Markt für Edelmetalle

Der Rhodium-Preis hat sich vergangene Woche auf hohem Niveau stabilisiert. Analysten rechnen mit weiterhin stabilen, eventuell sogar weiter steigenden Preisen. Auch Platin und Palladium bleiben auf Kurs. Der Marktbericht für Edelmetalle.

Gute Aussichten für Rhodium


Von Volker Skowski, Heraeus Metals Germany GmbH & Co. KG.

Gold auf 12-Monats-Hoch

Gold bleibt seinem zweimonatigen Aufwärtstrend weiterhin treu und startete die Handelswoche mit 1.329 US-Dollar/oz. Im Laufe der Woche stieg Gold bei geringer Volatilität auf ein neues 12-Monatshoch bei 1.357 US-Dollar/oz. Der niedrigste Preis der Woche konnte am Montag mit 1.326 US-Dollar/oz verbucht werden. Seinem Status als sicherer Hafen in Zeiten geopolitischen Spannungen wurde Gold damit wieder einmal gerecht.

Neben der Unsicherheit um Nordkorea hat die zunehmende USD-Schwäche die Edelmetallpreise maßgeblich unterstützt. Diese wird durch zahlreiche Faktoren herbeigeführt: Diskussionen um die Schuldenobergrenze in den USA und letztendlich eine Anhebung nur mit Hilfe der Demokraten gegen die Republikanische Basis; der ökonomische Schaden durch Hurrikan Harvey und Unsicherheit über den zukünftigen Zinspfad der Fed (die Fed scheint sich zunehmend der Marktmeinung anzupassen, bis Ende 2018 nur eine weitere Zinserhöhung einzupreisen).

Somit fiel der Währungskorb-gewichtete USD-Index auf ein 2,5-Jahrestief, welcher im Verlauf dieses Jahres bereits um 10,8 Prozent gesunken ist. Investoren griffen entsprechend beherzt beim gelben Metall zu. Die ETF-Bestände stiegen um 1,3 Prozent auf über 1.700 Tonnen. Positives Sentiment und ein enger charttechnischer Aufwärtstrendkanal sprechen auch diese Woche für weiter anziehende Preise. Größerer Widerstand dürfte dann bei 1.375 US-Dollar/oz liegen, dem Mehrjahreshoch vom Juli 2016. Unterstützung liegt demnach bei 1.325 US-Dollar – der Unterseite des Aufwärtskanals.

Auftrieb für Silber

Ähnlich wie Gold erfährt auch Silber einen Schub aufwärts. Die Handelswoche startete mit 17,85 US-Dollar/oz, was seit April 2017 nicht mehr erreicht wurde. Im weiteren Verlauf kratzte der Preis an der 18 US-Dollar/oz-Marke und erreichte bei 18,25 US-Dollar/oz das Wochenhoch. Zum Abschluss der Woche erreichte Silber einen Preis von 18,02 US-Dollar/oz.

Trotz der starken Performance konnte Silber nicht im gleichen Maße wie Gold von der zunehmenden Risikoaversion der Marktteilnehmer profitieren. Das Gold-Silber Ratio handelt seit Wochen auf ähnlich hohem Niveau. Von einer historisch oft gesehenen „Outperformance“ von Silber gegenüber Gold ist daher bisher noch nichts zu sehen.

Fundamental spricht jedoch nichts gegen eine Rückkehr zu diesem Muster in naher Zukunft. Vergangene Woche schienen hauptsächlich noch große Preisabsicherungsgeschäfte durch Minen, die den höheren Preis nutzten, den Preisanstieg zu bremsen. Auch ETF-Bestände wurden leicht reduziert. Die psychologisch wichtige Marke von 18 US-Dollar/oz bleibt vorerst im Fokus. Mittelfristiges Ziel scheint jedoch das Jahreshoch bei 18,67 US-Dollar/oz. Unterstützung findet sich beim Juni-Hoch von 17,75 US-Dollar/oz.

Platin weiterhin im Aufwärtstrend

Auch in der vergangenen Woche bewegte sich Platin weiter nach oben. So eröffnete das Metall die Berichtswoche bei 1.012 US-Dollar/oz und konnte einen Wertzuwachs um 16 US-Dollar/oz über die Woche verzeichnen. Am Freitag schloss Platin dann bei 1.012 US-Dollar/oz.

In der vergangenen Woche veröffentlichte das World Platinum Investment Council (WPIC) seinen Quartalsbericht Q2 2017. Im zweiten Quartal war der Platinmarkt angebotsseitig gut bedient mit einem Angebot über 2 Millionen Unzen (63 Tonnen) und einer Nachfrage von 1,9 Millionen Unzen (61 Tonnen). Das WPIC geht davon aus, dass das Gesamtangebot in diesem Jahr auf insgesamt rund 7,79 Millionen Unzen (242 Tonnen) fallen wird, welches im Vorjahresvergleich einem Rückgang in Höhe von 2 Prozent entspricht.

Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass die Gesamtnachtfrage um 6 Prozent (im Vorjahresvergleich) auf 7,81 Millionen Unzen in diesem Jahr fallen wird, welches insbesondere der fallenden Nachfrage im Automobilsektor geschuldet ist. Somit besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Platinmarkt zum Ende des Jahres mit einem leichten Angebotsdefizit (i.H.v. rd. 15.000 Unzen) insgesamt im Gleichgewicht sein wird. Charttechnisch sehen wir eine Unterstützung bei 966 US-Dollar/oz und Widerstand bei 1.080 US-Dollar/oz.

Gewinnmitnahmen im Palladium

Wie wir berichteten, gehört Palladium dieses Jahr zweifellos zu den Gewinnern unter den Edelmetallen, so dass nun Investoren fleißig ihre Gewinne mitnehmen. Dies spiegelte sich in der Preisentwicklung der vergangenen Woche wider.

Palladium befand sich in der vergangenen Woche im Sinkflug. Am Montag eröffnete Palladium bei 985 US-Dollar/oz, um dann zum Ende der Woche niedriger bei 939 US-Dollar/oz zu schließen. Analysten gehen jedoch davon aus, dass Palladium längerfristig in ein Angebotsdefizit laufen könnte, so dass die Signale für Palladium weiterhin „bullish“ sind. Daher kann davon ausgegangen werden, dass die abwärts gerichtete Preisentwicklung der vergangenen Woche eher von temporärer Natur war.

Aufgrund der knappen Liquidität für Palladium befinden sich die Finanzierungszinsen für das Metall nach wie vor auf sehr hohem Niveau. Palladium ist charttechnisch bei 910 US-Dollar unterstützt und Widerstand besteht bei rund 1.110 US-Dollar sehen.

Rhodium – weiterhin auf hohem Niveau; Nachfrage im Ruthenium hält an; Iridium bleibt stabil

In der Berichtswoche hat sich Rhodium im Vergleich zu den letzten vier Wochen nur leicht nach oben bewegt und scheint sich auf aktuellem Preislevel erst einmal zu stabilisieren. Dennoch ist die Nachfrage weiterhin auf sehr hohem Niveau und es gibt nach wie vor keine Anzeichen, dass sich Investoren aufgrund von Gewinnmitnahmen von Beständen trennen und damit den Preis unter Druck setzen könnten. Im Gegenteil, trotz des vergleichbar hohen Preises, sind sogar weitere spekulative Zukäufe zu beobachten.

Das Umfeld mit starker Nachfrage aus der Automobilindustrie – bedingt durch den „Dieselgate“ – aber auch von der Chemieindustrie lassen aktuell den Ausblick fundamental sehr positiv erscheinen. Die Verfügbarkeit aus Primär- und Sekundärproduktion ist zwar gegeben, aber definitiv nicht hoch genug, um den aktuellen Gesamtbedarf mittelfristig abzudecken. Daher gehen wir weiterhin von einem stabilen, eventuell sogar weiter steigenden Preis aus.

Im Ruthenium hält die Nachfrage weiter an und begründet somit mittelfristig einen wahrscheinlichen Preisanstieg. Besonders sind hier Marktteilnehmer aus Asien aktiv, die sich viel präsenter zeigen als noch vor einigen Wochen. Durch den Aufbau kleinerer spekulativer Positionen erfährt der Markt auch von dieser Seite Unterstützung. Wie bereits angedeutet, könnten wir uns in naher Zukunft auch einen weiteren Preisanstieg vorstellen, falls das Kaufinteresse in dieser Form anhalten sollte.

Der Iridium-Markt hat sich in der Berichtswoche wieder etwas ruhiger gezeigt, aber dennoch insgesamt auf einem sehr stabilen Niveau bewegt. Die physische Nachfrage diverser Anwender und Verbraucher ist weiterhin beständig und gibt aktuell keinen Hinweis auf schwächere Kurse in naher Zukunft. Langfristig wird man abwarten müssen, ob in manchen Industrien, bzw. Anwendungsbereichen Druck auf mögliche Substitution durch den hohen Preis ausgeübt wird.

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