 1.069,07 34,37
Tief 1.144,20 1.030,21 33,12

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Silber: Verhaltener Ausblick nach Fed-Statement
Das überraschend explizite Statement der US-Fed, eine Zinserhöhung in Rahmen ihrer nächsten Sitzung am 16. Dezember prüfen zu wollen, sorgte dafür, dass der Markt die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung wieder mit knapp 50 Prozent einpreiste. Dies bedeute – analog zu Gold – auch für Silber deutliche Kursverluste.

In der vergangenen Woche konnte das Metall zwar zunächst sein Viermonats-Hoch bei 16,36 US-Dollar/oz erreichen, was allerdings nur von kurzer Dauer war. Dieses Level wurde hauptsächlich durch Stop-Loss-Käufe verursacht, da kurz zuvor das Oktoberhoch bei 16,21 US-Dollar/oz durchbrochen werden konnte. Weil Anschlusskäufe, fiel Silber in den Folgetagen wieder deutlich und auch der weitere Ausblick ist eher negativ. Die nächste Unterstützung findet sich nun beim September-Hoch von 15,42 US-Dollar/oz und danach bei der 100-Tage Linie von 15,21 US-Dollar/oz.

Erstmalig seit 3 Wochen reduzierten sich die ETF-Bestände und liegen nun auf einem neuen 3-Jahres-Tief.

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Silber: 26.10.-01.11.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 16,41 14,89 478,64
Tief 15,45 13,97 449,29

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Platin: ETFs erreichen niedrigste Bestände seit Anfang 2014
Die Marke von 1.000 US-Dollar/oz steht weiterhin im Fokus. Nach einem Preisrückgang auf unter 980 US-Dollar/oz konnte sich das Metall zur Wochenmitte wieder auf einem Niveau über 1.000 US-Dollar/oz einpendeln, bevor der fallende Goldpreis auch Platin mit nach unten zog.

Die Platin ETFs verzeichneten nicht nur in der letzten Woche einen deutlichen Bestandsrückgang. Laut Thomson Reuters wurde im Oktober der insgesamt stärkste monatliche Abfluss seit 2010 registriert. Größter Verlierer war hierbei der südafrikanische NewPlat ETF, der alleine Verluste von rund 134.000 oz hinnehmen musste. Mit nun noch 2,232 Mio. Unzen liegen die Bestände auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang 2014.

Neben dem Vertrauensverlust, den der Emissionsskandal und die insgesamt schwächelnde chinesische Konjunktur hervorgerufen haben, dürfte auch die wahrscheinlicher gewordene US-Zinserhöhung Einfluss auf den Rückzug der Investoren haben. Die industrielle Nachfrage nach Platin hält sich trotz des niedrigen Preisniveaus weiterhin in Grenzen. Die Schwammprämie liegt nach wie vor auf einem niedrigen Niveau.

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Platin: 26.10.-01.11.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 1.018,50 924,25 29,72
Tief 977,25 883,27 28,40

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Palladium: Abschied von der 700 Dollar/oz-Marke
Auch Palladium blieb von den Folgen der Fed-Ankündigung nicht verschont. Das Metall musste alle seit Wochenbeginn erarbeiteten Gewinne am Mittwoch wieder abgeben und fiel von rund 696 US-Dollar/oz bis auf das Supportlevel von 670 US-Dollar/oz. Für den Rest der Woche handelte Palladium in einer Spanne von 15 US-Dollar/oz wobei der Support von 670 US-Dollar/oz das untere Ende darstellte.

Palladium hat sich nun deutlich von der psychologischen Marke bei 700 US-Dollar/oz entfernt, die nächste Unterstützung liegt jetzt bei 635 US-Dollar/oz, Widerstand nach oben bei 725 US-Dollar/oz und dann um 735 US-Dollar/oz. Bei den Palladium ETFs zeigt sich eine ähnliche Entwicklung wie bei Platin. Alleine in der letzten Woche gingen die Bestände um über 4 Prozent oder rund 100.000 oz zurück, während die Verluste im gesamten Oktober bei über 200.000 oz lagen. Grund hierfür dürften vor allem Gewinnmitnahmen aufgrund der durch den „Dieselgate“-Skandal kurzfristig gestiegenen Palladiumpreise gewesen sein.

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Palladium: 26.10.-01.11.2015 Dollar/oz Euro/oz Euro/g
Hoch 697,25 633,00 20,35
Tief 665,22 606,00 19,48

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Rhodium, Ruthenium, Iridium: Sehr gute Nachfrage bei Rhodium
Bei Rhodium verzeichneten wir diese Woche eine sehr hohe physische Nachfrage von verschiedenen industriellen Nachfragern. So paradox es sich anhört: Der Preis gab um weitere 40 US-Dollar/oz nach, da Investoren und aktive Verkäufe von Recyclern einen höheren Druck ausüben konnten als die Käuferseite. Die Umsätze lagen insgesamt auf einem sehr hohen Niveau.

Die Ruthenium-Umsätze waren im Vergleich zu den Vorwochen etwas geringer, daher blieb auch der Preis unverändert, der inzwischen seit mehr als 3 Monaten (!) auf der Stelle tritt und sich in einer engen Bandbreite bewegt.

Im Iridium hat sich die Lage vergleichsweise etwas stabilisiert, auch hier waren die Umsätze geringer als in den letzten Wochen. Die Verfügbarkeit hat sich leicht verbessert. Insgesamt ist der weitere Ausblick für das Metall verhalten positiv.

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26.10.-01.11.2015 Rhodium ($/oz) Iridum ($/oz) Ruthenium ($/oz)
Geld 710,00 37,00 465,00
Brief 810,00 45,00 565,00

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