Energiespeicherung

Der Autohersteller Hyundai will seine gebrauchten Elektrofahrzeugbatterien für den Energiespeichermarkt einsetzen. Dafür kooperieren die Südkoreaner mit einem finnischen Unternehmen. Die Partnerschaft zielt zudem auf das Recycling von Altbatterien aus E-Autos ab.

Hyundai will E-Auto-Batterien für neue Zwecke verwenden


Batteriespeicher-Anwendungen sind ein Wachstumsmarkt. Im Jahr 2025 werden dank Second-Life-Batterien aus E-Autos weltweit etwa 29 Gigawattstunden Energie zur Verfügung stehen. Derzeit sind es nur 10 Gigawattstunden. In diesen Markt und die Zweitverwertung ausgedienter E-Auto-Batterien will nun auch der Autohersteller Hyundai einsteigen.

Hyundai kooperiert dabei mit dem finnischen Technologie- und Energieunternehmen Wärtsilä. Die Vereinbarung sieht vor, dass Second-Life-Akkus von Hyundai als stationäre Energiespeicher genutzt und über Wärtsiläs Vertriebsnetz vermarktet werden. Hyundai und Wärtsilä haben dabei sowohl Anwendungen im Versorgungsbereich als auch kommerzielle Anwendungen vor Augen, die sich für Elektrofahrzeugbatterien der zweiten Generation eignen.

Ganzheitlicher Ansatz bei Batterieherstellung verfolgt

„Energiespeicherung ist der logische nächste Schritt im After-Market von Batterien für Elektrofahrzeuge“, sagt Youngcho Chi, der bei Hyundai verantwortlich für den Geschäftsbereich Innovation ist. „Indem wir ressourcenintensive Produkte wie Elektrofahrzeugbatterien einem neuen Zweck zuführen, vermeiden wir Entsorgungskosten.“

Die Südkoreaner haben demnach bereits Batterien des Hyundai Ioniq Electric und dem Kia Soul in einem Demonstrationsprojekt in der Fabrik von Hyundai Steel eingesetzt. Beide Partner wollen zudem einen ganzheitlichen Ansatz von der Batterieherstellung über deren Einsatz in Elektroautos und stationären Energiespeichern bis hin zum Recycling von Batteriematerialien erarbeiten.

Automobilbranche als Schlüssel für Energiewende?

An der Zweitverwendung von sekundären Batteriespeichersysteme wird auch in Deutschland geforscht. So zum Beispiel im EU-Projekt „Energy Local Storage Advanced System“, kurz Elsa genannt. Innerhalb dieses Forschungsprojekts sollen sechs Energiespeichersysteme für Fabriken, große Büro- und Wohngebäude sowie Stadtteile in fünf europäischen Ländern aufgebaut werden. Basis sollen Batterien aus Elektrofahrzeugen der Serien Renault Kangoo Z.E. und Nissan Leaf sein.

Auch deutsche Automobilhersteller wie BMW und Daimler wollen den Batterien aus Elektrofahrzeugen ein zweites Leben bescheren. Die Automobil-Branche könnte sogar zum Schlüssel für die Energiewende werden. Davon sind die Autoren einer Studie des Bundesverbands Erneuerbare Energien und der Deutschen Messe überzeugt. Denn in alten Lithium-Ionen-Akkus aus Elektroautos steckt noch jede Menge Energie: etwa 70 bis 80 Prozent ihrer ursprünglichen Leistung.

Bereits im Jahr 2025 könnten die ausgedienten Akkus als stationärer Energiespeicher 25 Gigawattstunden Strom erzeugen, wie es in der Studie heißt. Das sei genauso viel wie die Hälfte aller deutschen Pumpspeicher-Kraftwerke momentan produzieren. Diese Strommenge würde ausreichen, um ganz Deutschland eine halbe Stunde lang mit Strom zu versorgen.

Über Wärtsilä

Wärtsilä gehört eigenen Angaben zufolge zu den führenden Herstellern von Schiffsmotoren und Kraftwerken. Das finnische Unternehmen hat drei Hauptgeschäftsfelder: Energielösungen, Schifffahrtsindustrielösungen sowie die Servicedienstleitungen für beide Märkte. Das Servicenetz umfasst demnach mehr als 200 Niederlassungen in rund 70 Ländern.

In Deutschland verfügt Wärtsilä über Standorte in Hamburg, Geesthacht, Wilhelmshaven, Bremerhaven, Elmenhorst, Emden, Kiel, Bremen und Jemgum und beschäftigt dort insgesamt etwa 1.300 Mitarbeiter.

Wärtsilä hat 2017 weltweit Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 4 Gigawatt abgesetzt. Im vergangenen Jahr haben sich die Finnen mit dem Aufkauf des US-amerikanischen Unternehmens Greensmith Energy den Zugang zu neuester Energiespeicher-Technologie und der dazugehörigen Software gesichert.

 

© 320° | 28.06.2018

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