Alternative Verpackungen

Gras als Rohstoff für die Herstellung von Verpackungspapier hat im Vergleich zu Frischfasern oder Altpapier eine Reihe von Vorteilen. Schon heute könnten über 90 Prozent der Papierprodukte mit Gras hergestellt werden, meinten Branchenexperten. Nun testet der erste Handelskonzern das Material.

Gras statt Altpapier?


Fast vier Jahre hat das Hennefer Unternehmen Creapaper an der Herstellung eines neuartigen Verpackungsmaterials getüftelt. Das Besondere daran: Das Papier besteht zu 40 Prozent aus sonnengetrocknetem Gras und nur zu 60 Prozent aus Holz. Als erster Lebensmittelhändler in Deutschland will die Rewe Group nun das neue Verpackungsmaterial testen.

Der besondere Vorteil von Gras als Rohstoff liegt laut Rewe an der vergleichsweise guten Ökobilanz. Gras sei ein schnell nachwachsender Rohstoff und benötige bei der Verarbeitung zu Graspellets weniger Wasser und Energie als für die Herstellung von Frischfasern oder Altpapier benötigt wird. Chemie komme bei der Herstellung der Graspellets gar nicht zum Einsatz, betont der Handels- und Touristikkonzern. Zudem verursache die Produktion von Graspapier weniger Treibhausgase als die Herstellung von herkömmlichem Papier aus Frischfasern oder Altpapier.

Der Rohstoff für die Graspellets stamme von ungenutzten Ausgleichsflächen aus der näheren Umgebung der Papierfabrik in Hennef. Insgesamt könnten so zukünftig bei 1 Million Verpackungseinheiten über eine halbe Tonne Treibhausgase Vergleich zu bestehenden Apfelverpackungen eingespart werden. Darüber hinaus könne auch 10 Prozent Energie eingespart werden.

Grasfasern machen Papierherstellung billiger

Die Idee, Gras für die Gewinnung von Zellstoff zu verwenden, stammt vom Druckereifachmann Uwe D’Agnone. Der Gründer und Geschäftsführer von Creapaper wollte Papier umweltschonender herstellen als bisher. Bei seiner Suche nach einer neuen Pflanzenfaser als Alternative zu Holz oder Altpapier sei ihm aufgefallen, dass Gras nur ein Viertel so viel Lignin wie Holz enthält.

Das ist für die Herstellung von Papier nicht unwichtig. Denn Lignine sind Stoffe, die für die Festigkeit von Pflanzenfasern verantwortlich sind. Bei der Papierherstellung muss das Lignin erst chemisch entfernt werden. Dieser Arbeitsschritt entfällt bei der Herstellung von Papier aus Grasfasern aufgrund der geringen Menge von Lignin. Da Graszellstoff nur mechanisch aufbereitet werden muss, ist die Herstellung von Papier billiger und zugleich umweltschonender.

Der neue Rohstoff für die Papierproduktion hat auch bereits einen Namen bekommen: Graspap. Dieser wird laut Creapaper in unterschiedlichen Qualitäten für den unterschiedlichen Einsatz bei Papierfabriken hergestellt. Mit Graspap werden demzufolge unterschiedliche Papierprodukte wie beispielsweise grafische Papiere, Verpackungsmaterialien für den Food-Bereich, Wellpappkartonagen und Vollpappen hergestellt.

Über vier Millionen Bäume werden laut Creapaper jährlich für den deutschen Papiermarkt gefällt. Ein Großteil des Holzzellstoffes werde aus Ländern wie Brasilien, Uruguay, Kanada oder auch aus Skandinavien importiert. Über 230 Kilogramm Papier würden in Deutschland jährlich pro Kopf verbraucht. Dieser Bedarf steige unter anderem bedingt durch den Onlinehandel jedes Jahr um mehr als 5 Prozent. Schon heute könnten über 90 Prozent der Papierprodukte mit Gras hergestellt werden, wie das Unternehmen betont.


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