Neue Recyclingholz-Verordnung in Österreich

Wird Altholz in Deutschland knapp? Zumindest für Süddeutschland ist das vorstellbar. Grund ist die neue Recyclingholz-Verordnung in Österreich. Aber auch die österreichischen Sammler und Behandler dürften die neue Regelung zu spüren bekommen.

Holzenergiebranche befürchtet Versorgungsengpässe bei Altholz


Mit der am 1. September in Kraft getretenen Novellierung der Recyclingholz-Verordnung will der österreichische Gesetzgeber vor allem die stoffliche Nutzung von Altholz erhöhen. Das Ziel ist unter anderem ein höherer Anteil von Recyclingholz bei der Produktion von Spanplatten. So soll der aktuelle Anteil von 28 Prozent auf durchschnittlich 45 Prozent gesteigert werden.

Doch das wird nicht ohne massive Altholzimporte zu machen sein, ist sich der Fachverband Holzenergie im Bundesverband BioEnergie sicher. Der Verband befürchtet, dass sich die Rohstoffsituation im süddeutschen Raum verschärfen könnte. Letztendlich könnte das zu Versorgungsengpässen auch von Biomasse(heiz)-Kraftwerken führen. Das wiederum habe auch erhebliche Konsequenzen für die Energiewende in Bayern, für die die Altholzkraftwerke eine wichtige Rolle spielten.

statistic_id195380_produktion-von-holzplatten-in-europa-nach-laendern-2013Ein weiterer Kritikpunkt des Fachverbands Holzenergie betrifft die abweichenden Vorgaben zwischen österreichischer Recyclingholz-Verordnung und deutscher Altholz-Verordnung. Bereits die zuvor gültige österreichische Verordnung sei hinsichtlich Parameterfestlegung und Qualitätssicherung sehr unausgewogen und mit den in Deutschland gültigen Standards nicht kompatibel gewesen, urteilt der Fachverband. Entgegen der Vorschriften in Deutschland seien in Österreich auch Mischungen von stärker und schwächer schadstoffbelasteten Abfallsortimenten ausdrücklich erlaubt, um Grenzwertvorgaben durch Verdünnung doch noch einhalten zu können.

Weitere Erleichterungen für österreichische Verwerter

Die neue AltholzV wird den österreichischen Verwertern durch die Verpflichtung zu einer vorrangig stofflichen Verwertung sogar noch weitergehende Erleichterungen bringen, befürchten die deutschen Branchenexperten. Denn nun müssten alle Altholzqualitäten – mit Ausnahme gefährlicher Holzabfälle – stofflich verwertet werden; es sei denn, dass analytisch bewiesen werden könne, dass sich das Altholz nicht für eine stoffliche Verwertung eigne. Dies sei eine Umkehr der Beweislast zu Lasten von Umwelt- und Verbraucherschutz, die eine dringend gebotene Analyse des Materials beim Import beispielsweise aus Bayern obsolet mache.

„Es wird offensichtlich in Kauf genommen, die Qualitäten der Spanplatte weiter abzusenken. Diese Entwicklung überrascht insofern, da aktuelle Veröffentlichungen bereits Qualitätsfragen aufwerfen“, kommentiert Frank Scholl, Leiter der Arbeitsgruppe Holz(heiz)-Kraftwerke im Fachverband Holzenergie, die Entwicklung. Insbesondere die Gleichwertigkeit des Verwertungsverfahrens in Österreich und Deutschland sei völlig in Frage gestellt.

Nicht nur auf deutscher Seite wird Kritik an der neuen RecyclingholzV geübt. Auch der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VÖEB) hat bereits im Vorfeld etliche Haare in der Suppe gefunden. Zwar begrüßt der Verband die Einhaltung der Abfallhierarchie. Allerdings seien die Vorgaben zur Zielerreichung zu restriktiv ausgelegt. Zudem greife die Änderung der RecyclingholzV in laufende Geschäftsbeziehungen von Sammlern und Behandlern massiv ein. Auf alle Fälle werde der administrative und finanzielle Aufwand für Sammler und Behandler erhöht, sagt der VÖEB. In der Folge verteuere sich der Sekundärrohstoff Altholz.

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