Phosphor-Rückgewinnung

Nach zwei Jahren Probebetrieb ist die Entscheidung gefallen: Hamburg Wasser und Remondis haben sich auf den Bau einer Tetraphos-Recyclinganlage verständigt. Damit wird die großtechnische Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlammaschen in Hamburg bald Wirklichkeit.

Hamburg Wasser setzt Tetraphos-Verfahren großtechnisch um


Die Pläne der Stadt Hamburg für die Verwertung von Klärschlämmen werden konkret. Wie die kommunale Hamburg Wasser und der Entsorgungskonzern Remondis mitteilen, wurde kürzlich die Hamburger Phosphorrecyclinggesellschaft mbh gegründet. Sie soll auf dem Gelände des Klärwerks Köhlbrandhöft eine Phosphorrecyclinganlage im industriellen Maßstab entwickeln.

Damit wird die Pilotanlage, die dort zwei Jahre lang im Probebetrieb lief, von einer großtechnischen Anlage abgelöst. Gleichzeitig wird das von Remondis entwickelte Tetraphos-Verfahren in den kommerziellen Betrieb überführt. Der Probebetrieb habe die technische Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit des Verfahrens bestätigt, wie es heißt.

Den Verantwortlichen zufolge ist das Tetraphos-Verfahren das derzeit einzig bekannte am Markt, das Phosphor wirtschaftlich zurückgewinnt. Schon ab 2020 wollen sie aus jährlich 20.000 Tonnen Klärschlammasche 6.500 Tonnen hochreine Phosphorsäure zurückgewinnen. Calcium sowie Aluminium- und Eisensalze sollen als weitere Produkte genutzt werden.


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[su_spoiler title=“Stichwort: Tetraphos-Verfahren“]

Das Tetraphos-Verfahren im Überblick:

  • Phosphor-Ausbeute

Die Phosphorausbeute beträgt mehr als 90 Prozent des in der Klärschlammasche vorhandenen Phosphors. In der Praxis ist die Ausbeute auf mehr als 80 Prozent dimensioniert.

  • Verfahren

Das Verfahren funktioniert mit Säureaufschluss (saure Hydrolyse) mittels verdünnter Phosphorsäure. Anschließend erfolgt eine Reinigung in vier Selektionsstufen.

  • Besonderheit

Beim Tetratphos-Verfahren wird die Lösungssäure wiederverwendet. Neben Phosphat/Phosphorsäure entstehen Calcium (eventuell als Gips für die Baustoffindustrie) sowie Aluminium- und Eisensalze. Aluminium wird als Fällmittel für die Abwasserreinigung und Phosphorelimination auf der Kläranlage wiederverwendet. Die abgereicherte Asche kann in der Baustoffindustrie genutzt werden – der Produktname für die gewonnene Phosphorsäure lautet RePacid.

  • Stand des Verfahrens

Die großtechnische Umsetzung soll in diesem Jahr erfolgen. Der Regelbetrieb ist für 2020 vorgesehen. Die Herstellung der Aschen erfolgt nach einem Entwässerungsschritt und dem Verbrennen in der Klärschlammverbrennungsanlage Vera in Hamburg.

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Mit dem Anlagenbau kommen die Hamburger den Vorgaben der Bundesregierung nach. Sie hat in der neuen Klärschlammverordnung, die vor knapp einem Jahr vom Bundesrat beschlossen wurde, festgelegt, dass Phosphor aus Abwasser künftig recycelt werden muss. Kläranlagenbetreiber ab 100.000 Einwohnerwerten müssen den Rohstoff spätestens ab 2029 großtechnisch zurückgewinnen.

Hausinternen Schätzungen zufolge wird die Anlage in Hamburg rund 15 Millionen Euro kosten. Das Projekt wird seit Herbst 2017 mit mehr als drei Millionen Euro aus dem Umweltinnovationsprogramm des Bundesumweltministeriums gefördert.

 

© 320°/bs | 05.04.2018

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