Streik an der Westküste der USA

Der monatelange Streik der US-Hafenarbeiter hat die Wirtschaft in Asien und Europa viele Milliarden gekostet. Auch die US-amerikanische Recyclingindustrie musste einen hohen Preis bezahlen

Hafenarbeiter bremsen US-Recyclingindustrie aus


Der Streik der Gewerkschaft der Hafenarbeiter an der US-Westküste hat enorme Folgewirkungen auf die Recyclingindustrie. Über ein halbes Jahr lang stritten Hafenarbeiter und ihre Arbeitgeber an den 29 Häfen um einen neuen Tarifvertrag. Nachdem sich Anfang dieses Jahres die Lage zugespitzt hatte, ist mittlerweile eine vorläufige Einigung erreicht worden. „Die Industrie ist zwar erleichtert, dass es zu einer Einigung gekommen ist, aber dafür musste ein sehr hoher Preis gezahlt werden“, sagt Robin Wiener, Präsidentin des Institute of Scrap Recycling Industries (ISRI). „Die Hafenstreiks haben im vergangenen Jahr hohe Kollateralschäden verursacht.“

„Die monatelangen Streiks an der Westküste haben eine ähnlich schädigende Wirkung auf die Recyclingunternehmen der USA wie die rückläufigen Rohstoffpreise“, schreibt die ISRI-Präsidentin in einem Blogeintrag. Die Hafenarbeitergewerkschaft ILWU führte einen regelrechten Bummelstreik, um Druck auf den Arbeitgeberverband der Reedereien und Hafenbetreiber, die Pacific Maritime Association (PMA), auszuüben. Den Häfen an der US-Westküste kommt dabei eine besondere Bedeutung zu: Im Jahr 2013 wurden laut Wiener über 73 Millionen Tonnen Rohstoffe, darunter über 18 Millionen Tonnen Recyclingmaterialien im Wert von rund 8 Milliarden US-Dollar über die kalifornischen Häfen verschifft. Rund 43 Prozent aller landesweiten Exporte von recycelten Wertstoffen werden über die Häfen Kaliforniens abgewickelt. Hinsichtlich des Materialwerts liegt der Anteil bei 38 Prozent.

In allen Häfen der Westküste zusammengenommen seien im Jahr 2013 Recyclingmaterialien im Wert von ungefähr 9,4 Milliarden US-Dollar umgeschlagen worden. Im vergangenen Jahr jedoch seien die Exporte um fast 12 Prozent auf weniger als 8,4 Milliarden US-Dollar gefallen. „Der Rückgang der Exporte an der Westküste hat sich im Laufe des Streiks noch verstärkt. Im Dezember ist der Wert der Materialexporte um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat abgestürzt“, wie Wiener in ihrem Blogeintrag schreibt. Das entspreche einem Mengenrückgang von fast 160.000 Tonnen Recyclingmaterialien und einem Rückgang des Exportumsatzes von 130 Millionen US-Dollar allein für den Monat Dezember.

Negative Folgen für Ansehen der US-Recycler in Übersee

Auch wenn es nun zu einer vorläufigen Einigung im Tarifstreit gekommen ist, sieht die ISRI-Präsidenten noch keinen Grund zum Jubeln: „Wir können die langfristigen Kosten noch nicht abschätzen, manche könnten katastrophal sein.“ Die wichtigsten Überseemärkte für Exporte über die Häfen der US-Westküste im vergangenen Jahr waren China (Exporte im Wert von 4,2 Milliarden US-Dollar), Taiwan und Südkorea (je 1,1 Milliarden US-Dollar, Japan (402 Millionen US-Dollar) und Thailand (200 Millionen US-Dollar) gewesen. Diese seien kritische und sehr wettbewerbsintensive für US-Schrottexporte, insbesondere in Zeiten eines nachlassenden globalen Wachstums, eines stärkeren US-Dollars und rückläufigen Rohstoffpreisen.

Länger dauernde Verzögerungen der Ausfuhren von US-Schrotten, wie sie durch die Hafenstreiks verursacht wurden, hätten nicht nur negative Auswirkungen auf die Verkaufsmöglichkeiten der US-amerikanischen Recyclingunternehmen in Übersee. „Sie könnten gar zu einem dauerhaften Verlust von Marktanteilen in Übersee führen, falls die dortigen Kunden das Vertrauen in unsere Fähigkeit verlieren, zuverlässig zu liefern“, warnt die ISRI-Präsidentin eindringlich.

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