Internationale Märkte

Die Stahlwerke weltweit haben im ersten Halbjahr 2017 mehr Stahlschrott eingesetzt. Insbesondere China und einige osteuropäische Länder sorgten für starke Zuwächse. In manchen Ländern zeigt der Verbrauch aber auch nach unten.

Gute Halbjahres-Bilanz für Stahlschrott


Das erste Halbjahr 2017 ist für die globale Stahlschrottbranche vergleichsweise rund gelaufen. Das geht aus den Zahlen des Weltrecyclingverbands BIR hervor, die der Statistische Berater des Verbands, Rolf Willeke, jüngst präsentierte.

Demnach ist China das Land mit dem höchsten Stahlschrottverbrauch gewesen. Im ersten Halbjahr ist dort der Schrottverbrauch um 46 Prozent auf 62,2 Millionen Tonnen geklettert. Auch in den übrigen Hauptregionen der Welt hat der Schrottverbrauch zugelegt, wenn auch wesentlich weniger stark:

  • In der EU-28 ist der Schrotteinsatz für die Roheisenproduktion um 4,8 Prozent auf 47,717 Millionen Tonnen gestiegen.
  • Die USA erhöhten den Verbrauch um 1,3 Prozent auf 23,8 Millionen Tonnen.
  • Japans Schrottverbrauch ist um 9 Prozent auf 17,85 Millionen Tonnen gestiegen.
  • Die Türkei konnte um 16 Prozent auf 14,582 Millionen Tonnen zulegen.
  • In Russland ist der Stahleinsatz recht marginal gestiegen, und zwar um 0,6 Prozent auf 8,069 Millionen Tonnen.

Osteuropäische Länder holen auf

Innerhalb der EU-28 haben einige osteuropäische Länder ihren Stahlschrottverbrauch ebenfalls stark ausgeweitet. Ungarn beispielsweise hat seinen Verbrauch laut Statistik deutlich steigern können, nämlich um 53,1 Prozent. Allerdings beläuft sich die Schrottmenge nur auf 357.000 Tonnen. Bulgarien hat 29,7 Prozent mehr Stahlschrott eingesetzt, rein mengenmäßig ist aber auch dort der Verbrauch mit 367.000 Tonnen relativ niedrig.

In Deutschland und Frankreich ist der Stahlschrotteinsatz bei der Stahlherstellung fast identisch gewachsen. Frankreich hat den Schrottverbrauch um 3,3 Prozent auf 3,766 Millionen Tonnen gesteigert, Deutschland um 3,2 Prozent auf 9,836 Millionen Tonnen.

Auffällig groß sind die Rückgänge bei zwei Nachbarstaaten ausgefallen. So ist der Schrottverbrauch in den Niederlanden um 14,9 Prozent zurückgegangen. Das Land hat im ersten halben Jahr nur noch 709.000 Tonnen Stahlschrott verbraucht. In Luxemburg ist der Rückgang mit 21,5 Prozent sogar noch größer ausgefallen. Insgesamt hat Luxemburg 1,019 Millionen Tonnen Stahlschrott zur Stahlherstellung eingesetzt.

Importe entwickeln sich größtenteils positiv

Der Importeur Nummer eins, die Türkei, hat auch im ersten Halbjahr am meisten Stahlschrott eingekauft. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres hat das Land 9,327 Millionen Tonnen Stahlschrott eingeführt. Das entspricht einer Steigerung von 1,6 Prozent. Südkorea hat seine Importmenge um 7,8 Prozent auf 3,037 Millionen Tonnen gesteigert. Damit hat sich Südkorea auf den zweiten Platz vorgeschoben und Indien auf den dritten Platz verdrängt.

Auch die meisten anderen Hauptimporteure haben im Jahresvergleich mehr Stahlschrott eingeführt. Nur Indien, die EU-28, Taiwan und Kanada verbuchen ein Minus:

  • Indien: 2,575 Millionen Tonnen (-31,8 Prozent)
  • USA: 2,501 Millionen Tonnen (+26,5 Prozent)
  • Taiwan: 1,501 Millionen Tonnen (-9,4 Prozent)
  • EU-28: 1,363 Millionen Tonnen (-5,3 Prozent)
  • China: 1,314 Millionen Tonnen (+31,5 Prozent)
  • Mexiko: 0,899 Millionen Tonnen (+23 Prozent)
  • Indonesien: 0,723 Millionen Tonnen (+52,5 Prozent)
  • Thailand: 0,658 Millionen Tonnen (+22,3 Prozent)
  • Weißrussland: 0,655 Millionen Tonnen (+24,1 Prozent)
  • Kanada: 0,475 Millionen Tonnen (-45,3 Prozent)
  • Russland: 0,308 Millionen Tonnen (+75 Prozent)
  • Schweiz: 0,268 Millionen Tonnen (+1,1 Prozent)

China und EU-28 steigern Exporte

China hat nicht nur starke Zuwächse beim Schrottverbrauch und bei den Importen vorzuweisen. Auch hinsichtlich der Exportzahlen legte China zu. „Gemäß Zollstatistik hat China von Januar bis Juni 298.106 Tonnen Stahlschrott ausgeführt“, wie Willeke berichtet. Grund für diese Zunahme sei die Stilllegung der Induktionsöfen.

Zu den größten Einkäufern von chinesischem Stahlschrott zählen demnach Taiwan (96.398 Tonnen), Indonesien (48.695 Tonnen), Hongkong (46.781 Tonnen), Vietnam (28.975 Tonnen) und Indien (27.634 Tonnen).

Auf dem ersten Platz bei den Exporten liegen nach wie vor die EU-28. Die EU-Mitgliedsstaaten haben 9,961 Millionen Tonnen Stahlschrott nach Übersee geliefert. Das entspricht einer Steigerung von 15,8 Prozent. Die Hauptabnehmer der EU-28 waren:

  • die Türkei (5,975 Millionen Tonnen)
  • Pakistan (718.000 Tonnen)
  • die USA (651.000 Tonnen)
  • Ägypten (614.000 Tonnen)
  • Indien (560.00 Tonnen)
  • Schweiz (270.000 Tonnen) und
  • China (220.00 Tonnen).

Weniger Exporte in Russland und Japan

Diesem Aufwärtstrend sind noch weitere Staaten gefolgt. Hinter den EU-28 folgen:

  • die USA mit einer Exportmenge von 6,728 Millionen (+14 Prozent)
  • Kanada mit 2,141 Millionen Tonnen (+26,5 Prozent)
  • Australien mit 908.000 (+24,4 Prozent) und
  • Singapur mit 411.000 Tonnen (+3 Prozent)

Japan hingegen steht bei den Exporten auf der Verliererseite. Gemäß den von Willeke präsentierten Zahlen hat Japan im Zeitraum von Januar bis Juni 4,002 Millionen Tonnen Stahlschrott ausgeführt. Das sind 16,1 Prozent weniger als im Vorjahresvergleichszeitraum. Noch größer ist der Exportrückgang in Russland ausgefallen. Mit 2,147 Millionen Tonnen hat Russland 21,6 Prozent weniger Stahlschrott verschifft.

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